[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.ich leicht fertig, und zwar mit einem Freund von Dir. -- ihre
ich leicht fertig, und zwar mit einem Freund von Dir. — ihre
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0154" n="144"/> ich leicht fertig, und zwar mit einem Freund von Dir. —<lb/> Es klingelt, haſtig ſpringe ich an die Hausthür, um zu<lb/> öffnen; ein Mann in ſchwarzer Kleidung, ernſten An-<lb/> ſehens, etwas erhitzten Augen, tritt ein, — noch ehe er<lb/> ſeinen Namen genannt, oder geſagt, was ſein Verlan-<lb/> gen iſt, küßt er mich; noch ehe ich mich beſinnen konnte,<lb/> geb' ich ihm eine Ohrfeige, und dann erſt ſeh' ich ihm<lb/> ergrimmt in's Antlitz und erkenne ein freundliches Ge-<lb/> ſicht, das gar nicht erſchreckt und nicht erbittert über<lb/> mein Verfahren zu ſein ſcheint; um meiner Verlegenheit<lb/> zu entgehen — denn ich wußte nicht ob ich Recht oder<lb/> Unrecht gethan hatte — öffne ich ihm raſch die Thüren<lb/> zu den Zimmern der Großmutter. Da war nun meine<lb/> Überraſchung bald in Schrecken umgewandelt, da dieſe<lb/> mit der höchſten Begeiſtrung ausrief, einmal über das<lb/> andre: „Iſt es möglich? Herder, mein Herder! daß Euer<lb/> Weg Euch zu dieſer Grillenhütte führt? — ſeid tauſend-<lb/> mal umarmt, und hier folgten dieſe tauſend Umarmun-<lb/> gen, während denen ich mich leiſe davonſchlich und<lb/> wünſchte, es möge in dieſem Schwall von Liebkoſungen<lb/> die <hi rendition="#g">eine</hi> untergehen, die ihm mit einer Ohrfeige war<lb/> beantwortet worden. Allein, dem nicht ſo, er vergaß<lb/> weder Kuß noch Ohrfeige, er ſchielte an das Herz der<lb/> Großmutter von ihren umfaſſenden Armen gefeſſelt über<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ihre</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0154]
ich leicht fertig, und zwar mit einem Freund von Dir. —
Es klingelt, haſtig ſpringe ich an die Hausthür, um zu
öffnen; ein Mann in ſchwarzer Kleidung, ernſten An-
ſehens, etwas erhitzten Augen, tritt ein, — noch ehe er
ſeinen Namen genannt, oder geſagt, was ſein Verlan-
gen iſt, küßt er mich; noch ehe ich mich beſinnen konnte,
geb' ich ihm eine Ohrfeige, und dann erſt ſeh' ich ihm
ergrimmt in's Antlitz und erkenne ein freundliches Ge-
ſicht, das gar nicht erſchreckt und nicht erbittert über
mein Verfahren zu ſein ſcheint; um meiner Verlegenheit
zu entgehen — denn ich wußte nicht ob ich Recht oder
Unrecht gethan hatte — öffne ich ihm raſch die Thüren
zu den Zimmern der Großmutter. Da war nun meine
Überraſchung bald in Schrecken umgewandelt, da dieſe
mit der höchſten Begeiſtrung ausrief, einmal über das
andre: „Iſt es möglich? Herder, mein Herder! daß Euer
Weg Euch zu dieſer Grillenhütte führt? — ſeid tauſend-
mal umarmt, und hier folgten dieſe tauſend Umarmun-
gen, während denen ich mich leiſe davonſchlich und
wünſchte, es möge in dieſem Schwall von Liebkoſungen
die eine untergehen, die ihm mit einer Ohrfeige war
beantwortet worden. Allein, dem nicht ſo, er vergaß
weder Kuß noch Ohrfeige, er ſchielte an das Herz der
Großmutter von ihren umfaſſenden Armen gefeſſelt über
ihre
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |