[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.In allem nur sich sehen, und gegen sich den rein- Auch der sinnliche Schlaf soll so genossen werden, Vielleicht vererben sich die geistigen Reichthümer Wachsen ist das Gefühl, daß das Uranfänglichste Der Genius allein kann die verletzte Unschuld her- Hier übermannte mich ein tieferer Schlaf. -- Am Nun will ich Dir auch gleich die Geschichte meines In allem nur ſich ſehen, und gegen ſich den rein- Auch der ſinnliche Schlaf ſoll ſo genoſſen werden, Vielleicht vererben ſich die geiſtigen Reichthümer Wachſen iſt das Gefühl, daß das Uranfänglichſte Der Genius allein kann die verletzte Unſchuld her- Hier übermannte mich ein tieferer Schlaf. — Am Nun will ich Dir auch gleich die Geſchichte meines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0153" n="143"/> <p>In allem nur ſich ſehen, und gegen ſich den rein-<lb/> ſten Willen haben, dann iſt der Geiſt mächtig.</p><lb/> <p>Auch der ſinnliche Schlaf ſoll ſo genoſſen werden,<lb/> daß er ein geiſtiger Balſam ſei.</p><lb/> <p>Vielleicht vererben ſich die geiſtigen Reichthümer<lb/> wie die irdiſchen, vielleicht vertheilen die Geiſter ihre<lb/> Fähigkeiten auf ihre Nachkommen! „Ich erkenne an<lb/> dem Gedanken, weß Geiſtes Kind du biſt.“ Dies Sprüch-<lb/> wort beurkundet meine Bemerkung.</p><lb/> <p>Wachſen iſt das Gefühl, daß das Uranfänglichſte<lb/> zu ſeinem Urſprung in die Ewigkeit dringt.</p><lb/> <p>Der Genius allein kann die verletzte Unſchuld her-<lb/> ſtellen. O komm Genius, und befriede Dich mit mir!</p><lb/> <p>Hier übermannte mich ein tieferer Schlaf. — Am<lb/> Morgen fand ich mein beſchriebenes Papier, ich erin-<lb/> nerte mich ſeiner kaum, aber ſehr deutlich erinnerte ich<lb/> mich des Behagens in der Nacht, und daß es eine Em-<lb/> pfindung war, wie dem Kind in der Wiege das Schau-<lb/> keln ſein muß, und ich dachte, daß ich oft ſo träumen<lb/> möchte. —</p><lb/> <p>Nun will ich Dir auch gleich die Geſchichte meines<lb/> zweiten Kuſſes erzählen; er folgte beinah unmittelbar<lb/> auf den erſten, und was denkſt Du von Deinem Mäd-<lb/> chen, daß es ſo leichtfertig geworden! ja diesmal wurde<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0153]
In allem nur ſich ſehen, und gegen ſich den rein-
ſten Willen haben, dann iſt der Geiſt mächtig.
Auch der ſinnliche Schlaf ſoll ſo genoſſen werden,
daß er ein geiſtiger Balſam ſei.
Vielleicht vererben ſich die geiſtigen Reichthümer
wie die irdiſchen, vielleicht vertheilen die Geiſter ihre
Fähigkeiten auf ihre Nachkommen! „Ich erkenne an
dem Gedanken, weß Geiſtes Kind du biſt.“ Dies Sprüch-
wort beurkundet meine Bemerkung.
Wachſen iſt das Gefühl, daß das Uranfänglichſte
zu ſeinem Urſprung in die Ewigkeit dringt.
Der Genius allein kann die verletzte Unſchuld her-
ſtellen. O komm Genius, und befriede Dich mit mir!
Hier übermannte mich ein tieferer Schlaf. — Am
Morgen fand ich mein beſchriebenes Papier, ich erin-
nerte mich ſeiner kaum, aber ſehr deutlich erinnerte ich
mich des Behagens in der Nacht, und daß es eine Em-
pfindung war, wie dem Kind in der Wiege das Schau-
keln ſein muß, und ich dachte, daß ich oft ſo träumen
möchte. —
Nun will ich Dir auch gleich die Geſchichte meines
zweiten Kuſſes erzählen; er folgte beinah unmittelbar
auf den erſten, und was denkſt Du von Deinem Mäd-
chen, daß es ſo leichtfertig geworden! ja diesmal wurde
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