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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.

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Küche, ich holte ihr Wasser und Holz, unter dem Vor-
wand, daß es doch noch gefährlich sein könne unter
freiem Himmel, sie ließ sich's gefallen; -- endlich und
endlich kam die Nacht, der Nachbar hatte Rapport ge-
bracht, daß nichts zu fürchten sei vor der Hand, und
so legte man sich zur Ruhe, deren man so sehr bedurfte.
Ich hatte meine Schlafstätte im Nebenzimmer der Groß-
mutter, von da konnte ich den Holzstall, der vom Mond
beschienen war, beobachten, ich ordnete nun meinen Plan:
für's erste mußten Kleider geschafft werden, die den Sol-
daten verläugneten. Wie gut, daß ich die Bibliothek
offen gelassen! da oben hing ein Jagdkleid und Mütze
-- von welchem Schnitt, ob alt- oder neumodisch --
wußt' ich nicht. Wie ein Geist schlich ich auf bloßen
Strümpfen an der Tante Zimmer vorbei, schwebend
trug ich's herunter, damit die metallnen Knöpfe nicht
rasselten, er zog es an, es saß wie angegossen -- Gott
hat es ihm angepaßt! und die Jagdmütze dazu! ich
hatte das Geld, was man mir schenkte, immer in das
Kissen eines ledernen Sessels gesteckt, weil ich keine Ge-
legenheit hatte es zu brauchen. Jetzt durchsuchte ich
den Sessel, und es fand sich eine ziemliche Baarschaft
zusammen, die ich meinem Geretteten als Zehrpfennig
einhändigte. Nun führte ich ihn durch den mondbe-

Küche, ich holte ihr Waſſer und Holz, unter dem Vor-
wand, daß es doch noch gefährlich ſein könne unter
freiem Himmel, ſie ließ ſich's gefallen; — endlich und
endlich kam die Nacht, der Nachbar hatte Rapport ge-
bracht, daß nichts zu fürchten ſei vor der Hand, und
ſo legte man ſich zur Ruhe, deren man ſo ſehr bedurfte.
Ich hatte meine Schlafſtätte im Nebenzimmer der Groß-
mutter, von da konnte ich den Holzſtall, der vom Mond
beſchienen war, beobachten, ich ordnete nun meinen Plan:
für's erſte mußten Kleider geſchafft werden, die den Sol-
daten verläugneten. Wie gut, daß ich die Bibliothek
offen gelaſſen! da oben hing ein Jagdkleid und Mütze
— von welchem Schnitt, ob alt- oder neumodiſch —
wußt' ich nicht. Wie ein Geiſt ſchlich ich auf bloßen
Strümpfen an der Tante Zimmer vorbei, ſchwebend
trug ich's herunter, damit die metallnen Knöpfe nicht
raſſelten, er zog es an, es ſaß wie angegoſſen — Gott
hat es ihm angepaßt! und die Jagdmütze dazu! ich
hatte das Geld, was man mir ſchenkte, immer in das
Kiſſen eines ledernen Seſſels geſteckt, weil ich keine Ge-
legenheit hatte es zu brauchen. Jetzt durchſuchte ich
den Seſſel, und es fand ſich eine ziemliche Baarſchaft
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einhändigte. Nun führte ich ihn durch den mondbe-

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[134/0144] Küche, ich holte ihr Waſſer und Holz, unter dem Vor- wand, daß es doch noch gefährlich ſein könne unter freiem Himmel, ſie ließ ſich's gefallen; — endlich und endlich kam die Nacht, der Nachbar hatte Rapport ge- bracht, daß nichts zu fürchten ſei vor der Hand, und ſo legte man ſich zur Ruhe, deren man ſo ſehr bedurfte. Ich hatte meine Schlafſtätte im Nebenzimmer der Groß- mutter, von da konnte ich den Holzſtall, der vom Mond beſchienen war, beobachten, ich ordnete nun meinen Plan: für's erſte mußten Kleider geſchafft werden, die den Sol- daten verläugneten. Wie gut, daß ich die Bibliothek offen gelaſſen! da oben hing ein Jagdkleid und Mütze — von welchem Schnitt, ob alt- oder neumodiſch — wußt' ich nicht. Wie ein Geiſt ſchlich ich auf bloßen Strümpfen an der Tante Zimmer vorbei, ſchwebend trug ich's herunter, damit die metallnen Knöpfe nicht raſſelten, er zog es an, es ſaß wie angegoſſen — Gott hat es ihm angepaßt! und die Jagdmütze dazu! ich hatte das Geld, was man mir ſchenkte, immer in das Kiſſen eines ledernen Seſſels geſteckt, weil ich keine Ge- legenheit hatte es zu brauchen. Jetzt durchſuchte ich den Seſſel, und es fand ſich eine ziemliche Baarſchaft zuſammen, die ich meinem Geretteten als Zehrpfennig einhändigte. Nun führte ich ihn durch den mondbe-

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Zitationshilfe: [Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/144>, abgerufen am 25.11.2024.