[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.Geliebte, wie die Sonnenstrahlen wärmend den Fluß Ach ich fühls! mich durchzücken leise Schauer, daß Geliebte, wie die Sonnenſtrahlen wärmend den Fluß Ach ich fühls! mich durchzücken leiſe Schauer, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0129" n="119"/> Geliebte, wie die Sonnenſtrahlen wärmend den Fluß<lb/> berühren, wie die leiſen Frühlingslüfte, die den Duft<lb/> und den Blüthenſtaub zu dem Fluß tragen, der dieſe<lb/> ſchönen Geſchenke des Frühlings mit ſeinen Wellen ver-<lb/> miſcht. Wenn alles Wirken in der Natur ſich geiſtig<lb/> in ſich ſelbſt fühlt, ſo empfindet der Fluß dieſe liebko-<lb/> ſenden Berührungen als ein innerlichſtes Weſentlich-<lb/> ſtes. — Warum ſollte ich dies bezweifeln? — warum<lb/> empfinden wir die Entzückungen des Frühlings, als nur<lb/> weil er den Rythmus angiebt, mit dem der Geiſt ſich<lb/> aufzuſchwingen vermag? — alſo wenn Du meiner ge-<lb/> denkſt, ſo giebſt Du den Rythmus an, mit dem meine<lb/> Begeiſtrung ſich zu dem Begriff von Seeligkeit aufzu-<lb/> ſchwingen vermag.</p><lb/> <p>Ach ich fühls! mich durchzücken leiſe Schauer, daß<lb/> Du meiner gedenken ſollteſt in der Ferne, daß das Be-<lb/> hagen, die Luſt Deiner Tage einen Augenblick erhöht<lb/> wird durch meine Liebe. Sieh', ſo ſchön iſt das Geweb'<lb/> meiner innern Gedankenwelt, wer möchte es zerſtören!<lb/> Muſik! jeder Ton in ihr iſt weſentlich, iſt der Keim ei-<lb/> ner Modulation, in die die ganze Seele ſich fügt, und<lb/> ſo verſchieden, ſo in ſich abgeſchloſſen die melodiſchen<lb/> Formen ſind, in die dieſe Gedankenwelt ſich ergießt: ſo<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0129]
Geliebte, wie die Sonnenſtrahlen wärmend den Fluß
berühren, wie die leiſen Frühlingslüfte, die den Duft
und den Blüthenſtaub zu dem Fluß tragen, der dieſe
ſchönen Geſchenke des Frühlings mit ſeinen Wellen ver-
miſcht. Wenn alles Wirken in der Natur ſich geiſtig
in ſich ſelbſt fühlt, ſo empfindet der Fluß dieſe liebko-
ſenden Berührungen als ein innerlichſtes Weſentlich-
ſtes. — Warum ſollte ich dies bezweifeln? — warum
empfinden wir die Entzückungen des Frühlings, als nur
weil er den Rythmus angiebt, mit dem der Geiſt ſich
aufzuſchwingen vermag? — alſo wenn Du meiner ge-
denkſt, ſo giebſt Du den Rythmus an, mit dem meine
Begeiſtrung ſich zu dem Begriff von Seeligkeit aufzu-
ſchwingen vermag.
Ach ich fühls! mich durchzücken leiſe Schauer, daß
Du meiner gedenken ſollteſt in der Ferne, daß das Be-
hagen, die Luſt Deiner Tage einen Augenblick erhöht
wird durch meine Liebe. Sieh', ſo ſchön iſt das Geweb'
meiner innern Gedankenwelt, wer möchte es zerſtören!
Muſik! jeder Ton in ihr iſt weſentlich, iſt der Keim ei-
ner Modulation, in die die ganze Seele ſich fügt, und
ſo verſchieden, ſo in ſich abgeſchloſſen die melodiſchen
Formen ſind, in die dieſe Gedankenwelt ſich ergießt: ſo
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