[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.Klage bewegen würde, der wird ein Stachel für Deine Du giebst jedem Stoff, jedem Moment alles, was Klage bewegen würde, der wird ein Stachel für Deine Du giebſt jedem Stoff, jedem Moment alles, was <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0125" n="115"/> Klage bewegen würde, der wird ein Stachel für Deine<lb/> Begeiſtrung. Was Andre niederſchlägt, das entfaltet<lb/> Deinen Flug, der Dich den Bedrängniſſen enthebt, wo<lb/> Du den reinen Äther trinkſt und die <choice><sic>Empſindung</sic><corr>Empfindung</corr></choice> des<lb/> Elends Dich nicht verdirbt. Du nimmſt Dein Geſchick als<lb/> Koſt nur aus den Händen der Götter und trinkſt den bit-<lb/> teren Kelch, wie den ſüßen mit dem Gefühl der Überle-<lb/> genheit. Du läßt Dich nicht berauſchen, wie ich mich<lb/> berauſchen laſſe auf dem Weg, der zu Dir führt, Du<lb/> würdeſt nicht, wie ich, der Verzweiflung hingegeben ſein,<lb/> wenn ein Abgrund Dich von Deinem Glück trennte.<lb/> Und ſo hat Unglück nichts mit Dir zu ſchaffen, Du<lb/> weißt es zu ſchaffen, Dein Glück, in jedem kleinem Er-<lb/> eigniß, wie die allſeelige Natur auch der geringſten<lb/> Blume eine Blüthezeit gewährt, in der ſie duftet und<lb/> die Sonne ihr in den Kelch ſcheint.</p><lb/> <p>Du giebſt jedem Stoff, jedem Moment alles, was<lb/> ſich von Seeligkeit in ihn bilden läßt, und ſo haſt Du<lb/> mir gegeben, da ich doch zu Deinen Füßen hingegeben<lb/> bin; und ſo hab' auch ich einen Moment Deines Glük-<lb/> kes erfüllt. Was will ich mehr! da in ihm eine Auf-<lb/> gabe liegt, bis zum letzten Athemzug.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [115/0125]
Klage bewegen würde, der wird ein Stachel für Deine
Begeiſtrung. Was Andre niederſchlägt, das entfaltet
Deinen Flug, der Dich den Bedrängniſſen enthebt, wo
Du den reinen Äther trinkſt und die Empfindung des
Elends Dich nicht verdirbt. Du nimmſt Dein Geſchick als
Koſt nur aus den Händen der Götter und trinkſt den bit-
teren Kelch, wie den ſüßen mit dem Gefühl der Überle-
genheit. Du läßt Dich nicht berauſchen, wie ich mich
berauſchen laſſe auf dem Weg, der zu Dir führt, Du
würdeſt nicht, wie ich, der Verzweiflung hingegeben ſein,
wenn ein Abgrund Dich von Deinem Glück trennte.
Und ſo hat Unglück nichts mit Dir zu ſchaffen, Du
weißt es zu ſchaffen, Dein Glück, in jedem kleinem Er-
eigniß, wie die allſeelige Natur auch der geringſten
Blume eine Blüthezeit gewährt, in der ſie duftet und
die Sonne ihr in den Kelch ſcheint.
Du giebſt jedem Stoff, jedem Moment alles, was
ſich von Seeligkeit in ihn bilden läßt, und ſo haſt Du
mir gegeben, da ich doch zu Deinen Füßen hingegeben
bin; und ſo hab' auch ich einen Moment Deines Glük-
kes erfüllt. Was will ich mehr! da in ihm eine Auf-
gabe liegt, bis zum letzten Athemzug.
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