[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.die nicht geheuer waren, forteilte in tiefer, regungsloser die nicht geheuer waren, forteilte in tiefer, regungsloſer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0110" n="100"/> die nicht geheuer waren, forteilte in tiefer, regungsloſer<lb/> Nacht, bis ich zum Springbrunnen kam zwiſchen Blu-<lb/> menbeeten, wo jede Blume, jedes Kraut in täuſchender<lb/> Dämmerung ein Traumgeſicht ausdrückte, wo ſie buhl-<lb/> ten und ſtritten mit der Phantaſie. Dort ſtand ich<lb/> und ſah, wie der von den Lüften bewegte Waſſerſtrahl<lb/> hinüber und herüberſchwankte und wie die Mondesſtrah-<lb/> len das bewegte Waſſer durchwebten, und wie der Blitz<lb/> mit zingelnder Eile ſilberne Hieroglyphen in die wogen-<lb/> den Kreiſe ſchrieb; da kniete ich in den feuchten Sand,<lb/> und beugte mich über dies ſchwindelnde Lichtweben, und<lb/> lauſchte mit allen Sinnen, und mein Herz hielt ſtill,<lb/> und ich nahm es an, als ob mir dieſe ſchwindenden<lb/> Strahlenzüge etwas hinſchrieben, und mein Herz war<lb/> freudig, als ob ich ſie verſtanden hätte, daß ihr Inhalt<lb/> mir Glück andeute; ich ging zurück durch die langen<lb/> dunklen labyrinthiſchen Gänge, vorüber an Bildern von<lb/> wunderlichen Heiligen in gelaſſener Ruhe, bis zu mei-<lb/> nem Bettchen, das im Erker am Fenſter eingeklemmt<lb/> war, da öffnete ich leiſe das Fenſter dem Mondlicht,<lb/> und ließ es meine Bruſt anſtrahlen; — ja, mich um-<lb/> armte in jenen glücklichen, glückbringenden Momenten<lb/> ein freudegeiſtiges Gefühl, groß, allumfaſſend, es um-<lb/> armte von außen mein Herz; mein Herz fühlte ſich um-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0110]
die nicht geheuer waren, forteilte in tiefer, regungsloſer
Nacht, bis ich zum Springbrunnen kam zwiſchen Blu-
menbeeten, wo jede Blume, jedes Kraut in täuſchender
Dämmerung ein Traumgeſicht ausdrückte, wo ſie buhl-
ten und ſtritten mit der Phantaſie. Dort ſtand ich
und ſah, wie der von den Lüften bewegte Waſſerſtrahl
hinüber und herüberſchwankte und wie die Mondesſtrah-
len das bewegte Waſſer durchwebten, und wie der Blitz
mit zingelnder Eile ſilberne Hieroglyphen in die wogen-
den Kreiſe ſchrieb; da kniete ich in den feuchten Sand,
und beugte mich über dies ſchwindelnde Lichtweben, und
lauſchte mit allen Sinnen, und mein Herz hielt ſtill,
und ich nahm es an, als ob mir dieſe ſchwindenden
Strahlenzüge etwas hinſchrieben, und mein Herz war
freudig, als ob ich ſie verſtanden hätte, daß ihr Inhalt
mir Glück andeute; ich ging zurück durch die langen
dunklen labyrinthiſchen Gänge, vorüber an Bildern von
wunderlichen Heiligen in gelaſſener Ruhe, bis zu mei-
nem Bettchen, das im Erker am Fenſter eingeklemmt
war, da öffnete ich leiſe das Fenſter dem Mondlicht,
und ließ es meine Bruſt anſtrahlen; — ja, mich um-
armte in jenen glücklichen, glückbringenden Momenten
ein freudegeiſtiges Gefühl, groß, allumfaſſend, es um-
armte von außen mein Herz; mein Herz fühlte ſich um-
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