griffen zu werden, ich hoffe der Schmetterling der da herausfliegt wird Dich noch als Bewohner dieses Erden- runds begrüßen und Dir beweisen wie die Psychen auch auf scheinbar verschiednen Bahnen einander begegnen.
Auch deine lyrischen Aufforderungen an eine frü- here Epoche des Autors haben mir in manchem Sinne zugesagt, und wüchse der Mensch nicht aus der Zeit mehr noch wie aus Seelenepochen heraus, so würd ich nicht noch einmal erleben wie schmerzlich es ist, solchen Bitten kein Gehör zu geben.
Deine interessanten Ereignisse mit dem hohen Pro- tektor eigner feindlicher Widersacher, macht mich begie- rig noch mehr und auch von andrer Seite von ihm zu wissen, zum Beispiel könntest Du mir die Versuche und Bruchstücke seiner Gedichte in deren Besitz Du bist mit- theilen, mit Vergnügen würde ich ihn in dem unbefang- nen Spiel mit seiner jungen Muse beobachten.
Die Gelegenheiten, mir sicher deine Briefe zu schicken versäume ja nicht, sie sind mir in dieser armen Zeit äu- ßerst willkommen. Auch was der Tag sonst noch mit sich bringt berichte, von Freunden und merkwürdigen Leuten, Künsten und philosophischen Erscheinungen; da Du in einem Kreis vielfach aufgeregter Geister bist, so kann Dir der Stoff hier nicht ausgehen.
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griffen zu werden, ich hoffe der Schmetterling der da herausfliegt wird Dich noch als Bewohner dieſes Erden- runds begrüßen und Dir beweiſen wie die Pſychen auch auf ſcheinbar verſchiednen Bahnen einander begegnen.
Auch deine lyriſchen Aufforderungen an eine frü- here Epoche des Autors haben mir in manchem Sinne zugeſagt, und wüchſe der Menſch nicht aus der Zeit mehr noch wie aus Seelenepochen heraus, ſo würd ich nicht noch einmal erleben wie ſchmerzlich es iſt, ſolchen Bitten kein Gehör zu geben.
Deine intereſſanten Ereigniſſe mit dem hohen Pro- tektor eigner feindlicher Widerſacher, macht mich begie- rig noch mehr und auch von andrer Seite von ihm zu wiſſen, zum Beiſpiel könnteſt Du mir die Verſuche und Bruchſtücke ſeiner Gedichte in deren Beſitz Du biſt mit- theilen, mit Vergnügen würde ich ihn in dem unbefang- nen Spiel mit ſeiner jungen Muſe beobachten.
Die Gelegenheiten, mir ſicher deine Briefe zu ſchicken verſäume ja nicht, ſie ſind mir in dieſer armen Zeit äu- ßerſt willkommen. Auch was der Tag ſonſt noch mit ſich bringt berichte, von Freunden und merkwürdigen Leuten, Künſten und philoſophiſchen Erſcheinungen; da Du in einem Kreis vielfach aufgeregter Geiſter biſt, ſo kann Dir der Stoff hier nicht ausgehen.
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griffen zu werden, ich hoffe der Schmetterling der da
herausfliegt wird Dich noch als Bewohner dieſes Erden-
runds begrüßen und Dir beweiſen wie die Pſychen auch
auf ſcheinbar verſchiednen Bahnen einander begegnen.
Auch deine lyriſchen Aufforderungen an eine frü-
here Epoche des Autors haben mir in manchem Sinne
zugeſagt, und wüchſe der Menſch nicht aus der Zeit
mehr noch wie aus Seelenepochen heraus, ſo würd ich
nicht noch einmal erleben wie ſchmerzlich es iſt, ſolchen
Bitten kein Gehör zu geben.
Deine intereſſanten Ereigniſſe mit dem hohen Pro-
tektor eigner feindlicher Widerſacher, macht mich begie-
rig noch mehr und auch von andrer Seite von ihm zu
wiſſen, zum Beiſpiel könnteſt Du mir die Verſuche und
Bruchſtücke ſeiner Gedichte in deren Beſitz Du biſt mit-
theilen, mit Vergnügen würde ich ihn in dem unbefang-
nen Spiel mit ſeiner jungen Muſe beobachten.
Die Gelegenheiten, mir ſicher deine Briefe zu ſchicken
verſäume ja nicht, ſie ſind mir in dieſer armen Zeit äu-
ßerſt willkommen. Auch was der Tag ſonſt noch mit
ſich bringt berichte, von Freunden und merkwürdigen
Leuten, Künſten und philoſophiſchen Erſcheinungen; da
Du in einem Kreis vielfach aufgeregter Geiſter biſt, ſo
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/67>, abgerufen am 24.11.2024.
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