von Granitsäulen führt dahin; Meerweibchen von Thon und Muschlen gemacht, halten große Becken, in die sie ehmals Wasser spieen, Mohrenköpfe schauen aus der Mauer, die Decke und Seiten sind mit Gemälden ge- ziert, die freilich schon zum Theil herunter gefallen sind, unter andern Apoll der auf seinem Sonnenwagen sich über die Wolken bäumt, und seine Schwester Luna im herunterfahren begrüßt; der Ort ist sehr einsamlich, sel- ten daß ein Hofbediente queer durchläuft, die Spatzen hört man schreien, und den kleinen Eidexen und Was- sermäuschen seh ich da oft zu, die im verfallnen Spring- brunnen kampieren, es ist dicht hinter der Hofkapelle; manchmal höre ich am Sonntag da auch das hohe Amt oder die Vesper mit großem Orchester; Du mußt doch auch wissen wo dein Kind ist, wenn's recht treu und fleissig an Dich denkt. Adieu, leb recht wohl, ich glaub gewiß daß ich dieses Jahr zu Dir komme und vielleicht bald, denk an mich, wenn Du Zeit hast so schreib mir, nur daß ich Dich so fort lieben darf, mehrere von meinen Briefen müssen verloren gegangen sein, denn ich hab vom Rhein aus noch mehrmals an Dich ge- schrieben.
Die Frau bitte ich herzlich zu grüßen, ich weiß nicht
von Granitſäulen führt dahin; Meerweibchen von Thon und Muſchlen gemacht, halten große Becken, in die ſie ehmals Waſſer ſpieen, Mohrenköpfe ſchauen aus der Mauer, die Decke und Seiten ſind mit Gemälden ge- ziert, die freilich ſchon zum Theil herunter gefallen ſind, unter andern Apoll der auf ſeinem Sonnenwagen ſich über die Wolken bäumt, und ſeine Schweſter Luna im herunterfahren begrüßt; der Ort iſt ſehr einſamlich, ſel- ten daß ein Hofbediente queer durchläuft, die Spatzen hört man ſchreien, und den kleinen Eidexen und Waſ- ſermäuschen ſeh ich da oft zu, die im verfallnen Spring- brunnen kampieren, es iſt dicht hinter der Hofkapelle; manchmal höre ich am Sonntag da auch das hohe Amt oder die Veſper mit großem Orcheſter; Du mußt doch auch wiſſen wo dein Kind iſt, wenn's recht treu und fleiſſig an Dich denkt. Adieu, leb recht wohl, ich glaub gewiß daß ich dieſes Jahr zu Dir komme und vielleicht bald, denk an mich, wenn Du Zeit haſt ſo ſchreib mir, nur daß ich Dich ſo fort lieben darf, mehrere von meinen Briefen müſſen verloren gegangen ſein, denn ich hab vom Rhein aus noch mehrmals an Dich ge- ſchrieben.
Die Frau bitte ich herzlich zu grüßen, ich weiß nicht
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von Granitſäulen führt dahin; Meerweibchen von Thon
und Muſchlen gemacht, halten große Becken, in die ſie
ehmals Waſſer ſpieen, Mohrenköpfe ſchauen aus der
Mauer, die Decke und Seiten ſind mit Gemälden ge-
ziert, die freilich ſchon zum Theil herunter gefallen ſind,
unter andern Apoll der auf ſeinem Sonnenwagen ſich
über die Wolken bäumt, und ſeine Schweſter Luna im
herunterfahren begrüßt; der Ort iſt ſehr einſamlich, ſel-
ten daß ein Hofbediente queer durchläuft, die Spatzen
hört man ſchreien, und den kleinen Eidexen und Waſ-
ſermäuschen ſeh ich da oft zu, die im verfallnen Spring-
brunnen kampieren, es iſt dicht hinter der Hofkapelle;
manchmal höre ich am Sonntag da auch das hohe Amt
oder die Veſper mit großem Orcheſter; Du mußt doch
auch wiſſen wo dein Kind iſt, wenn's recht treu und
fleiſſig an Dich denkt. Adieu, leb recht wohl, ich glaub
gewiß daß ich dieſes Jahr zu Dir komme und vielleicht
bald, denk an mich, wenn Du Zeit haſt ſo ſchreib mir,
nur daß ich Dich ſo fort lieben darf, mehrere von
meinen Briefen müſſen verloren gegangen ſein, denn
ich hab vom Rhein aus noch mehrmals an Dich ge-
ſchrieben.
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/29>, abgerufen am 27.11.2024.
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