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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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gnädig ist, hat sie geführt, das Auge, das mir wohl
will, hat sie übersehen, und der Geist, der so vieles, so
verschiednes umfängt, hat sich eine Minute lang aus-
schließlich zu mir gewendet, -- da hab ich Dich, -- soll
ich Dir einen Commentar hierzu machen? -- Ein Au-
genblick ist ein schicklicherer Raum für eine göttliche Er-
scheinung als eine halbe Stunde -- der Augenblick, den
Du mir schenkst, macht mich seeliger als das ganze Leben.

Heute am 24sten hab ich die Duetten erhalten mit
den wenigen Zeilen von Dir, die mich auf's Gradewohl
irre führten, es war mir als könntest Du krank sein,
oder -- ich weiß nicht was ich mir alles dachte, aber
daran dachte ich nicht, daß Du in jenem Augenblick,
bloß weil dein Herz so voll war, so viel in so wenig
Worten ausdrücken könntest, und endlich, für Dich ist
ja nichts zu fürchten, nicht zu zittern. Aber wenn auch!
-- Weh mir, wenn ich Dir nicht freudig folgen könnte,
wenn meine Liebe den Weg nicht fände, der Dir immer
so nah ist, wie mein Herz dem Deinigen ist und war.

Bettine.

Hierbei schicke ich Dir Blätter mit allerlei Geschich-
ten und Notizen aus deinem und der Mutter Leben.
Es ist die Frage, ob Du es wirst brauchen können,

gnädig iſt, hat ſie geführt, das Auge, das mir wohl
will, hat ſie überſehen, und der Geiſt, der ſo vieles, ſo
verſchiednes umfängt, hat ſich eine Minute lang aus-
ſchließlich zu mir gewendet, — da hab ich Dich, — ſoll
ich Dir einen Commentar hierzu machen? — Ein Au-
genblick iſt ein ſchicklicherer Raum für eine göttliche Er-
ſcheinung als eine halbe Stunde — der Augenblick, den
Du mir ſchenkſt, macht mich ſeeliger als das ganze Leben.

Heute am 24ſten hab ich die Duetten erhalten mit
den wenigen Zeilen von Dir, die mich auf's Gradewohl
irre führten, es war mir als könnteſt Du krank ſein,
oder — ich weiß nicht was ich mir alles dachte, aber
daran dachte ich nicht, daß Du in jenem Augenblick,
bloß weil dein Herz ſo voll war, ſo viel in ſo wenig
Worten ausdrücken könnteſt, und endlich, für Dich iſt
ja nichts zu fürchten, nicht zu zittern. Aber wenn auch!
— Weh mir, wenn ich Dir nicht freudig folgen könnte,
wenn meine Liebe den Weg nicht fände, der Dir immer
ſo nah iſt, wie mein Herz dem Deinigen iſt und war.

Bettine.

Hierbei ſchicke ich Dir Blätter mit allerlei Geſchich-
ten und Notizen aus deinem und der Mutter Leben.
Es iſt die Frage, ob Du es wirſt brauchen können,

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[246/0256] gnädig iſt, hat ſie geführt, das Auge, das mir wohl will, hat ſie überſehen, und der Geiſt, der ſo vieles, ſo verſchiednes umfängt, hat ſich eine Minute lang aus- ſchließlich zu mir gewendet, — da hab ich Dich, — ſoll ich Dir einen Commentar hierzu machen? — Ein Au- genblick iſt ein ſchicklicherer Raum für eine göttliche Er- ſcheinung als eine halbe Stunde — der Augenblick, den Du mir ſchenkſt, macht mich ſeeliger als das ganze Leben. Heute am 24ſten hab ich die Duetten erhalten mit den wenigen Zeilen von Dir, die mich auf's Gradewohl irre führten, es war mir als könnteſt Du krank ſein, oder — ich weiß nicht was ich mir alles dachte, aber daran dachte ich nicht, daß Du in jenem Augenblick, bloß weil dein Herz ſo voll war, ſo viel in ſo wenig Worten ausdrücken könnteſt, und endlich, für Dich iſt ja nichts zu fürchten, nicht zu zittern. Aber wenn auch! — Weh mir, wenn ich Dir nicht freudig folgen könnte, wenn meine Liebe den Weg nicht fände, der Dir immer ſo nah iſt, wie mein Herz dem Deinigen iſt und war. Bettine. Hierbei ſchicke ich Dir Blätter mit allerlei Geſchich- ten und Notizen aus deinem und der Mutter Leben. Es iſt die Frage, ob Du es wirſt brauchen können,

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/256>, abgerufen am 27.11.2024.