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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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den Wagen noch einmal zu begegnen, ich werde das nie
vergessen wie er im Felde stand und sein kleines Schnupf-
tüchelchen im Winde wehen ließ, und die Thränen ihn
hinderten aufzusehen wie der Wagen an ihm vorbei-
rollte; die Schwaben hab ich lieb.

Mehrere der geliebtesten Schüler Savigny's beglei-
teten uns bis Salzburg, der erste und älteste, Nepomuk
Ringseis, ein treuer Hausfreund, hat ein Gesicht wie
aus Stahl gegossen, alte Ritterphysiognomie, kleiner,
scharfer Mund, schwarzer Schnauzbart, Augen, aus de-
nen die Funken fahren, in seiner Brust hämmert's wie
in einer Schmiede, will vor Begeisterung zerspringen,
und da er ein feuriger Christ ist, so möchte er den Ju-
piter aus der Rumpelkammer der alten Gottheiten vor-
kriegen, um ihn zu Taufen und zu bekehren.

Der zweite, ein Herr von Schenk, hat weit mehr
feine Bildung, hat Schauspieler kennen lernen, decla-
mirt öffentlich, war verliebt ganz glühend, oder ist es
noch, mußte seine Gefühle in Poesie ausströmen, lauter
Sonette, lacht sich selbst aus über seine Galanterie,
blonder Lockenkopf, etwas starke Nase, angenehm, kind-
lich, äußerst ausgezeichnet im Studieren. Der dritte,
der Italiener Salvotti, schön im weiten grünen Mantel,

den Wagen noch einmal zu begegnen, ich werde das nie
vergeſſen wie er im Felde ſtand und ſein kleines Schnupf-
tüchelchen im Winde wehen ließ, und die Thränen ihn
hinderten aufzuſehen wie der Wagen an ihm vorbei-
rollte; die Schwaben hab ich lieb.

Mehrere der geliebteſten Schüler Savigny's beglei-
teten uns bis Salzburg, der erſte und älteſte, Nepomuk
Ringseis, ein treuer Hausfreund, hat ein Geſicht wie
aus Stahl gegoſſen, alte Ritterphyſiognomie, kleiner,
ſcharfer Mund, ſchwarzer Schnauzbart, Augen, aus de-
nen die Funken fahren, in ſeiner Bruſt hämmert's wie
in einer Schmiede, will vor Begeiſterung zerſpringen,
und da er ein feuriger Chriſt iſt, ſo möchte er den Ju-
piter aus der Rumpelkammer der alten Gottheiten vor-
kriegen, um ihn zu Taufen und zu bekehren.

Der zweite, ein Herr von Schenk, hat weit mehr
feine Bildung, hat Schauſpieler kennen lernen, decla-
mirt öffentlich, war verliebt ganz glühend, oder iſt es
noch, mußte ſeine Gefühle in Poeſie ausſtrömen, lauter
Sonette, lacht ſich ſelbſt aus über ſeine Galanterie,
blonder Lockenkopf, etwas ſtarke Naſe, angenehm, kind-
lich, äußerſt ausgezeichnet im Studieren. Der dritte,
der Italiener Salvotti, ſchön im weiten grünen Mantel,

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[181/0191] den Wagen noch einmal zu begegnen, ich werde das nie vergeſſen wie er im Felde ſtand und ſein kleines Schnupf- tüchelchen im Winde wehen ließ, und die Thränen ihn hinderten aufzuſehen wie der Wagen an ihm vorbei- rollte; die Schwaben hab ich lieb. Mehrere der geliebteſten Schüler Savigny's beglei- teten uns bis Salzburg, der erſte und älteſte, Nepomuk Ringseis, ein treuer Hausfreund, hat ein Geſicht wie aus Stahl gegoſſen, alte Ritterphyſiognomie, kleiner, ſcharfer Mund, ſchwarzer Schnauzbart, Augen, aus de- nen die Funken fahren, in ſeiner Bruſt hämmert's wie in einer Schmiede, will vor Begeiſterung zerſpringen, und da er ein feuriger Chriſt iſt, ſo möchte er den Ju- piter aus der Rumpelkammer der alten Gottheiten vor- kriegen, um ihn zu Taufen und zu bekehren. Der zweite, ein Herr von Schenk, hat weit mehr feine Bildung, hat Schauſpieler kennen lernen, decla- mirt öffentlich, war verliebt ganz glühend, oder iſt es noch, mußte ſeine Gefühle in Poeſie ausſtrömen, lauter Sonette, lacht ſich ſelbſt aus über ſeine Galanterie, blonder Lockenkopf, etwas ſtarke Naſe, angenehm, kind- lich, äußerſt ausgezeichnet im Studieren. Der dritte, der Italiener Salvotti, ſchön im weiten grünen Mantel,

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/191>, abgerufen am 22.11.2024.