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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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nem Felsen stand und mit vielen erznen Figuren Spring-
brunnen und Säulen geziert war.

Wie viel hätte ich Dir noch zu sagen auf ein herr-
lich Wort aus deinem Brief, es wird sich aber von
selbst beantworten oder ich bin nicht werth, daß Du so
viel Herablassung an mich vergeudest. Oft möcht ich
Dich ansehen um Dir Glück in die Augen zu tragen
und wieder auch Glück daraus zu saugen, darum höre
ich auch jetzt auf zu schreiben.

Bettine.
An Goethe.

Die Welt wird mir manchmal zu eng. Was mich
drückt, es ist der Waffenstillstand, der Friede mit allen
schauerlichen Folgen mit aller verruchten Verrätherei der
Politik. Die Gänse die mit ihrem Geschrei das Capitol
einst retteten lassen sich ihr Recht nicht streitig machen,
sie allein führen das Wort.

Aber Du freundlicher Goethe! Sonnenschein! Der
auch mitten im Winter auf den beschneiten Höhen liegt
und in mein Zimmer guckt. -- Ich hab mir des Nach-

nem Felſen ſtand und mit vielen erznen Figuren Spring-
brunnen und Säulen geziert war.

Wie viel hätte ich Dir noch zu ſagen auf ein herr-
lich Wort aus deinem Brief, es wird ſich aber von
ſelbſt beantworten oder ich bin nicht werth, daß Du ſo
viel Herablaſſung an mich vergeudeſt. Oft möcht ich
Dich anſehen um Dir Glück in die Augen zu tragen
und wieder auch Glück daraus zu ſaugen, darum höre
ich auch jetzt auf zu ſchreiben.

Bettine.
An Goethe.

Die Welt wird mir manchmal zu eng. Was mich
drückt, es iſt der Waffenſtillſtand, der Friede mit allen
ſchauerlichen Folgen mit aller verruchten Verrätherei der
Politik. Die Gänſe die mit ihrem Geſchrei das Capitol
einſt retteten laſſen ſich ihr Recht nicht ſtreitig machen,
ſie allein führen das Wort.

Aber Du freundlicher Goethe! Sonnenſchein! Der
auch mitten im Winter auf den beſchneiten Höhen liegt
und in mein Zimmer guckt. — Ich hab mir des Nach-

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[142/0152] nem Felſen ſtand und mit vielen erznen Figuren Spring- brunnen und Säulen geziert war. Wie viel hätte ich Dir noch zu ſagen auf ein herr- lich Wort aus deinem Brief, es wird ſich aber von ſelbſt beantworten oder ich bin nicht werth, daß Du ſo viel Herablaſſung an mich vergeudeſt. Oft möcht ich Dich anſehen um Dir Glück in die Augen zu tragen und wieder auch Glück daraus zu ſaugen, darum höre ich auch jetzt auf zu ſchreiben. Bettine. An Goethe. Die Welt wird mir manchmal zu eng. Was mich drückt, es iſt der Waffenſtillſtand, der Friede mit allen ſchauerlichen Folgen mit aller verruchten Verrätherei der Politik. Die Gänſe die mit ihrem Geſchrei das Capitol einſt retteten laſſen ſich ihr Recht nicht ſtreitig machen, ſie allein führen das Wort. Aber Du freundlicher Goethe! Sonnenſchein! Der auch mitten im Winter auf den beſchneiten Höhen liegt und in mein Zimmer guckt. — Ich hab mir des Nach-

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/152>, abgerufen am 25.11.2024.