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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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weil das Feuer gleich aus war, da wollten sie ein
Trinkgeld haben, das hat er nicht geben, da tanzten
sie und wurden von der Polizei weggejagt. -- Es ist
viel Gesellschaft zu mir kommen, die wollten alle fra-
gen wie ich mich befind' auf den Schreck, und da mußt'
ich ihnen immer von vorne erzählen, und das ist jetzt
schon drei Täg' daß mich die Leut' besuchen und sehen
ob ich nicht schwarz geworden bin vom Rauch. Dein
Melinchen war auch da und hat mir ein Brief ge-
bracht von Dir, der ist so klein geschrieben daß ich ihn
hab' müssen vorlesen lassen, rath einmal von wem? --

Die Meline ist aber einmal schön, ich hab' gesagt
die Stadt sollt' sie malen lassen und sollt' sie auf dem
Rathsaal hängen, da könnten die Kaiser sehen was ihre
gute Stadt für Schönheiten hat. Deine Brüder sind
aber auch so schön, ich hab' meiner Lebtag' keine so
schöne Menschen gesehen als den George, der sieht aus
wie ein Herzog von Mailand, und alle andern Men-
schen müssen sich schämen mit ihren Fratzengesichtern ne-
ben ihm. -- Adieu und grüß auch die Geschwister von
Deiner Freundin Goethe.


weil das Feuer gleich aus war, da wollten ſie ein
Trinkgeld haben, das hat er nicht geben, da tanzten
ſie und wurden von der Polizei weggejagt. — Es iſt
viel Geſellſchaft zu mir kommen, die wollten alle fra-
gen wie ich mich befind' auf den Schreck, und da mußt'
ich ihnen immer von vorne erzählen, und das iſt jetzt
ſchon drei Täg' daß mich die Leut' beſuchen und ſehen
ob ich nicht ſchwarz geworden bin vom Rauch. Dein
Melinchen war auch da und hat mir ein Brief ge-
bracht von Dir, der iſt ſo klein geſchrieben daß ich ihn
hab' müſſen vorleſen laſſen, rath einmal von wem? —

Die Meline iſt aber einmal ſchön, ich hab' geſagt
die Stadt ſollt' ſie malen laſſen und ſollt' ſie auf dem
Rathſaal hängen, da könnten die Kaiſer ſehen was ihre
gute Stadt für Schönheiten hat. Deine Brüder ſind
aber auch ſo ſchön, ich hab' meiner Lebtag' keine ſo
ſchöne Menſchen geſehen als den George, der ſieht aus
wie ein Herzog von Mailand, und alle andern Men-
ſchen müſſen ſich ſchämen mit ihren Fratzengeſichtern ne-
ben ihm. — Adieu und grüß auch die Geſchwiſter von
Deiner Freundin Goethe.


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[40/0072] weil das Feuer gleich aus war, da wollten ſie ein Trinkgeld haben, das hat er nicht geben, da tanzten ſie und wurden von der Polizei weggejagt. — Es iſt viel Geſellſchaft zu mir kommen, die wollten alle fra- gen wie ich mich befind' auf den Schreck, und da mußt' ich ihnen immer von vorne erzählen, und das iſt jetzt ſchon drei Täg' daß mich die Leut' beſuchen und ſehen ob ich nicht ſchwarz geworden bin vom Rauch. Dein Melinchen war auch da und hat mir ein Brief ge- bracht von Dir, der iſt ſo klein geſchrieben daß ich ihn hab' müſſen vorleſen laſſen, rath einmal von wem? — Die Meline iſt aber einmal ſchön, ich hab' geſagt die Stadt ſollt' ſie malen laſſen und ſollt' ſie auf dem Rathſaal hängen, da könnten die Kaiſer ſehen was ihre gute Stadt für Schönheiten hat. Deine Brüder ſind aber auch ſo ſchön, ich hab' meiner Lebtag' keine ſo ſchöne Menſchen geſehen als den George, der ſieht aus wie ein Herzog von Mailand, und alle andern Men- ſchen müſſen ſich ſchämen mit ihren Fratzengeſichtern ne- ben ihm. — Adieu und grüß auch die Geſchwiſter von Deiner Freundin Goethe.

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/72>, abgerufen am 22.11.2024.