Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835. Am 30. August. Ich öffne das Siegel wieder, um Dir zu sagen, daß Deine Charade hab' ich schlaftrunken an's Herz ge- Ich hoffe still; -- doch hoff ich's zu erlangen, Als Namen der Geliebten sie zu lallen. Was hoffst Du? -- sag mirs, und wie soll die Ge- liebte Dir heißen? welche Bedeutung hat der Name, daß Du mit Entzücken ihn nur zu lallen vermagst? -- Am 30. Auguſt. Ich öffne das Siegel wieder, um Dir zu ſagen, daß Deine Charade hab' ich ſchlaftrunken an's Herz ge- Ich hoffe ſtill; — doch hoff ich's zu erlangen, Als Namen der Geliebten ſie zu lallen. Was hoffſt Du? — ſag mirs, und wie ſoll die Ge- liebte Dir heißen? welche Bedeutung hat der Name, daß Du mit Entzücken ihn nur zu lallen vermagſt? — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0384" n="352"/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#et">Am 30. Auguſt.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich öffne das Siegel wieder, um Dir zu ſagen, daß<lb/> ich deinen Brief vom 10. ſeit geſtern Abend in Händen<lb/> habe, und habe ihn fleiſſig ſtudirt. — O Goethe, Du<lb/> ſagſt zwar, Du willſt keinen Krieg führen, und verlangſt<lb/> Friede, und ſchlägſt doch mit dem Primas wie mit einer<lb/> Herkuleskeule drein. Mutz' mir doch den Primas nicht<lb/> auf! — wenn ich's ihm ſagte, er ſpränge Decken hoch<lb/> und verliebte ſich in mich — aber Du biſt nicht eifer-<lb/> ſüchtig, Du biſt nur gütig und voll Nachſicht.</p><lb/> <p>Deine Charade hab' ich ſchlaftrunken an's Herz ge-<lb/> legt, aber gerathen hab' ich ſie nicht; — wo hätt' ich<lb/> Beſinnung hernehmen ſollen? — Mag es ſein, was es<lb/> will, es macht mich ſeelig: ein Kreis liebender Worte!<lb/> — ſo unterſcheidet man auch nicht Liebkoſungen, man<lb/> genießt ſie und weiß, daß ſie die Blüthen der Liebe ſind.<lb/> — Ach ich möchte wiſſen, was es iſt:<lb/><lg type="poem"><l>Ich hoffe ſtill; — doch hoff ich's zu erlangen,</l><lb/><l>Als Namen der Geliebten ſie zu lallen.</l></lg><lb/> Was hoffſt Du? — ſag mirs, und wie ſoll die Ge-<lb/> liebte Dir heißen? welche Bedeutung hat der Name,<lb/> daß Du mit Entzücken ihn nur zu lallen vermagſt? —</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [352/0384]
Am 30. Auguſt.
Ich öffne das Siegel wieder, um Dir zu ſagen, daß
ich deinen Brief vom 10. ſeit geſtern Abend in Händen
habe, und habe ihn fleiſſig ſtudirt. — O Goethe, Du
ſagſt zwar, Du willſt keinen Krieg führen, und verlangſt
Friede, und ſchlägſt doch mit dem Primas wie mit einer
Herkuleskeule drein. Mutz' mir doch den Primas nicht
auf! — wenn ich's ihm ſagte, er ſpränge Decken hoch
und verliebte ſich in mich — aber Du biſt nicht eifer-
ſüchtig, Du biſt nur gütig und voll Nachſicht.
Deine Charade hab' ich ſchlaftrunken an's Herz ge-
legt, aber gerathen hab' ich ſie nicht; — wo hätt' ich
Beſinnung hernehmen ſollen? — Mag es ſein, was es
will, es macht mich ſeelig: ein Kreis liebender Worte!
— ſo unterſcheidet man auch nicht Liebkoſungen, man
genießt ſie und weiß, daß ſie die Blüthen der Liebe ſind.
— Ach ich möchte wiſſen, was es iſt:
Ich hoffe ſtill; — doch hoff ich's zu erlangen,
Als Namen der Geliebten ſie zu lallen.
Was hoffſt Du? — ſag mirs, und wie ſoll die Ge-
liebte Dir heißen? welche Bedeutung hat der Name,
daß Du mit Entzücken ihn nur zu lallen vermagſt? —
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