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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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Ich öffne das Siegel wieder, um Dir zu sagen, daß
ich deinen Brief vom 10. seit gestern Abend in Händen
habe, und habe ihn fleissig studirt. -- O Goethe, Du
sagst zwar, Du willst keinen Krieg führen, und verlangst
Friede, und schlägst doch mit dem Primas wie mit einer
Herkuleskeule drein. Mutz' mir doch den Primas nicht
auf! -- wenn ich's ihm sagte, er spränge Decken hoch
und verliebte sich in mich -- aber Du bist nicht eifer-
süchtig, Du bist nur gütig und voll Nachsicht.

Deine Charade hab' ich schlaftrunken an's Herz ge-
legt, aber gerathen hab' ich sie nicht; -- wo hätt' ich
Besinnung hernehmen sollen? -- Mag es sein, was es
will, es macht mich seelig: ein Kreis liebender Worte!
-- so unterscheidet man auch nicht Liebkosungen, man
genießt sie und weiß, daß sie die Blüthen der Liebe sind.
-- Ach ich möchte wissen, was es ist:

Ich hoffe still; -- doch hoff ich's zu erlangen,
Als Namen der Geliebten sie zu lallen.

Was hoffst Du? -- sag mirs, und wie soll die Ge-
liebte Dir heißen? welche Bedeutung hat der Name,
daß Du mit Entzücken ihn nur zu lallen vermagst? --



Ich öffne das Siegel wieder, um Dir zu ſagen, daß
ich deinen Brief vom 10. ſeit geſtern Abend in Händen
habe, und habe ihn fleiſſig ſtudirt. — O Goethe, Du
ſagſt zwar, Du willſt keinen Krieg führen, und verlangſt
Friede, und ſchlägſt doch mit dem Primas wie mit einer
Herkuleskeule drein. Mutz' mir doch den Primas nicht
auf! — wenn ich's ihm ſagte, er ſpränge Decken hoch
und verliebte ſich in mich — aber Du biſt nicht eifer-
ſüchtig, Du biſt nur gütig und voll Nachſicht.

Deine Charade hab' ich ſchlaftrunken an's Herz ge-
legt, aber gerathen hab' ich ſie nicht; — wo hätt' ich
Beſinnung hernehmen ſollen? — Mag es ſein, was es
will, es macht mich ſeelig: ein Kreis liebender Worte!
— ſo unterſcheidet man auch nicht Liebkoſungen, man
genießt ſie und weiß, daß ſie die Blüthen der Liebe ſind.
— Ach ich möchte wiſſen, was es iſt:

Ich hoffe ſtill; — doch hoff ich's zu erlangen,
Als Namen der Geliebten ſie zu lallen.

Was hoffſt Du? — ſag mirs, und wie ſoll die Ge-
liebte Dir heißen? welche Bedeutung hat der Name,
daß Du mit Entzücken ihn nur zu lallen vermagſt? —


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[352/0384] Am 30. Auguſt. Ich öffne das Siegel wieder, um Dir zu ſagen, daß ich deinen Brief vom 10. ſeit geſtern Abend in Händen habe, und habe ihn fleiſſig ſtudirt. — O Goethe, Du ſagſt zwar, Du willſt keinen Krieg führen, und verlangſt Friede, und ſchlägſt doch mit dem Primas wie mit einer Herkuleskeule drein. Mutz' mir doch den Primas nicht auf! — wenn ich's ihm ſagte, er ſpränge Decken hoch und verliebte ſich in mich — aber Du biſt nicht eifer- ſüchtig, Du biſt nur gütig und voll Nachſicht. Deine Charade hab' ich ſchlaftrunken an's Herz ge- legt, aber gerathen hab' ich ſie nicht; — wo hätt' ich Beſinnung hernehmen ſollen? — Mag es ſein, was es will, es macht mich ſeelig: ein Kreis liebender Worte! — ſo unterſcheidet man auch nicht Liebkoſungen, man genießt ſie und weiß, daß ſie die Blüthen der Liebe ſind. — Ach ich möchte wiſſen, was es iſt: Ich hoffe ſtill; — doch hoff ich's zu erlangen, Als Namen der Geliebten ſie zu lallen. Was hoffſt Du? — ſag mirs, und wie ſoll die Ge- liebte Dir heißen? welche Bedeutung hat der Name, daß Du mit Entzücken ihn nur zu lallen vermagſt? —

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/384>, abgerufen am 24.11.2024.