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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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balsamisch uns umwehen, laß einsam uns er-
gehen; nichts trenne Dich von mir
! -- und auch
nicht die Frau von Stael!

Unsre Haushaltung ist allerliebst eingerichtet; wir
sind zu acht Frauen, kein männliches Wesen ist im
Haus; da es nun sehr heiß ist, so machen wir's uns so
bequem wie möglich, zum Beispiel sind wir sehr leicht
gekleidet, ein Hemd und dann noch eins, griechisch drap-
pirt. Die Thüren der Schlafzimmer stehen Nachts of-
fen; -- je nachdem eins Lust hat, schlägt es sein Nacht-
lager auf dem Vorgang oder an sonst einem kühlen
Ort auf; im Garten unter den Platanen, auf der schö-
nen, mit breiten Platten gedeckten Mauer liegend, dem
Rhein gegenüber den Aufgang der Sonne zu erwarten,
hab' ich schon ein paar Mal zu meinem Plaisir Nächte
zugebracht; ich bin eingeschlafen auf meinem schmalen
Bett; ich hätte können hinunterfallen im Schlaf, beson-
ders wenn ich träume, daß ich Dir entgegen springe.
Der Garten liegt hoch, und die Mauer nach jenseits
geht tief hinab, da könnte ich leicht verunglücken; ich
bitte Dich also, wenn Du meiner gedenkst im Traum,
halte mir die schützenden Arme entgegen, -- damit ich
doch gleich hinein sinke; "denn alles ist doch nur
ein Traum
!" -- Am Tage geht's bei uns in großer

balſamiſch uns umwehen, laß einſam uns er-
gehen; nichts trenne Dich von mir
! — und auch
nicht die Frau von Staël!

Unſre Haushaltung iſt allerliebſt eingerichtet; wir
ſind zu acht Frauen, kein männliches Weſen iſt im
Haus; da es nun ſehr heiß iſt, ſo machen wir's uns ſo
bequem wie möglich, zum Beiſpiel ſind wir ſehr leicht
gekleidet, ein Hemd und dann noch eins, griechiſch drap-
pirt. Die Thüren der Schlafzimmer ſtehen Nachts of-
fen; — je nachdem eins Luſt hat, ſchlägt es ſein Nacht-
lager auf dem Vorgang oder an ſonſt einem kühlen
Ort auf; im Garten unter den Platanen, auf der ſchö-
nen, mit breiten Platten gedeckten Mauer liegend, dem
Rhein gegenüber den Aufgang der Sonne zu erwarten,
hab' ich ſchon ein paar Mal zu meinem Plaiſir Nächte
zugebracht; ich bin eingeſchlafen auf meinem ſchmalen
Bett; ich hätte können hinunterfallen im Schlaf, beſon-
ders wenn ich träume, daß ich Dir entgegen ſpringe.
Der Garten liegt hoch, und die Mauer nach jenſeits
geht tief hinab, da könnte ich leicht verunglücken; ich
bitte Dich alſo, wenn Du meiner gedenkſt im Traum,
halte mir die ſchützenden Arme entgegen, — damit ich
doch gleich hinein ſinke; „denn alles iſt doch nur
ein Traum
!“ — Am Tage geht's bei uns in großer

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[322/0354] balſamiſch uns umwehen, laß einſam uns er- gehen; nichts trenne Dich von mir! — und auch nicht die Frau von Staël! Unſre Haushaltung iſt allerliebſt eingerichtet; wir ſind zu acht Frauen, kein männliches Weſen iſt im Haus; da es nun ſehr heiß iſt, ſo machen wir's uns ſo bequem wie möglich, zum Beiſpiel ſind wir ſehr leicht gekleidet, ein Hemd und dann noch eins, griechiſch drap- pirt. Die Thüren der Schlafzimmer ſtehen Nachts of- fen; — je nachdem eins Luſt hat, ſchlägt es ſein Nacht- lager auf dem Vorgang oder an ſonſt einem kühlen Ort auf; im Garten unter den Platanen, auf der ſchö- nen, mit breiten Platten gedeckten Mauer liegend, dem Rhein gegenüber den Aufgang der Sonne zu erwarten, hab' ich ſchon ein paar Mal zu meinem Plaiſir Nächte zugebracht; ich bin eingeſchlafen auf meinem ſchmalen Bett; ich hätte können hinunterfallen im Schlaf, beſon- ders wenn ich träume, daß ich Dir entgegen ſpringe. Der Garten liegt hoch, und die Mauer nach jenſeits geht tief hinab, da könnte ich leicht verunglücken; ich bitte Dich alſo, wenn Du meiner gedenkſt im Traum, halte mir die ſchützenden Arme entgegen, — damit ich doch gleich hinein ſinke; „denn alles iſt doch nur ein Traum!“ — Am Tage geht's bei uns in großer

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/354>, abgerufen am 22.11.2024.