Dies heimliche Ergötzen an deiner Brust zu schla- fen: -- denn dies Schreiben an Dich nach durchlaufner Tagsgeschichte ist ein wahres Träumen an deinem Her- zen von deinen Armen umschlungen, ich freu' mich im- mer, wenn wir in die Herberge einziehen und es heißt: wir wollen früh zu Bett' denn wir müssen auch früh wieder heraus, der Franz jagt mich immer zuerst in's Bett', und ich bin auch so müde, daß ich's kaum er- warten kann; ich werfe in Hast die Kleider ab, und sinke vor Müdigkeit in einen tiefen Brunnen, da um- fängt mich das Waldrevier, durch das wir am Tag' geschritten waren, das Licht der Träume blitzt durch die dunkeln Wölbungen des Schlafs. -- Träume sind Schäume, sagt man, ich hab' eine andre Bemerkung gemacht, ob die wahr ist? -- allemal die Gegend, die Umgebung in der ich mich im Traum fühle, die deutet auf die Stimmung, auf das Passive meines Gemüths. So träum' ich mich jetzt immer in Verborgenes, Heimli- ches; es sind Höhlen von weichem Moos bei kühlen Wassern, verschränkt von blühenden Zweigen; es sind dunkle Waldschluchten, wo uns gewiß kein Mensch fin- det und sucht. Da wart' ich auf Dich im Traum, ich harre, und sehe mich um nach Dir; ich gehe auf engen,
Am 26.
Dies heimliche Ergötzen an deiner Bruſt zu ſchla- fen: — denn dies Schreiben an Dich nach durchlaufner Tagsgeſchichte iſt ein wahres Träumen an deinem Her- zen von deinen Armen umſchlungen, ich freu' mich im- mer, wenn wir in die Herberge einziehen und es heißt: wir wollen früh zu Bett' denn wir müſſen auch früh wieder heraus, der Franz jagt mich immer zuerſt in's Bett', und ich bin auch ſo müde, daß ich's kaum er- warten kann; ich werfe in Haſt die Kleider ab, und ſinke vor Müdigkeit in einen tiefen Brunnen, da um- fängt mich das Waldrevier, durch das wir am Tag' geſchritten waren, das Licht der Träume blitzt durch die dunkeln Wölbungen des Schlafs. — Träume ſind Schäume, ſagt man, ich hab' eine andre Bemerkung gemacht, ob die wahr iſt? — allemal die Gegend, die Umgebung in der ich mich im Traum fühle, die deutet auf die Stimmung, auf das Paſſive meines Gemüths. So träum' ich mich jetzt immer in Verborgenes, Heimli- ches; es ſind Höhlen von weichem Moos bei kühlen Waſſern, verſchränkt von blühenden Zweigen; es ſind dunkle Waldſchluchten, wo uns gewiß kein Menſch fin- det und ſucht. Da wart' ich auf Dich im Traum, ich harre, und ſehe mich um nach Dir; ich gehe auf engen,
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Dies heimliche Ergötzen an deiner Bruſt zu ſchla-
fen: — denn dies Schreiben an Dich nach durchlaufner
Tagsgeſchichte iſt ein wahres Träumen an deinem Her-
zen von deinen Armen umſchlungen, ich freu' mich im-
mer, wenn wir in die Herberge einziehen und es heißt:
wir wollen früh zu Bett' denn wir müſſen auch früh
wieder heraus, der Franz jagt mich immer zuerſt in's
Bett', und ich bin auch ſo müde, daß ich's kaum er-
warten kann; ich werfe in Haſt die Kleider ab, und
ſinke vor Müdigkeit in einen tiefen Brunnen, da um-
fängt mich das Waldrevier, durch das wir am Tag'
geſchritten waren, das Licht der Träume blitzt durch die
dunkeln Wölbungen des Schlafs. — Träume ſind
Schäume, ſagt man, ich hab' eine andre Bemerkung
gemacht, ob die wahr iſt? — allemal die Gegend, die
Umgebung in der ich mich im Traum fühle, die deutet
auf die Stimmung, auf das Paſſive meines Gemüths.
So träum' ich mich jetzt immer in Verborgenes, Heimli-
ches; es ſind Höhlen von weichem Moos bei kühlen
Waſſern, verſchränkt von blühenden Zweigen; es ſind
dunkle Waldſchluchten, wo uns gewiß kein Menſch fin-
det und ſucht. Da wart' ich auf Dich im Traum, ich
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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