neigt sein, und kein tückischer Dämon daran zerren! an mir soll's nicht fehlen, deine Schutz- und Trutzgerecht- same zu bewahren gegen Nymphen und Waldteufel.
Deine Beschreibung der Rheinprozession und der flüchtigen Reitergestalt haben mir viel Vergnügen ge- macht, sie bezeichnen wie Du empfindest und empfun- den sein willst; lasse Dir dergleichen Visionen nicht ent- gehen, und versäume ja nicht solche vorüberstreifende Aufregungen bei den drei Haaren zu erfassen, dann bleibt es in deiner Gewalt das Verschwundene in idea- lischer Form wieder herbei zu zaubern. Auch für deine Naturbegeistrungen in die Du mein Bild so anmuthig verstrickst, sei Dir Dank, solchen allerliebsten Schmeiche- leien ist nicht zu wehren.
Heute Morgen ist denn abermals deine zweite Epi- stel zu mir gelangt, die mir das schöne Wetter ersetzte. Ich habe sie mit Muße durchlesen, und dabei den Zug der Wolken studiert. Ich bekenne Dir gern, daß mir deine reichen Blätter die größte Freude machen; deinen launigen Freund, der mir schon rühmlichst bekannt ist, grüße in meinem Namen und danke ihm für den groß- müthigen Vergleich; obschon ich hierdurch mit ausge- zeichneten Prärogativen belehnt bin, so werd' ich diese doch nicht zum Nachtheil deiner guten Gesinnung miß-
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neigt ſein, und kein tückiſcher Dämon daran zerren! an mir ſoll's nicht fehlen, deine Schutz- und Trutzgerecht- ſame zu bewahren gegen Nymphen und Waldteufel.
Deine Beſchreibung der Rheinprozeſſion und der flüchtigen Reitergeſtalt haben mir viel Vergnügen ge- macht, ſie bezeichnen wie Du empfindeſt und empfun- den ſein willſt; laſſe Dir dergleichen Viſionen nicht ent- gehen, und verſäume ja nicht ſolche vorüberſtreifende Aufregungen bei den drei Haaren zu erfaſſen, dann bleibt es in deiner Gewalt das Verſchwundene in idea- liſcher Form wieder herbei zu zaubern. Auch für deine Naturbegeiſtrungen in die Du mein Bild ſo anmuthig verſtrickſt, ſei Dir Dank, ſolchen allerliebſten Schmeiche- leien iſt nicht zu wehren.
Heute Morgen iſt denn abermals deine zweite Epi- ſtel zu mir gelangt, die mir das ſchöne Wetter erſetzte. Ich habe ſie mit Muße durchleſen, und dabei den Zug der Wolken ſtudiert. Ich bekenne Dir gern, daß mir deine reichen Blätter die größte Freude machen; deinen launigen Freund, der mir ſchon rühmlichſt bekannt iſt, grüße in meinem Namen und danke ihm für den groß- müthigen Vergleich; obſchon ich hierdurch mit ausge- zeichneten Prärogativen belehnt bin, ſo werd' ich dieſe doch nicht zum Nachtheil deiner guten Geſinnung miß-
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neigt ſein, und kein tückiſcher Dämon daran zerren! an
mir ſoll's nicht fehlen, deine Schutz- und Trutzgerecht-
ſame zu bewahren gegen Nymphen und Waldteufel.
Deine Beſchreibung der Rheinprozeſſion und der
flüchtigen Reitergeſtalt haben mir viel Vergnügen ge-
macht, ſie bezeichnen wie Du empfindeſt und empfun-
den ſein willſt; laſſe Dir dergleichen Viſionen nicht ent-
gehen, und verſäume ja nicht ſolche vorüberſtreifende
Aufregungen bei den drei Haaren zu erfaſſen, dann
bleibt es in deiner Gewalt das Verſchwundene in idea-
liſcher Form wieder herbei zu zaubern. Auch für deine
Naturbegeiſtrungen in die Du mein Bild ſo anmuthig
verſtrickſt, ſei Dir Dank, ſolchen allerliebſten Schmeiche-
leien iſt nicht zu wehren.
Heute Morgen iſt denn abermals deine zweite Epi-
ſtel zu mir gelangt, die mir das ſchöne Wetter erſetzte.
Ich habe ſie mit Muße durchleſen, und dabei den Zug
der Wolken ſtudiert. Ich bekenne Dir gern, daß mir
deine reichen Blätter die größte Freude machen; deinen
launigen Freund, der mir ſchon rühmlichſt bekannt iſt,
grüße in meinem Namen und danke ihm für den groß-
müthigen Vergleich; obſchon ich hierdurch mit ausge-
zeichneten Prärogativen belehnt bin, ſo werd' ich dieſe
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/281>, abgerufen am 22.11.2024.
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