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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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nem Namen ein Gegengedicht zu machen." -- Der bos-
hafte Primas! -- Ich hab' ihn aber gestraft! Und
gestern im Konzert sagte er mir: es ist gut, daß die
Juden nicht eben so viel Heldengeist als Handelsgeist
haben, ich wär' am End' nicht sicher, daß sie mich in
meinem Taxischen Haus blokirten. --

Während dem bin ich im Odenwald gewesen, und
bin auf des Götz altem Schloß herumgeklettert, ganz
oben auf den Mauern wo beinah kein menschlicher Fuß
mehr sich stützen kann; über Mauerspalten, die mich
doch zuweilen schwindlen machten, als immer im Ge-
danken an Dich, an Deine Jugend, an Dein Leben bis
jetzt, das wie ein lebendig Wasser fortbraust. Weißt
Du? -- es thut so wohl, wenn einem das Herz so
ganz ergriffen ist. Wie ich mich drehe und wende, so
spiegelt sich mir im Gemüth, was ich im Hinterhalt
habe und was mir wie ein seliger Traum nachgeht,
und das bist Du!

Dort war es wunderschön! Ein ungeheurer Thurm,
worauf ehmals die Wächter saßen, um die Frankenschiffe
in dem kleinen Mildeberg zu verkünden mit Trompeten-
stoß. Tannen und Fichten wachsen oben, die beinah
halb über seine Höhe hervorragen.

Zum Theil waren die Weinberge noch mit Schnee

nem Namen ein Gegengedicht zu machen.“ — Der bos-
hafte Primas! — Ich hab' ihn aber geſtraft! Und
geſtern im Konzert ſagte er mir: es iſt gut, daß die
Juden nicht eben ſo viel Heldengeiſt als Handelsgeiſt
haben, ich wär' am End' nicht ſicher, daß ſie mich in
meinem Taxiſchen Haus blokirten. —

Während dem bin ich im Odenwald geweſen, und
bin auf des Götz altem Schloß herumgeklettert, ganz
oben auf den Mauern wo beinah kein menſchlicher Fuß
mehr ſich ſtützen kann; über Mauerſpalten, die mich
doch zuweilen ſchwindlen machten, als immer im Ge-
danken an Dich, an Deine Jugend, an Dein Leben bis
jetzt, das wie ein lebendig Waſſer fortbrauſt. Weißt
Du? — es thut ſo wohl, wenn einem das Herz ſo
ganz ergriffen iſt. Wie ich mich drehe und wende, ſo
ſpiegelt ſich mir im Gemüth, was ich im Hinterhalt
habe und was mir wie ein ſeliger Traum nachgeht,
und das biſt Du!

Dort war es wunderſchön! Ein ungeheurer Thurm,
worauf ehmals die Wächter ſaßen, um die Frankenſchiffe
in dem kleinen Mildeberg zu verkünden mit Trompeten-
ſtoß. Tannen und Fichten wachſen oben, die beinah
halb über ſeine Höhe hervorragen.

Zum Theil waren die Weinberge noch mit Schnee

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[205/0237] nem Namen ein Gegengedicht zu machen.“ — Der bos- hafte Primas! — Ich hab' ihn aber geſtraft! Und geſtern im Konzert ſagte er mir: es iſt gut, daß die Juden nicht eben ſo viel Heldengeiſt als Handelsgeiſt haben, ich wär' am End' nicht ſicher, daß ſie mich in meinem Taxiſchen Haus blokirten. — Während dem bin ich im Odenwald geweſen, und bin auf des Götz altem Schloß herumgeklettert, ganz oben auf den Mauern wo beinah kein menſchlicher Fuß mehr ſich ſtützen kann; über Mauerſpalten, die mich doch zuweilen ſchwindlen machten, als immer im Ge- danken an Dich, an Deine Jugend, an Dein Leben bis jetzt, das wie ein lebendig Waſſer fortbrauſt. Weißt Du? — es thut ſo wohl, wenn einem das Herz ſo ganz ergriffen iſt. Wie ich mich drehe und wende, ſo ſpiegelt ſich mir im Gemüth, was ich im Hinterhalt habe und was mir wie ein ſeliger Traum nachgeht, und das biſt Du! Dort war es wunderſchön! Ein ungeheurer Thurm, worauf ehmals die Wächter ſaßen, um die Frankenſchiffe in dem kleinen Mildeberg zu verkünden mit Trompeten- ſtoß. Tannen und Fichten wachſen oben, die beinah halb über ſeine Höhe hervorragen. Zum Theil waren die Weinberge noch mit Schnee

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/237>, abgerufen am 25.11.2024.