Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.die Mutter rief ihm: mein General! Da öffnete er Ich seh' die Mutter noch wie im Traum, daß sie Adieu. Bettine. Von den Juden und den neuen Gesetzen ihrer die Mutter rief ihm: mein General! Da öffnete er Ich ſeh' die Mutter noch wie im Traum, daß ſie Adieu. Bettine. Von den Juden und den neuen Geſetzen ihrer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="184"/> die Mutter rief ihm: mein General! Da öffnete er<lb/> die Augen, reichte ihr lächelnd die Hand und ſagte:<lb/> meine Königin! — und ſo war er geſtorben.</p><lb/> <p>Ich ſeh' die Mutter noch wie im Traum, daß ſie<lb/> vor dem Bett ſteht und die Hand dieſes erblaßten Hel-<lb/> den feſt hält und ihre Thränen leiſe aus den großen<lb/> ſchwarzen Augen über ihr ſtilles Antlitz rollen. Damals<lb/> haſt Du ſie zum letzten Mal geſehen, und Du ſagteſt<lb/> voraus, daß Du ſie nicht wiederſehen würdeſt. Deine<lb/> Mutter hat mir's erzählt, wie Du tief bewegt über ſie<lb/> warſt. Wie ich Dich zum erſten Mal ſah, da ſagteſt<lb/> Du: Du gleichſt Deinem Vater, aber der Mutter gleichſt<lb/> Du auch, und dabei haſt Du mich an's Herz gedrückt<lb/> und warſt tief gerührt, und das war doch lange Jahre<lb/> nachher.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Adieu.<lb/> Bettine.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div n="2"> <p>Von den Juden und den neuen Geſetzen ihrer<lb/> Städtigkeit hat Dir die Mutter ſchon Meldung ge-<lb/> than; alle Juden ſchreiben ſeitdem; der Primas hat<lb/> viel Vergnügen an ihrem Witz. — Alle Chriſten ſchrei-<lb/> ben über Erziehung; es kommt beinah alle Woche ein<lb/> neuer Plan von einem neu verheiratheten Erzieher her-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0216]
die Mutter rief ihm: mein General! Da öffnete er
die Augen, reichte ihr lächelnd die Hand und ſagte:
meine Königin! — und ſo war er geſtorben.
Ich ſeh' die Mutter noch wie im Traum, daß ſie
vor dem Bett ſteht und die Hand dieſes erblaßten Hel-
den feſt hält und ihre Thränen leiſe aus den großen
ſchwarzen Augen über ihr ſtilles Antlitz rollen. Damals
haſt Du ſie zum letzten Mal geſehen, und Du ſagteſt
voraus, daß Du ſie nicht wiederſehen würdeſt. Deine
Mutter hat mir's erzählt, wie Du tief bewegt über ſie
warſt. Wie ich Dich zum erſten Mal ſah, da ſagteſt
Du: Du gleichſt Deinem Vater, aber der Mutter gleichſt
Du auch, und dabei haſt Du mich an's Herz gedrückt
und warſt tief gerührt, und das war doch lange Jahre
nachher.
Adieu.
Bettine.
Von den Juden und den neuen Geſetzen ihrer
Städtigkeit hat Dir die Mutter ſchon Meldung ge-
than; alle Juden ſchreiben ſeitdem; der Primas hat
viel Vergnügen an ihrem Witz. — Alle Chriſten ſchrei-
ben über Erziehung; es kommt beinah alle Woche ein
neuer Plan von einem neu verheiratheten Erzieher her-
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Zitationshilfe: | Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/216>, abgerufen am 16.02.2025. |