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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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an mein Herz drücken und Dir sagen: wie Friede und
Fülle über mich gekommen ist, seitdem ich Dich weiß.

Ich weiß, daß es nicht der Abend ist, der mir jetzt
in's Leben hereindämmert; o wenn er's doch wäre!
Wenn sie doch schon verlebt wären die Tage, und meine
Wünsche und meine Freuden, möchten sie sich alle an
Dir hinaufbilden, daß Du mit überdeckt wärst und be-
kränzt, wie mit immergrünem Laub.

Aber so warst Du, wie ich am Abend allein bei
Dir war, daß ich Dich gar nicht begreifen konnte;
Du hast über mich gelacht, weil ich bewegt war,
und laut gelacht weil ich weinte, aber warum? Und
doch war es Dein Lachen, der Ton Deines Lachens
was mich zu Thränen rührte, so wie es meine
Thränen waren die Dich lachen machten, und ich
bin zufrieden und sehe unter der Hülle dieses Räth-
sels Rosen hervorbrechen, die der Wehmuth und der
Freude zugleich entsprießen. -- Ja, Du hast recht,
Prophet: ich werde noch oft mit leichtem Herzen Scherz
und Lust durchwühlen, ich werde mich müde tummlen,
so wie ich in meiner Kindheit (ach, ich glaub' es war
gestern!) mich aus Übermuth auf den blühenden Fel-
dern herumwälzte und alles zusammen drückte, und die
Blumen mit den Wurzeln ausriß, um sie in's Wasser

an mein Herz drücken und Dir ſagen: wie Friede und
Fülle über mich gekommen iſt, ſeitdem ich Dich weiß.

Ich weiß, daß es nicht der Abend iſt, der mir jetzt
in's Leben hereindämmert; o wenn er's doch wäre!
Wenn ſie doch ſchon verlebt wären die Tage, und meine
Wünſche und meine Freuden, möchten ſie ſich alle an
Dir hinaufbilden, daß Du mit überdeckt wärſt und be-
kränzt, wie mit immergrünem Laub.

Aber ſo warſt Du, wie ich am Abend allein bei
Dir war, daß ich Dich gar nicht begreifen konnte;
Du haſt über mich gelacht, weil ich bewegt war,
und laut gelacht weil ich weinte, aber warum? Und
doch war es Dein Lachen, der Ton Deines Lachens
was mich zu Thränen rührte, ſo wie es meine
Thränen waren die Dich lachen machten, und ich
bin zufrieden und ſehe unter der Hülle dieſes Räth-
ſels Roſen hervorbrechen, die der Wehmuth und der
Freude zugleich entſprießen. — Ja, Du haſt recht,
Prophet: ich werde noch oft mit leichtem Herzen Scherz
und Luſt durchwühlen, ich werde mich müde tummlen,
ſo wie ich in meiner Kindheit (ach, ich glaub' es war
geſtern!) mich aus Übermuth auf den blühenden Fel-
dern herumwälzte und alles zuſammen drückte, und die
Blumen mit den Wurzeln ausriß, um ſie in's Waſſer

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[156/0188] an mein Herz drücken und Dir ſagen: wie Friede und Fülle über mich gekommen iſt, ſeitdem ich Dich weiß. Ich weiß, daß es nicht der Abend iſt, der mir jetzt in's Leben hereindämmert; o wenn er's doch wäre! Wenn ſie doch ſchon verlebt wären die Tage, und meine Wünſche und meine Freuden, möchten ſie ſich alle an Dir hinaufbilden, daß Du mit überdeckt wärſt und be- kränzt, wie mit immergrünem Laub. Aber ſo warſt Du, wie ich am Abend allein bei Dir war, daß ich Dich gar nicht begreifen konnte; Du haſt über mich gelacht, weil ich bewegt war, und laut gelacht weil ich weinte, aber warum? Und doch war es Dein Lachen, der Ton Deines Lachens was mich zu Thränen rührte, ſo wie es meine Thränen waren die Dich lachen machten, und ich bin zufrieden und ſehe unter der Hülle dieſes Räth- ſels Roſen hervorbrechen, die der Wehmuth und der Freude zugleich entſprießen. — Ja, Du haſt recht, Prophet: ich werde noch oft mit leichtem Herzen Scherz und Luſt durchwühlen, ich werde mich müde tummlen, ſo wie ich in meiner Kindheit (ach, ich glaub' es war geſtern!) mich aus Übermuth auf den blühenden Fel- dern herumwälzte und alles zuſammen drückte, und die Blumen mit den Wurzeln ausriß, um ſie in's Waſſer

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/188>, abgerufen am 22.11.2024.