Was kann man Dir sagen und geben, was Dir nicht schon auf eine schönere Weise zugeeignet wäre; man muß schweigen und Dich gewähren lassen; wenn es Gelegenheit giebt, Dich um etwas zu bitten, da mag man seinen Dank mit einfließen lassen für das viele, was unerwartet durch Deine reiche Liebe einem geschenkt wird. Daß Du die Mutter pflegst, möchte ich Dir gern auf's Herzlichste vergelten; -- von dorther kam mir der Zugwind, und jetzt, weil ich Dich mit ihr zusammen weiß, fühl' ich mich gesichert und warm.
Ich sage Dir nicht: "komm!" ich will nicht den kleinen Vogel aus dem Neste gestört haben; aber der Zufall würde mir nicht unwillkommen sein, der Sturm und Gewitter benützte, um ihn glücklich unter mein Dach zu bringen. Auf jeden Fall, liebste Bettine, bedenke, daß Du auf dem Weg' bist, mich zu verwöhnen.
Goethe.
I. 7
An Bettine.
Am 16. Juli 1807.
Was kann man Dir ſagen und geben, was Dir nicht ſchon auf eine ſchönere Weiſe zugeeignet wäre; man muß ſchweigen und Dich gewähren laſſen; wenn es Gelegenheit giebt, Dich um etwas zu bitten, da mag man ſeinen Dank mit einfließen laſſen für das viele, was unerwartet durch Deine reiche Liebe einem geſchenkt wird. Daß Du die Mutter pflegſt, möchte ich Dir gern auf's Herzlichſte vergelten; — von dorther kam mir der Zugwind, und jetzt, weil ich Dich mit ihr zuſammen weiß, fühl' ich mich geſichert und warm.
Ich ſage Dir nicht: „komm!“ ich will nicht den kleinen Vogel aus dem Neſte geſtört haben; aber der Zufall würde mir nicht unwillkommen ſein, der Sturm und Gewitter benützte, um ihn glücklich unter mein Dach zu bringen. Auf jeden Fall, liebſte Bettine, bedenke, daß Du auf dem Weg' biſt, mich zu verwöhnen.
Goethe.
I. 7
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[145/0177]
An Bettine.
Am 16. Juli 1807.
Was kann man Dir ſagen und geben, was Dir
nicht ſchon auf eine ſchönere Weiſe zugeeignet wäre;
man muß ſchweigen und Dich gewähren laſſen; wenn
es Gelegenheit giebt, Dich um etwas zu bitten, da mag
man ſeinen Dank mit einfließen laſſen für das viele,
was unerwartet durch Deine reiche Liebe einem geſchenkt
wird. Daß Du die Mutter pflegſt, möchte ich Dir gern
auf's Herzlichſte vergelten; — von dorther kam mir der
Zugwind, und jetzt, weil ich Dich mit ihr zuſammen
weiß, fühl' ich mich geſichert und warm.
Ich ſage Dir nicht: „komm!“ ich will nicht den
kleinen Vogel aus dem Neſte geſtört haben; aber der
Zufall würde mir nicht unwillkommen ſein, der Sturm
und Gewitter benützte, um ihn glücklich unter mein Dach
zu bringen. Auf jeden Fall, liebſte Bettine, bedenke,
daß Du auf dem Weg' biſt, mich zu verwöhnen.
Goethe.
I. 7
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/177>, abgerufen am 26.12.2024.
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