der Blumen Farben und vermählst sie dem Licht; deine Leyer findest Du immer gestimmt, und wenn sie Dir auch frischgekränzt entgegen prangte, würdest Du fra- gen: Wer hat mir diesen schönen Kranz gewunden? -- Dein Gesang würde diese Blumen bald versengen; sie würden ihre Häupter senken, sie würden ihre Farbe ver- lieren, und bald würden sie unbeachtet am Boden schleifen.
Alle Gedanken, die die Liebe mir eingiebt, alles heiße Sehnen und Wollen, kann ich nur solchen Feld- blumen vergleichen; -- sie thun unbewußt über dem grünen Rasen ihre goldnen Augen auf, sie lachen eine Weile in den blauen Himmel, dann leuchten tausend Sterne über ihnen und umtanzen den Mond, und ver- hüllen die zitternden, Thränen-belasteten Blumen in Nacht und betäubenden Schlummer. So bist Du Poete ein vom Sternenreigen seiner Eingebungen umtanzter Mond; meine Gedanken aber liegen im Thal, wie die Feldblumen, und sinken in Nacht vor Dir, und meine Begeisterung ermattet vor Dir, und alle Gedanken schla- fen unter deinem Firmament.
Bettine.
der Blumen Farben und vermählſt ſie dem Licht; deine Leyer findeſt Du immer geſtimmt, und wenn ſie Dir auch friſchgekränzt entgegen prangte, würdeſt Du fra- gen: Wer hat mir dieſen ſchönen Kranz gewunden? — Dein Geſang würde dieſe Blumen bald verſengen; ſie würden ihre Häupter ſenken, ſie würden ihre Farbe ver- lieren, und bald würden ſie unbeachtet am Boden ſchleifen.
Alle Gedanken, die die Liebe mir eingiebt, alles heiße Sehnen und Wollen, kann ich nur ſolchen Feld- blumen vergleichen; — ſie thun unbewußt über dem grünen Raſen ihre goldnen Augen auf, ſie lachen eine Weile in den blauen Himmel, dann leuchten tauſend Sterne über ihnen und umtanzen den Mond, und ver- hüllen die zitternden, Thränen-belaſteten Blumen in Nacht und betäubenden Schlummer. So biſt Du Poete ein vom Sternenreigen ſeiner Eingebungen umtanzter Mond; meine Gedanken aber liegen im Thal, wie die Feldblumen, und ſinken in Nacht vor Dir, und meine Begeiſterung ermattet vor Dir, und alle Gedanken ſchla- fen unter deinem Firmament.
Bettine.
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der Blumen Farben und vermählſt ſie dem Licht; deine
Leyer findeſt Du immer geſtimmt, und wenn ſie Dir
auch friſchgekränzt entgegen prangte, würdeſt Du fra-
gen: Wer hat mir dieſen ſchönen Kranz gewunden? —
Dein Geſang würde dieſe Blumen bald verſengen; ſie
würden ihre Häupter ſenken, ſie würden ihre Farbe ver-
lieren, und bald würden ſie unbeachtet am Boden
ſchleifen.
Alle Gedanken, die die Liebe mir eingiebt, alles
heiße Sehnen und Wollen, kann ich nur ſolchen Feld-
blumen vergleichen; — ſie thun unbewußt über dem
grünen Raſen ihre goldnen Augen auf, ſie lachen eine
Weile in den blauen Himmel, dann leuchten tauſend
Sterne über ihnen und umtanzen den Mond, und ver-
hüllen die zitternden, Thränen-belaſteten Blumen in
Nacht und betäubenden Schlummer. So biſt Du Poete
ein vom Sternenreigen ſeiner Eingebungen umtanzter
Mond; meine Gedanken aber liegen im Thal, wie die
Feldblumen, und ſinken in Nacht vor Dir, und meine
Begeiſterung ermattet vor Dir, und alle Gedanken ſchla-
fen unter deinem Firmament.
Bettine.
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/167>, abgerufen am 22.11.2024.
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