wiederkehre, sagte er, so glauben Sie, daß die köstlichste Zeit meines Lebens diese letzte war. -- Ich sah ihn die Stiegen hinabspringen, ich sah seine reizende Gestalt, in der Würde und Stolz seiner schwanken Jugend gleich- sam einen Verweis gaben, sich auf's Pferd schwingen und fort in den Kugelregen reiten, -- und ich seufzte ihm nicht nach.
Dies Jahr kam er wieder mit einer kaum vernarb- ten Wunde auf der Brust; er war blaß und matt, und blieb fünf Tage bei uns. Abends, wenn alles um den Theetisch versammelt war, saß ich im dunkeln Hinter- grund des Zimmers, um ihn zu betrachten, er spielte auf der Guitarre; -- da hielt ich eine Blume vor's Licht, und ließ ihren Schatten auf seinen Fingern spie- len, -- das war mein Wagstück; -- mir klopfte das Herz vor Angst, er möchte es merken; da ging ich in's Dunkel zurück und behielt meine Blume, und die Nacht legte ich sie unter's Kopfkissen. -- Das war die letzte Hauptbegebenheit in diesem Liebesspiel von fünf Tagen.
Dieser Jüngling, dessen Mutter stolz sein mag auf seine Schönheit; von dem die Mutter mir erzählte, er sei der Sohn der ersten Heißgeliebten meines geliebten Freundes, hat mich gerührt.
Und nun mag der Freund sich's auslegen, wie es
wiederkehre, ſagte er, ſo glauben Sie, daß die köſtlichſte Zeit meines Lebens dieſe letzte war. — Ich ſah ihn die Stiegen hinabſpringen, ich ſah ſeine reizende Geſtalt, in der Würde und Stolz ſeiner ſchwanken Jugend gleich- ſam einen Verweis gaben, ſich auf's Pferd ſchwingen und fort in den Kugelregen reiten, — und ich ſeufzte ihm nicht nach.
Dies Jahr kam er wieder mit einer kaum vernarb- ten Wunde auf der Bruſt; er war blaß und matt, und blieb fünf Tage bei uns. Abends, wenn alles um den Theetiſch verſammelt war, ſaß ich im dunkeln Hinter- grund des Zimmers, um ihn zu betrachten, er ſpielte auf der Guitarre; — da hielt ich eine Blume vor's Licht, und ließ ihren Schatten auf ſeinen Fingern ſpie- len, — das war mein Wagſtück; — mir klopfte das Herz vor Angſt, er möchte es merken; da ging ich in's Dunkel zurück und behielt meine Blume, und die Nacht legte ich ſie unter's Kopfkiſſen. — Das war die letzte Hauptbegebenheit in dieſem Liebesſpiel von fünf Tagen.
Dieſer Jüngling, deſſen Mutter ſtolz ſein mag auf ſeine Schönheit; von dem die Mutter mir erzählte, er ſei der Sohn der erſten Heißgeliebten meines geliebten Freundes, hat mich gerührt.
Und nun mag der Freund ſich's auslegen, wie es
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wiederkehre, ſagte er, ſo glauben Sie, daß die köſtlichſte
Zeit meines Lebens dieſe letzte war. — Ich ſah ihn die
Stiegen hinabſpringen, ich ſah ſeine reizende Geſtalt,
in der Würde und Stolz ſeiner ſchwanken Jugend gleich-
ſam einen Verweis gaben, ſich auf's Pferd ſchwingen
und fort in den Kugelregen reiten, — und ich ſeufzte
ihm nicht nach.
Dies Jahr kam er wieder mit einer kaum vernarb-
ten Wunde auf der Bruſt; er war blaß und matt, und
blieb fünf Tage bei uns. Abends, wenn alles um den
Theetiſch verſammelt war, ſaß ich im dunkeln Hinter-
grund des Zimmers, um ihn zu betrachten, er ſpielte
auf der Guitarre; — da hielt ich eine Blume vor's
Licht, und ließ ihren Schatten auf ſeinen Fingern ſpie-
len, — das war mein Wagſtück; — mir klopfte das
Herz vor Angſt, er möchte es merken; da ging ich in's
Dunkel zurück und behielt meine Blume, und die Nacht
legte ich ſie unter's Kopfkiſſen. — Das war die letzte
Hauptbegebenheit in dieſem Liebesſpiel von fünf Tagen.
Dieſer Jüngling, deſſen Mutter ſtolz ſein mag auf
ſeine Schönheit; von dem die Mutter mir erzählte, er
ſei der Sohn der erſten Heißgeliebten meines
geliebten Freundes, hat mich gerührt.
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/162>, abgerufen am 22.11.2024.
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