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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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ren gehen könne? -- Nein! -- Sie sind mir nimmer
fern. Ihr Geist lächelt mich an und berührt mich zärt-
lich vom ersten Frühlingsmorgen bis zum letzten Win-
terabend.

So kann ich Ihnen auch das Liebesgeheimniß mit
der Bärenmütze für Ihren leisen Spott über meine ernste
Treue auf das beschämendste erklären. -- Nichts ist
reizender als die junge Pflanze, in voller Blüthe ste-
hend, auf der der Finger Gottes jeden frischen Mor-
gen den zarten Thau in Perlen reihet, und ihre
Blätter mit Duft bemalt. -- So blüheten im vori-
gen Jahr ein paar schöne blaue Augen unter der Bä-
renmütze hervor, so lächelten und schwätzten die anmu-
thigen Lippen, so wogten die schwanken Glieder, und so
schmiegte sich zärtliche Neigung in jede Frage und Ant-
wort, und hauchten in Seufzern den Duft des tieferen
Herzens aus, wie jene junge Pflanze. -- Ich sah's mit
an und verstand die Schönheit, und doch war ich nicht
verliebt; ich führte den jungen Husaren zur Günderode,
die traurig war; wir waren jeden Abend zusammen,
der Geist spielte mit dem Herzen, tausend Äußerungen
und schöne Modulationen hörte und fühlte ich, -- und
doch war ich nicht verliebt. -- Er ging, -- man sah,
daß der Abschied sein Herz bedrängte; wenn ich nicht

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ren gehen könne? — Nein! — Sie ſind mir nimmer
fern. Ihr Geiſt lächelt mich an und berührt mich zärt-
lich vom erſten Frühlingsmorgen bis zum letzten Win-
terabend.

So kann ich Ihnen auch das Liebesgeheimniß mit
der Bärenmütze für Ihren leiſen Spott über meine ernſte
Treue auf das beſchämendſte erklären. — Nichts iſt
reizender als die junge Pflanze, in voller Blüthe ſte-
hend, auf der der Finger Gottes jeden friſchen Mor-
gen den zarten Thau in Perlen reihet, und ihre
Blätter mit Duft bemalt. — So blüheten im vori-
gen Jahr ein paar ſchöne blaue Augen unter der Bä-
renmütze hervor, ſo lächelten und ſchwätzten die anmu-
thigen Lippen, ſo wogten die ſchwanken Glieder, und ſo
ſchmiegte ſich zärtliche Neigung in jede Frage und Ant-
wort, und hauchten in Seufzern den Duft des tieferen
Herzens aus, wie jene junge Pflanze. — Ich ſah's mit
an und verſtand die Schönheit, und doch war ich nicht
verliebt; ich führte den jungen Huſaren zur Günderode,
die traurig war; wir waren jeden Abend zuſammen,
der Geiſt ſpielte mit dem Herzen, tauſend Äußerungen
und ſchöne Modulationen hörte und fühlte ich, — und
doch war ich nicht verliebt. — Er ging, — man ſah,
daß der Abſchied ſein Herz bedrängte; wenn ich nicht

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[129/0161] ren gehen könne? — Nein! — Sie ſind mir nimmer fern. Ihr Geiſt lächelt mich an und berührt mich zärt- lich vom erſten Frühlingsmorgen bis zum letzten Win- terabend. So kann ich Ihnen auch das Liebesgeheimniß mit der Bärenmütze für Ihren leiſen Spott über meine ernſte Treue auf das beſchämendſte erklären. — Nichts iſt reizender als die junge Pflanze, in voller Blüthe ſte- hend, auf der der Finger Gottes jeden friſchen Mor- gen den zarten Thau in Perlen reihet, und ihre Blätter mit Duft bemalt. — So blüheten im vori- gen Jahr ein paar ſchöne blaue Augen unter der Bä- renmütze hervor, ſo lächelten und ſchwätzten die anmu- thigen Lippen, ſo wogten die ſchwanken Glieder, und ſo ſchmiegte ſich zärtliche Neigung in jede Frage und Ant- wort, und hauchten in Seufzern den Duft des tieferen Herzens aus, wie jene junge Pflanze. — Ich ſah's mit an und verſtand die Schönheit, und doch war ich nicht verliebt; ich führte den jungen Huſaren zur Günderode, die traurig war; wir waren jeden Abend zuſammen, der Geiſt ſpielte mit dem Herzen, tauſend Äußerungen und ſchöne Modulationen hörte und fühlte ich, — und doch war ich nicht verliebt. — Er ging, — man ſah, daß der Abſchied ſein Herz bedrängte; wenn ich nicht 6**

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/161>, abgerufen am 22.11.2024.