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Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

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der ganzen Art, wie er sich nimmt; der Teu¬
fel kann nicht vor Gericht gezogen werden,
er muß für ihn leiden. -- Nach einem Strome
von Thränen erholte sich Rosalie und sagte:
Wenn sie das Fort, ohne Blutvergiessen,
ohne Gefahr, in die Gewalt des Komman¬
danten brächte, würde dann sein Vergehen
als ein Wahnsinn Begnadigung finden? --
Ja, ich schwör's! rief der Kommandant, aber
es ist vergeblich, euch haßt er vor Allen,
und rief gestern einem unsrer Vorposten
zu, er wolle das Fort übergeben, wenn wir
ihm den Kopf seiner Frau schicken könnten.
Ich kenne ihn, sagte die Frau, ich will den
Teufel beschwören in ihm, ich will ihm Frie¬
den geben, sterben würde ich doch mit ihm,
also ist nur Gewinn für mich, wenn ich
von seiner Hand sterbe, der ich vermählt
bin durch den heiligsten Schwur. -- Der
Kommandant bat sie, sich wohl zu beden¬
ken, erforschte ihre Absicht, widerstand aber
weder ihren Bitten, noch der Hoffnung, auf
diesem Wege dem gewissen Untergange zu
entgehen.

der ganzen Art, wie er ſich nimmt; der Teu¬
fel kann nicht vor Gericht gezogen werden,
er muß für ihn leiden. — Nach einem Strome
von Thränen erholte ſich Roſalie und ſagte:
Wenn ſie das Fort, ohne Blutvergieſſen,
ohne Gefahr, in die Gewalt des Komman¬
danten brächte, würde dann ſein Vergehen
als ein Wahnſinn Begnadigung finden? —
Ja, ich ſchwör’s! rief der Kommandant, aber
es iſt vergeblich, euch haßt er vor Allen,
und rief geſtern einem unſrer Vorpoſten
zu, er wolle das Fort übergeben, wenn wir
ihm den Kopf ſeiner Frau ſchicken könnten.
Ich kenne ihn, ſagte die Frau, ich will den
Teufel beſchwören in ihm, ich will ihm Frie¬
den geben, ſterben würde ich doch mit ihm,
alſo iſt nur Gewinn für mich, wenn ich
von ſeiner Hand ſterbe, der ich vermählt
bin durch den heiligſten Schwur. — Der
Kommandant bat ſie, ſich wohl zu beden¬
ken, erforſchte ihre Abſicht, widerſtand aber
weder ihren Bitten, noch der Hoffnung, auf
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[114/0046] der ganzen Art, wie er ſich nimmt; der Teu¬ fel kann nicht vor Gericht gezogen werden, er muß für ihn leiden. — Nach einem Strome von Thränen erholte ſich Roſalie und ſagte: Wenn ſie das Fort, ohne Blutvergieſſen, ohne Gefahr, in die Gewalt des Komman¬ danten brächte, würde dann ſein Vergehen als ein Wahnſinn Begnadigung finden? — Ja, ich ſchwör’s! rief der Kommandant, aber es iſt vergeblich, euch haßt er vor Allen, und rief geſtern einem unſrer Vorpoſten zu, er wolle das Fort übergeben, wenn wir ihm den Kopf ſeiner Frau ſchicken könnten. Ich kenne ihn, ſagte die Frau, ich will den Teufel beſchwören in ihm, ich will ihm Frie¬ den geben, ſterben würde ich doch mit ihm, alſo iſt nur Gewinn für mich, wenn ich von ſeiner Hand ſterbe, der ich vermählt bin durch den heiligſten Schwur. — Der Kommandant bat ſie, ſich wohl zu beden¬ ken, erforſchte ihre Abſicht, widerſtand aber weder ihren Bitten, noch der Hoffnung, auf dieſem Wege dem gewiſſen Untergange zu entgehen.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/46>, abgerufen am 23.11.2024.