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Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

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nicht aufgegangen, rief der eine Schiffer,
ich hätte euch nicht gesehen und wir hätten
euch ohne bösen Willen in den Grund gese¬
gelt, wie kommt ihr so spät und allein aufs
Wasser, warum habt ihr uns nicht ange¬
schrieen? Rosalie beantwortete schnell die
Fragen und bat nur dringend, sie nach dem
Hause des Kommandanten zu bringen. Der
Schiffer gab ihr aus Mitleid seinen Jungen
zum Führer.

Sie fand Alles in Bewegung beim Kom¬
mandanten, sie bat ihn seines Versprechens
eingedenk zu sein, daß er ihrem Manne
drei Versehen verzeihen wolle. Er leugnete,
daß von solchen Versehen die Rede gewe¬
sen, es sei über Scherz und Grillen geklagt
worden, das sey aber ein teuflischer Ernst. -- So
ist das Unrecht auf eurer Seite, sagte die
Frau gefaßt, denn sie fühlte sich nicht mehr
schicksallos, auch habe ich den Zustand des
armen Mannes angezeigt und doch habt
ihr ihm einen so gefährlichen Posten ver¬
traut, ihr habt mir Geheimniß angelobt,
und doch habt ihr alles an Basset, euren

nicht aufgegangen, rief der eine Schiffer,
ich hätte euch nicht geſehen und wir hätten
euch ohne böſen Willen in den Grund geſe¬
gelt, wie kommt ihr ſo ſpät und allein aufs
Waſſer, warum habt ihr uns nicht ange¬
ſchrieen? Roſalie beantwortete ſchnell die
Fragen und bat nur dringend, ſie nach dem
Hauſe des Kommandanten zu bringen. Der
Schiffer gab ihr aus Mitleid ſeinen Jungen
zum Führer.

Sie fand Alles in Bewegung beim Kom¬
mandanten, ſie bat ihn ſeines Verſprechens
eingedenk zu ſein, daß er ihrem Manne
drei Verſehen verzeihen wolle. Er leugnete,
daß von ſolchen Verſehen die Rede gewe¬
ſen, es ſei über Scherz und Grillen geklagt
worden, das ſey aber ein teufliſcher Ernſt. — So
iſt das Unrecht auf eurer Seite, ſagte die
Frau gefaßt, denn ſie fühlte ſich nicht mehr
ſchickſallos, auch habe ich den Zuſtand des
armen Mannes angezeigt und doch habt
ihr ihm einen ſo gefährlichen Poſten ver¬
traut, ihr habt mir Geheimniß angelobt,
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[110/0042] nicht aufgegangen, rief der eine Schiffer, ich hätte euch nicht geſehen und wir hätten euch ohne böſen Willen in den Grund geſe¬ gelt, wie kommt ihr ſo ſpät und allein aufs Waſſer, warum habt ihr uns nicht ange¬ ſchrieen? Roſalie beantwortete ſchnell die Fragen und bat nur dringend, ſie nach dem Hauſe des Kommandanten zu bringen. Der Schiffer gab ihr aus Mitleid ſeinen Jungen zum Führer. Sie fand Alles in Bewegung beim Kom¬ mandanten, ſie bat ihn ſeines Verſprechens eingedenk zu ſein, daß er ihrem Manne drei Verſehen verzeihen wolle. Er leugnete, daß von ſolchen Verſehen die Rede gewe¬ ſen, es ſei über Scherz und Grillen geklagt worden, das ſey aber ein teufliſcher Ernſt. — So iſt das Unrecht auf eurer Seite, ſagte die Frau gefaßt, denn ſie fühlte ſich nicht mehr ſchickſallos, auch habe ich den Zuſtand des armen Mannes angezeigt und doch habt ihr ihm einen ſo gefährlichen Poſten ver¬ traut, ihr habt mir Geheimniß angelobt, und doch habt ihr alles an Baſſet, euren

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/42>, abgerufen am 21.11.2024.