Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

Bild:
<< vorherige Seite

sich sorgsam in ihre Nähe. Ach, mein Mann,
sagte sie in einem fremden deutschen Dialeckte
des Französischen, mein Mann kommt von Sin¬
nen, wenn er die Geschichte hört; ach, mein
armer Mann, da spielt ihm der Teufel sicher
wieder einen Streich! Der Kommandant
fragte nach dem Manne und die Frau sagte
ihm: daß sie eben wegen dieses ihres lieben
Mannes zu ihm gekommen, ihm einen Brief
des Obersten vom Regiment Pikardie zu
überbringen. Der Oberste setzte die Brille
auf, erkannte das Wappen seines Freundes
und durchlief das Schreiben, dann sagte er: Al¬
so Sie sind jene Rosalie, eine geborne Demoiselle
Lilie aus Leipzig, die den Sergeanten Fran¬
coeur geheirathet hat, als er am Kopf ver¬
wundet in Leipzig gefangen lag? Erzählen
sie, das ist eine seltne Liebe! Was waren
ihre Eltern, legten die ihnen kein Hinderniß
in den Weg? Und was hat denn ihr Mann
für scherzhafte Grillen als Folge seiner Kopf¬
wunde behalten, die ihn zum Felddienste un¬
tauglich machen, obgleich er als der bravste
und geschickteste Sergeant, als die Seele des Re¬

ſich ſorgſam in ihre Nähe. Ach, mein Mann,
ſagte ſie in einem fremden deutſchen Dialeckte
des Franzöſiſchen, mein Mann kommt von Sin¬
nen, wenn er die Geſchichte hört; ach, mein
armer Mann, da ſpielt ihm der Teufel ſicher
wieder einen Streich! Der Kommandant
fragte nach dem Manne und die Frau ſagte
ihm: daß ſie eben wegen dieſes ihres lieben
Mannes zu ihm gekommen, ihm einen Brief
des Oberſten vom Regiment Pikardie zu
überbringen. Der Oberſte ſetzte die Brille
auf, erkannte das Wappen ſeines Freundes
und durchlief das Schreiben, dann ſagte er: Al¬
ſo Sie ſind jene Roſalie, eine geborne Demoiſelle
Lilie aus Leipzig, die den Sergeanten Fran¬
coeur geheirathet hat, als er am Kopf ver¬
wundet in Leipzig gefangen lag? Erzählen
ſie, das iſt eine ſeltne Liebe! Was waren
ihre Eltern, legten die ihnen kein Hinderniß
in den Weg? Und was hat denn ihr Mann
für ſcherzhafte Grillen als Folge ſeiner Kopf¬
wunde behalten, die ihn zum Felddienſte un¬
tauglich machen, obgleich er als der bravſte
und geſchickteſte Sergeant, als die Seele des Re¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="79"/>
&#x017F;ich &#x017F;org&#x017F;am in ihre Nähe. Ach, mein Mann,<lb/>
&#x017F;agte &#x017F;ie in einem fremden deut&#x017F;chen Dialeckte<lb/>
des Franzö&#x017F;i&#x017F;chen, mein Mann kommt von Sin¬<lb/>
nen, wenn er die Ge&#x017F;chichte hört; ach, mein<lb/>
armer Mann, da &#x017F;pielt ihm der Teufel &#x017F;icher<lb/>
wieder einen Streich! Der Kommandant<lb/>
fragte nach dem Manne und die Frau &#x017F;agte<lb/>
ihm: daß &#x017F;ie eben wegen die&#x017F;es ihres lieben<lb/>
Mannes zu ihm gekommen, ihm einen Brief<lb/>
des Ober&#x017F;ten vom Regiment Pikardie zu<lb/>
überbringen. Der Ober&#x017F;te &#x017F;etzte die Brille<lb/>
auf, erkannte das Wappen &#x017F;eines Freundes<lb/>
und durchlief das Schreiben, dann &#x017F;agte er: Al¬<lb/>
&#x017F;o Sie &#x017F;ind jene Ro&#x017F;alie, eine geborne Demoi&#x017F;elle<lb/>
Lilie aus Leipzig, die den Sergeanten Fran¬<lb/>
coeur geheirathet hat, als er am Kopf ver¬<lb/>
wundet in Leipzig gefangen lag? Erzählen<lb/>
&#x017F;ie, das i&#x017F;t eine &#x017F;eltne Liebe! Was waren<lb/>
ihre Eltern, legten die ihnen kein Hinderniß<lb/>
in den Weg? Und was hat denn ihr Mann<lb/>
für &#x017F;cherzhafte Grillen als Folge &#x017F;einer Kopf¬<lb/>
wunde behalten, die ihn zum Felddien&#x017F;te un¬<lb/>
tauglich machen, obgleich er als der brav&#x017F;te<lb/>
und ge&#x017F;chickte&#x017F;te Sergeant, als die Seele des Re¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0011] ſich ſorgſam in ihre Nähe. Ach, mein Mann, ſagte ſie in einem fremden deutſchen Dialeckte des Franzöſiſchen, mein Mann kommt von Sin¬ nen, wenn er die Geſchichte hört; ach, mein armer Mann, da ſpielt ihm der Teufel ſicher wieder einen Streich! Der Kommandant fragte nach dem Manne und die Frau ſagte ihm: daß ſie eben wegen dieſes ihres lieben Mannes zu ihm gekommen, ihm einen Brief des Oberſten vom Regiment Pikardie zu überbringen. Der Oberſte ſetzte die Brille auf, erkannte das Wappen ſeines Freundes und durchlief das Schreiben, dann ſagte er: Al¬ ſo Sie ſind jene Roſalie, eine geborne Demoiſelle Lilie aus Leipzig, die den Sergeanten Fran¬ coeur geheirathet hat, als er am Kopf ver¬ wundet in Leipzig gefangen lag? Erzählen ſie, das iſt eine ſeltne Liebe! Was waren ihre Eltern, legten die ihnen kein Hinderniß in den Weg? Und was hat denn ihr Mann für ſcherzhafte Grillen als Folge ſeiner Kopf¬ wunde behalten, die ihn zum Felddienſte un¬ tauglich machen, obgleich er als der bravſte und geſchickteſte Sergeant, als die Seele des Re¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Achim von Arnims Erzählung „Der tolle Invalide au… [mehr]

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/11
Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/11>, abgerufen am 21.11.2024.