Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Ich selber kann und mag nicht ruhn, Des grossen Gottes grosses Thun Erweckt mir alle Sinnen; Ich singe mit, wenn alles singt, Und lasse, was dem Höchsten klingt, Aus meinem Herzen rinnen. Ach, denk ich, bist du hier so schön, Und lässest uns so lieblich gehn, Auf dieser armen Erden; Was will doch wohl nach dieser Welt Dort in dem festen Himmelszelt Und güldnem Schlosse werden. O wär ich da! o stünd ich schon, Ach süßer Gott vor deinem Thron, Und trüge mein Palmen; So wollt ich nach der Engel Weis Erhöhen deines Namens Preis Mit tausend schönen Psalmen. Unseliger Kreislauf. Wohl täglich will erscheinen Die schöne Morgenröth, Den Thau muß nieder weinen, Die weis bekleidet geht, Luna ist sie genannt; Schneeweis thut sie uns leuchten, Macht uns den Tag bekannt. Ich ſelber kann und mag nicht ruhn, Des groſſen Gottes groſſes Thun Erweckt mir alle Sinnen; Ich ſinge mit, wenn alles ſingt, Und laſſe, was dem Hoͤchſten klingt, Aus meinem Herzen rinnen. Ach, denk ich, biſt du hier ſo ſchoͤn, Und laͤſſeſt uns ſo lieblich gehn, Auf dieſer armen Erden; Was will doch wohl nach dieſer Welt Dort in dem feſten Himmelszelt Und guͤldnem Schloſſe werden. O waͤr ich da! o ſtuͤnd ich ſchon, Ach ſuͤßer Gott vor deinem Thron, Und truͤge mein Palmen; So wollt ich nach der Engel Weis Erhoͤhen deines Namens Preis Mit tauſend ſchoͤnen Pſalmen. Unſeliger Kreislauf. Wohl taͤglich will erſcheinen Die ſchoͤne Morgenroͤth, Den Thau muß nieder weinen, Die weis bekleidet geht, Luna iſt ſie genannt; Schneeweis thut ſie uns leuchten, Macht uns den Tag bekannt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0097" n="87"/> <lg n="7"> <l>Ich ſelber kann und mag nicht ruhn,</l><lb/> <l>Des groſſen Gottes groſſes Thun</l><lb/> <l>Erweckt mir alle Sinnen;</l><lb/> <l>Ich ſinge mit, wenn alles ſingt,</l><lb/> <l>Und laſſe, was dem Hoͤchſten klingt,</l><lb/> <l>Aus meinem Herzen rinnen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Ach, denk ich, biſt du hier ſo ſchoͤn,</l><lb/> <l>Und laͤſſeſt uns ſo lieblich gehn,</l><lb/> <l>Auf dieſer armen Erden;</l><lb/> <l>Was will doch wohl nach dieſer Welt</l><lb/> <l>Dort in dem feſten Himmelszelt</l><lb/> <l>Und guͤldnem Schloſſe werden.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>O waͤr ich da! o ſtuͤnd ich ſchon,</l><lb/> <l>Ach ſuͤßer Gott vor deinem Thron,</l><lb/> <l>Und truͤge mein Palmen;</l><lb/> <l>So wollt ich nach der Engel Weis</l><lb/> <l>Erhoͤhen deines Namens Preis</l><lb/> <l>Mit tauſend ſchoͤnen Pſalmen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Unſeliger Kreislauf</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ohl taͤglich will erſcheinen</l><lb/> <l>Die ſchoͤne Morgenroͤth,</l><lb/> <l>Den Thau muß nieder weinen,</l><lb/> <l>Die weis bekleidet geht,</l><lb/> <l>Luna iſt ſie genannt;</l><lb/> <l>Schneeweis thut ſie uns leuchten,</l><lb/> <l>Macht uns den Tag bekannt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0097]
Ich ſelber kann und mag nicht ruhn,
Des groſſen Gottes groſſes Thun
Erweckt mir alle Sinnen;
Ich ſinge mit, wenn alles ſingt,
Und laſſe, was dem Hoͤchſten klingt,
Aus meinem Herzen rinnen.
Ach, denk ich, biſt du hier ſo ſchoͤn,
Und laͤſſeſt uns ſo lieblich gehn,
Auf dieſer armen Erden;
Was will doch wohl nach dieſer Welt
Dort in dem feſten Himmelszelt
Und guͤldnem Schloſſe werden.
O waͤr ich da! o ſtuͤnd ich ſchon,
Ach ſuͤßer Gott vor deinem Thron,
Und truͤge mein Palmen;
So wollt ich nach der Engel Weis
Erhoͤhen deines Namens Preis
Mit tauſend ſchoͤnen Pſalmen.
Unſeliger Kreislauf.
Wohl taͤglich will erſcheinen
Die ſchoͤne Morgenroͤth,
Den Thau muß nieder weinen,
Die weis bekleidet geht,
Luna iſt ſie genannt;
Schneeweis thut ſie uns leuchten,
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