Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Himmelsboten zu Liebchens Himmelbett. Der Mondschein, der ist schon verblichen, Die finstre Nacht ist hingeschlichen; Steh auf du edle Morgenröth', Zu dir all mein Vertrauen steht. Phöbus ihr Vorbott wohlgeziert, Hat schon den Wagen angeschirrt; Die Sonnenroß sind vorgespannt, Zügel ruht in seiner Hand. Ihr Vorbott der Don Lucifer, Schwebt allbereits am Himmel her, Er hat die Wolken aufgeschlossen, Die Erd mit seinem Thau begossen. O fahrt vor ihr Schlafkämmerlein, Weckt leis die süße Liebste mein; Verkündet ihr, was ich euch sag, Mein Dienst, mein Gruß, ein guten Tag. Doch müßt ihr sie fein züchtig wecken, Dabei mein heimliche Lieb entdecken; Sollt sagen, wie ihr Diener wacht, So kummervoll die ganze Nacht. Schaut an für mich die gelbe Haar, Ihr Hälslein blank, ihr Aeuglein klar; Küßt ihr für mich den rothen Mund, Und wenn sie's leid't die Brüstlein rund. Himmelsboten zu Liebchens Himmelbett. Der Mondſchein, der iſt ſchon verblichen, Die finſtre Nacht iſt hingeſchlichen; Steh auf du edle Morgenroͤth', Zu dir all mein Vertrauen ſteht. Phoͤbus ihr Vorbott wohlgeziert, Hat ſchon den Wagen angeſchirrt; Die Sonnenroß ſind vorgeſpannt, Zuͤgel ruht in ſeiner Hand. Ihr Vorbott der Don Lucifer, Schwebt allbereits am Himmel her, Er hat die Wolken aufgeſchloſſen, Die Erd mit ſeinem Thau begoſſen. O fahrt vor ihr Schlafkaͤmmerlein, Weckt leis die ſuͤße Liebſte mein; Verkuͤndet ihr, was ich euch ſag, Mein Dienſt, mein Gruß, ein guten Tag. Doch muͤßt ihr ſie fein zuͤchtig wecken, Dabei mein heimliche Lieb entdecken; Sollt ſagen, wie ihr Diener wacht, So kummervoll die ganze Nacht. Schaut an fuͤr mich die gelbe Haar, Ihr Haͤlslein blank, ihr Aeuglein klar; Kuͤßt ihr fuͤr mich den rothen Mund, Und wenn ſie's leid't die Bruͤſtlein rund. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0088" n="78"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Himmelsboten zu Liebchens Himmelbett</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Mondſchein, der iſt ſchon verblichen,</l><lb/> <l>Die finſtre Nacht iſt hingeſchlichen;</l><lb/> <l>Steh auf du edle Morgenroͤth',</l><lb/> <l>Zu dir all mein Vertrauen ſteht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Phoͤbus ihr Vorbott wohlgeziert,</l><lb/> <l>Hat ſchon den Wagen angeſchirrt;</l><lb/> <l>Die Sonnenroß ſind vorgeſpannt,</l><lb/> <l>Zuͤgel ruht in ſeiner Hand.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ihr Vorbott der Don Lucifer,</l><lb/> <l>Schwebt allbereits am Himmel her,</l><lb/> <l>Er hat die Wolken aufgeſchloſſen,</l><lb/> <l>Die Erd mit ſeinem Thau begoſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>O fahrt vor ihr Schlafkaͤmmerlein,</l><lb/> <l>Weckt leis die ſuͤße Liebſte mein;</l><lb/> <l>Verkuͤndet ihr, was ich euch ſag,</l><lb/> <l>Mein Dienſt, mein Gruß, ein guten Tag.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Doch muͤßt ihr ſie fein zuͤchtig wecken,</l><lb/> <l>Dabei mein heimliche Lieb entdecken;</l><lb/> <l>Sollt ſagen, wie ihr Diener wacht,</l><lb/> <l>So kummervoll die ganze Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Schaut an fuͤr mich die gelbe Haar,</l><lb/> <l>Ihr Haͤlslein blank, ihr Aeuglein klar;</l><lb/> <l>Kuͤßt ihr fuͤr mich den rothen Mund,</l><lb/> <l>Und wenn ſie's leid't die Bruͤſtlein rund.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [78/0088]
Himmelsboten zu Liebchens Himmelbett.
Der Mondſchein, der iſt ſchon verblichen,
Die finſtre Nacht iſt hingeſchlichen;
Steh auf du edle Morgenroͤth',
Zu dir all mein Vertrauen ſteht.
Phoͤbus ihr Vorbott wohlgeziert,
Hat ſchon den Wagen angeſchirrt;
Die Sonnenroß ſind vorgeſpannt,
Zuͤgel ruht in ſeiner Hand.
Ihr Vorbott der Don Lucifer,
Schwebt allbereits am Himmel her,
Er hat die Wolken aufgeſchloſſen,
Die Erd mit ſeinem Thau begoſſen.
O fahrt vor ihr Schlafkaͤmmerlein,
Weckt leis die ſuͤße Liebſte mein;
Verkuͤndet ihr, was ich euch ſag,
Mein Dienſt, mein Gruß, ein guten Tag.
Doch muͤßt ihr ſie fein zuͤchtig wecken,
Dabei mein heimliche Lieb entdecken;
Sollt ſagen, wie ihr Diener wacht,
So kummervoll die ganze Nacht.
Schaut an fuͤr mich die gelbe Haar,
Ihr Haͤlslein blank, ihr Aeuglein klar;
Kuͤßt ihr fuͤr mich den rothen Mund,
Und wenn ſie's leid't die Bruͤſtlein rund.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |