Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808."Für dich setz ich mein Gut in Ehr, Ich stand an einem Morgen. (Gassenhauer geistlich, von Knaus. S. 28.) 2. Ich stand an einem Morgen Heimlich an einem Ort, Da hielt ich mich verborgen, Ich hört klägliche Wort, Von einem frommen Christen fein, Er sprach zu Gott seinem Herrn: Muß denn geliten seyn? Herr Gott ich hab vernommen, Du willt mich lassen schier, In viel Anfechtung kommen, Thut nicht gefallen mir. Merk männlich auf, was ich dir sag, Thu dich nicht hart beklagen, Ein Christ muß haben Plag. Der fromm Christ weinet sehre, Sein Herz war unmuthsvoll, So gieb mir Weis und Lehre, Wie ich mich halten soll, Der Glaub ist schwach und kalt in mir, Mein Fleisch will mich verführen, Daß ich soll weichen von dir. „Fuͤr dich ſetz ich mein Gut in Ehr, Ich ſtand an einem Morgen. (Gaſſenhauer geiſtlich, von Knaus. S. 28.) 2. Ich ſtand an einem Morgen Heimlich an einem Ort, Da hielt ich mich verborgen, Ich hoͤrt klaͤgliche Wort, Von einem frommen Chriſten fein, Er ſprach zu Gott ſeinem Herrn: Muß denn geliten ſeyn? Herr Gott ich hab vernommen, Du willt mich laſſen ſchier, In viel Anfechtung kommen, Thut nicht gefallen mir. Merk maͤnnlich auf, was ich dir ſag, Thu dich nicht hart beklagen, Ein Chriſt muß haben Plag. Der fromm Chriſt weinet ſehre, Sein Herz war unmuthsvoll, So gieb mir Weis und Lehre, Wie ich mich halten ſoll, Der Glaub iſt ſchwach und kalt in mir, Mein Fleiſch will mich verfuͤhren, Daß ich ſoll weichen von dir. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <pb facs="#f0056" n="46"/> <l>„Fuͤr dich ſetz ich mein Gut in Ehr,</l><lb/> <l>„Und ſollt ich mit dir ziehen,</l><lb/> <l>„Kein Weg iſt mir zu fern.“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Ich ſtand an einem Morgen</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Gaſſenhauer geiſtlich, von Knaus. S. 28.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <head>2.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch ſtand an einem Morgen</l><lb/> <l>Heimlich an einem Ort,</l><lb/> <l>Da hielt ich mich verborgen,</l><lb/> <l>Ich hoͤrt klaͤgliche Wort,</l><lb/> <l>Von einem frommen Chriſten fein,</l><lb/> <l>Er ſprach zu Gott ſeinem Herrn:</l><lb/> <l>Muß denn geliten ſeyn?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Herr Gott ich hab vernommen,</l><lb/> <l>Du willt mich laſſen ſchier,</l><lb/> <l>In viel Anfechtung kommen,</l><lb/> <l>Thut nicht gefallen mir.</l><lb/> <l>Merk maͤnnlich auf, was ich dir ſag,</l><lb/> <l>Thu dich nicht hart beklagen,</l><lb/> <l>Ein Chriſt muß haben Plag.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der fromm Chriſt weinet ſehre,</l><lb/> <l>Sein Herz war unmuthsvoll,</l><lb/> <l>So gieb mir Weis und Lehre,</l><lb/> <l>Wie ich mich halten ſoll,</l><lb/> <l>Der Glaub iſt ſchwach und kalt in mir,</l><lb/> <l>Mein Fleiſch will mich verfuͤhren,</l><lb/> <l>Daß ich ſoll weichen von dir.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0056]
„Fuͤr dich ſetz ich mein Gut in Ehr,
„Und ſollt ich mit dir ziehen,
„Kein Weg iſt mir zu fern.“
Ich ſtand an einem Morgen.
(Gaſſenhauer geiſtlich, von Knaus. S. 28.)
2.
Ich ſtand an einem Morgen
Heimlich an einem Ort,
Da hielt ich mich verborgen,
Ich hoͤrt klaͤgliche Wort,
Von einem frommen Chriſten fein,
Er ſprach zu Gott ſeinem Herrn:
Muß denn geliten ſeyn?
Herr Gott ich hab vernommen,
Du willt mich laſſen ſchier,
In viel Anfechtung kommen,
Thut nicht gefallen mir.
Merk maͤnnlich auf, was ich dir ſag,
Thu dich nicht hart beklagen,
Ein Chriſt muß haben Plag.
Der fromm Chriſt weinet ſehre,
Sein Herz war unmuthsvoll,
So gieb mir Weis und Lehre,
Wie ich mich halten ſoll,
Der Glaub iſt ſchwach und kalt in mir,
Mein Fleiſch will mich verfuͤhren,
Daß ich ſoll weichen von dir.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/56>, abgerufen am 22.02.2025. |