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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Er liebte des Bauers Töchterlein,
Auf Erden konnte nichts Schönres seyn;
Die Knaben gingen ihm um sein Haus:
"Ach Bauer geb uns dein Tochter heraus."
"Ich geb die Tochter nicht heraus,
"Ich geb ihr kein Geld, ich geb ihr kein Haus;
"Ich kaufe ihr ein schwarzes Kleid,
"Das soll sie tragen zur Kirch und zum Leid,"
Da reist der Knabe ins Niederland,
Da ward ihm sein Herzallerliebste krank;
Die Botschaft ihm kam krank auf den Tod,
Drey Tag und drey Nacht redt sie kein Wort.
Und als der Knab die Botschaft hört,
Daß sein Herzliebste so krank da wär;
Da ließ er gleich sein Hab und Gut,
Und schaut, was sein Herzallerliebste thut.
Und als er in die Stub hinein kam,
Sein Herzallerliebste auf den Tod war krank:
"Seyst du mir willkommen getreuer Schatz,
"Der Tod will jezt wohnen an deinem Platz."
"Grüß Gott, grüß Gott liebs Schätzelein,
"Was machst du hier im Bettelein?
"Dank Gott, dank Gott, mein lieber Knab,
"Mit mir wirds heissen fort ins Grab.
"Nicht so, nicht so mein Schätzelein,
"Die Lieb und Treu muß länger seyn;
"Geht gschwind, geht gschwind und holt ein Licht,
"Mein Schatz der stirbt, daß niemand sieht."

Er liebte des Bauers Toͤchterlein,
Auf Erden konnte nichts Schoͤnres ſeyn;
Die Knaben gingen ihm um ſein Haus:
„Ach Bauer geb uns dein Tochter heraus.“
„Ich geb die Tochter nicht heraus,
„Ich geb ihr kein Geld, ich geb ihr kein Haus;
„Ich kaufe ihr ein ſchwarzes Kleid,
„Das ſoll ſie tragen zur Kirch und zum Leid,“
Da reiſt der Knabe ins Niederland,
Da ward ihm ſein Herzallerliebſte krank;
Die Botſchaft ihm kam krank auf den Tod,
Drey Tag und drey Nacht redt ſie kein Wort.
Und als der Knab die Botſchaft hoͤrt,
Daß ſein Herzliebſte ſo krank da waͤr;
Da ließ er gleich ſein Hab und Gut,
Und ſchaut, was ſein Herzallerliebſte thut.
Und als er in die Stub hinein kam,
Sein Herzallerliebſte auf den Tod war krank:
„Seyſt du mir willkommen getreuer Schatz,
„Der Tod will jezt wohnen an deinem Platz.“
„Gruͤß Gott, gruͤß Gott liebs Schaͤtzelein,
„Was machſt du hier im Bettelein?
„Dank Gott, dank Gott, mein lieber Knab,
„Mit mir wirds heiſſen fort ins Grab.
„Nicht ſo, nicht ſo mein Schaͤtzelein,
„Die Lieb und Treu muß laͤnger ſeyn;
„Geht gſchwind, geht gſchwind und holt ein Licht,
„Mein Schatz der ſtirbt, daß niemand ſieht.“

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[35/0045] Er liebte des Bauers Toͤchterlein, Auf Erden konnte nichts Schoͤnres ſeyn; Die Knaben gingen ihm um ſein Haus: „Ach Bauer geb uns dein Tochter heraus.“ „Ich geb die Tochter nicht heraus, „Ich geb ihr kein Geld, ich geb ihr kein Haus; „Ich kaufe ihr ein ſchwarzes Kleid, „Das ſoll ſie tragen zur Kirch und zum Leid,“ Da reiſt der Knabe ins Niederland, Da ward ihm ſein Herzallerliebſte krank; Die Botſchaft ihm kam krank auf den Tod, Drey Tag und drey Nacht redt ſie kein Wort. Und als der Knab die Botſchaft hoͤrt, Daß ſein Herzliebſte ſo krank da waͤr; Da ließ er gleich ſein Hab und Gut, Und ſchaut, was ſein Herzallerliebſte thut. Und als er in die Stub hinein kam, Sein Herzallerliebſte auf den Tod war krank: „Seyſt du mir willkommen getreuer Schatz, „Der Tod will jezt wohnen an deinem Platz.“ „Gruͤß Gott, gruͤß Gott liebs Schaͤtzelein, „Was machſt du hier im Bettelein? „Dank Gott, dank Gott, mein lieber Knab, „Mit mir wirds heiſſen fort ins Grab. „Nicht ſo, nicht ſo mein Schaͤtzelein, „Die Lieb und Treu muß laͤnger ſeyn; „Geht gſchwind, geht gſchwind und holt ein Licht, „Mein Schatz der ſtirbt, daß niemand ſieht.“

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/45>, abgerufen am 28.11.2024.