Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.In recht unverrückter Treu, Ey so mach mich dann aufrichtig, Einen Leib, der ganz durchsichtig; Licht sey, schaff und ruf in mir Aus der Finsterniß herfür. Mache neu die alte Erde, Daß sie kristallinisch werde; Und das Meer laß seyn nicht mehr, Ausser nur dein gläsern Meer. Dieses laß mit Feuergüssen Aus dir in mich überfließen: Komm o stark erhabne Fluth, Reiß mich hin ins höchste Gut. 16. Hochzeitmorgen. Weil ich nun seh die goldnen Wangen Der Himmelsmorgenröthe prangen, So will auch ich dem Himmel zu, Ich will der Leibsruh Abschied geben, Und mich zu meinem Gott erheben, Zu Gott, der meiner Seele Ruh. Ich will durch alle Wolken dringen, Und meinem süßen Jesu singen, Daß er mich hat ans Licht gebracht; In recht unverruͤckter Treu, Ey ſo mach mich dann aufrichtig, Einen Leib, der ganz durchſichtig; Licht ſey, ſchaff und ruf in mir Aus der Finſterniß herfuͤr. Mache neu die alte Erde, Daß ſie kriſtalliniſch werde; Und das Meer laß ſeyn nicht mehr, Auſſer nur dein glaͤſern Meer. Dieſes laß mit Feuerguͤſſen Aus dir in mich uͤberfließen: Komm o ſtark erhabne Fluth, Reiß mich hin ins hoͤchſte Gut. 16. Hochzeitmorgen. Weil ich nun ſeh die goldnen Wangen Der Himmelsmorgenroͤthe prangen, So will auch ich dem Himmel zu, Ich will der Leibsruh Abſchied geben, Und mich zu meinem Gott erheben, Zu Gott, der meiner Seele Ruh. Ich will durch alle Wolken dringen, Und meinem ſuͤßen Jeſu ſingen, Daß er mich hat ans Licht gebracht; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0236" n="226"/> <l>In recht unverruͤckter Treu,</l><lb/> <l>Und von allen Tuͤcken frey.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ey ſo mach mich dann aufrichtig,</l><lb/> <l>Einen Leib, der ganz durchſichtig;</l><lb/> <l>Licht ſey, ſchaff und ruf in mir</l><lb/> <l>Aus der Finſterniß herfuͤr.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Mache neu die alte Erde,</l><lb/> <l>Daß ſie kriſtalliniſch werde;</l><lb/> <l>Und das Meer laß ſeyn nicht mehr,</l><lb/> <l>Auſſer nur dein glaͤſern Meer.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Dieſes laß mit Feuerguͤſſen</l><lb/> <l>Aus dir in mich uͤberfließen:</l><lb/> <l>Komm o ſtark erhabne Fluth,</l><lb/> <l>Reiß mich hin ins hoͤchſte Gut.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head>16. <hi rendition="#g">Hochzeitmorgen</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>eil ich nun ſeh die goldnen Wangen</l><lb/> <l>Der Himmelsmorgenroͤthe prangen,</l><lb/> <l>So will auch ich dem Himmel zu,</l><lb/> <l>Ich will der Leibsruh Abſchied geben,</l><lb/> <l>Und mich zu meinem Gott erheben,</l><lb/> <l>Zu Gott, der meiner Seele Ruh.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich will durch alle Wolken dringen,</l><lb/> <l>Und meinem ſuͤßen Jeſu ſingen,</l><lb/> <l>Daß er mich hat ans Licht gebracht;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0236]
In recht unverruͤckter Treu,
Und von allen Tuͤcken frey.
Ey ſo mach mich dann aufrichtig,
Einen Leib, der ganz durchſichtig;
Licht ſey, ſchaff und ruf in mir
Aus der Finſterniß herfuͤr.
Mache neu die alte Erde,
Daß ſie kriſtalliniſch werde;
Und das Meer laß ſeyn nicht mehr,
Auſſer nur dein glaͤſern Meer.
Dieſes laß mit Feuerguͤſſen
Aus dir in mich uͤberfließen:
Komm o ſtark erhabne Fluth,
Reiß mich hin ins hoͤchſte Gut.
16. Hochzeitmorgen.
Weil ich nun ſeh die goldnen Wangen
Der Himmelsmorgenroͤthe prangen,
So will auch ich dem Himmel zu,
Ich will der Leibsruh Abſchied geben,
Und mich zu meinem Gott erheben,
Zu Gott, der meiner Seele Ruh.
Ich will durch alle Wolken dringen,
Und meinem ſuͤßen Jeſu ſingen,
Daß er mich hat ans Licht gebracht;
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/236>, abgerufen am 22.02.2025. |