Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Einstmals war ich ein Wandersmann, Reisend durch fremde Land, In eine Stadt ich käme an, Wo ich nicht war bekannt; Ich war so müd und ja so matt, Daß ich kaum essen mocht, Mich dünkt, ich war vorhin schon satt, Eh noch was ward gekocht. Ich ließ das jüngst Gerichte, Und legt mich auf das Stoh, Wohl mit dem Angesichte, Wie ich denn pflegte so. Ich lag gar sanft geschlummert ein, Und gleich im besten Schlaf, Erquickte fein die Glieder mein, Als wie ein müdes Schaf; Da hebt sich an ein grosser Lerm, Es ward ein Feuersbrunst: Es brennt, es brennt, daß Gott erbarm, Schrie man und nicht umsunst. Bringt Wasser, Leiter, Hacken, Ihr Nachbarn eilt herzu; Sturm schlug man an den Glocken, Das machte groß Unruh. Bald ich erhub auch meinen Kopf, Wust nicht, ob träumte mir, Ich mußte auf, ich armer Tropf, Da half mir nichts dafür; Einſtmals war ich ein Wandersmann, Reiſend durch fremde Land, In eine Stadt ich kaͤme an, Wo ich nicht war bekannt; Ich war ſo muͤd und ja ſo matt, Daß ich kaum eſſen mocht, Mich duͤnkt, ich war vorhin ſchon ſatt, Eh noch was ward gekocht. Ich ließ das juͤngſt Gerichte, Und legt mich auf das Stoh, Wohl mit dem Angeſichte, Wie ich denn pflegte ſo. Ich lag gar ſanft geſchlummert ein, Und gleich im beſten Schlaf, Erquickte fein die Glieder mein, Als wie ein muͤdes Schaf; Da hebt ſich an ein groſſer Lerm, Es ward ein Feuersbrunſt: Es brennt, es brennt, daß Gott erbarm, Schrie man und nicht umſunſt. Bringt Waſſer, Leiter, Hacken, Ihr Nachbarn eilt herzu; Sturm ſchlug man an den Glocken, Das machte groß Unruh. Bald ich erhub auch meinen Kopf, Wuſt nicht, ob traͤumte mir, Ich mußte auf, ich armer Tropf, Da half mir nichts dafuͤr; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0207" n="197"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>inſtmals war ich ein Wandersmann,</l><lb/> <l>Reiſend durch fremde Land,</l><lb/> <l>In eine Stadt ich kaͤme an,</l><lb/> <l>Wo ich nicht war bekannt;</l><lb/> <l>Ich war ſo muͤd und ja ſo matt,</l><lb/> <l>Daß ich kaum eſſen mocht,</l><lb/> <l>Mich duͤnkt, ich war vorhin ſchon ſatt,</l><lb/> <l>Eh noch was ward gekocht.</l><lb/> <l>Ich ließ das juͤngſt Gerichte,</l><lb/> <l>Und legt mich auf das Stoh,</l><lb/> <l>Wohl mit dem Angeſichte,</l><lb/> <l>Wie ich denn pflegte ſo.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich lag gar ſanft geſchlummert ein,</l><lb/> <l>Und gleich im beſten Schlaf,</l><lb/> <l>Erquickte fein die Glieder mein,</l><lb/> <l>Als wie ein muͤdes Schaf;</l><lb/> <l>Da hebt ſich an ein groſſer Lerm,</l><lb/> <l>Es ward ein Feuersbrunſt:</l><lb/> <l>Es brennt, es brennt, daß Gott erbarm,</l><lb/> <l>Schrie man und nicht umſunſt.</l><lb/> <l>Bringt Waſſer, Leiter, Hacken,</l><lb/> <l>Ihr Nachbarn eilt herzu;</l><lb/> <l>Sturm ſchlug man an den Glocken,</l><lb/> <l>Das machte groß Unruh.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Bald ich erhub auch meinen Kopf,</l><lb/> <l>Wuſt nicht, ob traͤumte mir,</l><lb/> <l>Ich mußte auf, ich armer Tropf,</l><lb/> <l>Da half mir nichts dafuͤr;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [197/0207]
Einſtmals war ich ein Wandersmann,
Reiſend durch fremde Land,
In eine Stadt ich kaͤme an,
Wo ich nicht war bekannt;
Ich war ſo muͤd und ja ſo matt,
Daß ich kaum eſſen mocht,
Mich duͤnkt, ich war vorhin ſchon ſatt,
Eh noch was ward gekocht.
Ich ließ das juͤngſt Gerichte,
Und legt mich auf das Stoh,
Wohl mit dem Angeſichte,
Wie ich denn pflegte ſo.
Ich lag gar ſanft geſchlummert ein,
Und gleich im beſten Schlaf,
Erquickte fein die Glieder mein,
Als wie ein muͤdes Schaf;
Da hebt ſich an ein groſſer Lerm,
Es ward ein Feuersbrunſt:
Es brennt, es brennt, daß Gott erbarm,
Schrie man und nicht umſunſt.
Bringt Waſſer, Leiter, Hacken,
Ihr Nachbarn eilt herzu;
Sturm ſchlug man an den Glocken,
Das machte groß Unruh.
Bald ich erhub auch meinen Kopf,
Wuſt nicht, ob traͤumte mir,
Ich mußte auf, ich armer Tropf,
Da half mir nichts dafuͤr;
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/207>, abgerufen am 27.07.2024. |