Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Wenn schlafest, so will ich aufwecken dich, Thust weinen, so will ich erfreuen mich; Die Engel, die werden dich stillen, Gott selber wird thun deinen Willen; Ihm opfre ein kleines Paar Zährlein, Es wird ihm viel lieber als Perlen seyn. Vorbote des jüngsten Gerichts. (Nach Procop.) Pater Friedrich Procop, Kapuziner der Oesterreichischen Provinz, zu Nun lob mein Seel den Herren gut, Deß Weisheit so regieren thut; Daß alles in der ganzen Welt, So süß und lieblich ist bestellt. Ganz gnädiglich mich Würmlein arm Beruft er aus des Luthers Schwarm; Fürwahr durch wunderliche Weg, Als ich oft nachzudenken pfleg. Er mich versorgt zu seinem Ruhm, Im Ordensstand und Priesterthum; Begabt mich mit so viel Verstand, Daß ich das Weiß von Schwarz erkannt. Die Biebel und die heilge Schrift, So viel dos Predigtamt betrifft, Wolt er, daß ich begreifen must, Verlieh dazu mir Lieb und Lust. Wenn ſchlafeſt, ſo will ich aufwecken dich, Thuſt weinen, ſo will ich erfreuen mich; Die Engel, die werden dich ſtillen, Gott ſelber wird thun deinen Willen; Ihm opfre ein kleines Paar Zaͤhrlein, Es wird ihm viel lieber als Perlen ſeyn. Vorbote des juͤngſten Gerichts. (Nach Procop.) Pater Friedrich Procop, Kapuziner der Oeſterreichiſchen Provinz, zu Nun lob mein Seel den Herren gut, Deß Weisheit ſo regieren thut; Daß alles in der ganzen Welt, So ſuͤß und lieblich iſt beſtellt. Ganz gnaͤdiglich mich Wuͤrmlein arm Beruft er aus des Luthers Schwarm; Fuͤrwahr durch wunderliche Weg, Als ich oft nachzudenken pfleg. Er mich verſorgt zu ſeinem Ruhm, Im Ordensſtand und Prieſterthum; Begabt mich mit ſo viel Verſtand, Daß ich das Weiß von Schwarz erkannt. Die Biebel und die heilge Schrift, So viel dos Predigtamt betrifft, Wolt er, daß ich begreifen muſt, Verlieh dazu mir Lieb und Luſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0205" n="195"/> <lg n="5"> <l>Wenn ſchlafeſt, ſo will ich aufwecken dich,</l><lb/> <l>Thuſt weinen, ſo will ich erfreuen mich;</l><lb/> <l>Die Engel, die werden dich ſtillen,</l><lb/> <l>Gott ſelber wird thun deinen Willen;</l><lb/> <l>Ihm opfre ein kleines Paar Zaͤhrlein,</l><lb/> <l>Es wird ihm viel lieber als Perlen ſeyn.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Vorbote des juͤngſten Gerichts</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Nach Procop.)</p><lb/> <p>Pater Friedrich Procop, Kapuziner der Oeſterreichiſchen Provinz, zu<lb/> Templin, in der Mark Brandenburg, gegen das Ende des ſechzehn-<lb/> ten Jahrhunderts geboren; zn ſeiner Zeit ein beruͤhmter Redner und<lb/> Dichter, (ſeine weitlaͤuftigen Schriften erhielten mehr von Auflagen)<lb/> durch den Religionsſtreit in der Geſchichte der Dichtkunſt, wie ſo<lb/> manche andere vergeſſen, in dem erſten und zweyten Bande des Wun-<lb/> derhorns durch Proben einniger ſeiner zierlichſten Lieder wieder be-<lb/> kannt gemacht; ſchließt ſeine Abſchiedsrede mit folgenden Verſen.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nun lob mein Seel den Herren gut,</l><lb/> <l>Deß Weisheit ſo regieren thut;</l><lb/> <l>Daß alles in der ganzen Welt,</l><lb/> <l>So ſuͤß und lieblich iſt beſtellt.</l><lb/> <l>Ganz gnaͤdiglich mich Wuͤrmlein arm</l><lb/> <l>Beruft er aus des Luthers Schwarm;</l><lb/> <l>Fuͤrwahr durch wunderliche Weg,</l><lb/> <l>Als ich oft nachzudenken pfleg.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er mich verſorgt zu ſeinem Ruhm,</l><lb/> <l>Im Ordensſtand und Prieſterthum;</l><lb/> <l>Begabt mich mit ſo viel Verſtand,</l><lb/> <l>Daß ich das Weiß von Schwarz erkannt.</l><lb/> <l>Die Biebel und die heilge Schrift,</l><lb/> <l>So viel dos Predigtamt betrifft,</l><lb/> <l>Wolt er, daß ich begreifen muſt,</l><lb/> <l>Verlieh dazu mir Lieb und Luſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [195/0205]
Wenn ſchlafeſt, ſo will ich aufwecken dich,
Thuſt weinen, ſo will ich erfreuen mich;
Die Engel, die werden dich ſtillen,
Gott ſelber wird thun deinen Willen;
Ihm opfre ein kleines Paar Zaͤhrlein,
Es wird ihm viel lieber als Perlen ſeyn.
Vorbote des juͤngſten Gerichts.
(Nach Procop.)
Pater Friedrich Procop, Kapuziner der Oeſterreichiſchen Provinz, zu
Templin, in der Mark Brandenburg, gegen das Ende des ſechzehn-
ten Jahrhunderts geboren; zn ſeiner Zeit ein beruͤhmter Redner und
Dichter, (ſeine weitlaͤuftigen Schriften erhielten mehr von Auflagen)
durch den Religionsſtreit in der Geſchichte der Dichtkunſt, wie ſo
manche andere vergeſſen, in dem erſten und zweyten Bande des Wun-
derhorns durch Proben einniger ſeiner zierlichſten Lieder wieder be-
kannt gemacht; ſchließt ſeine Abſchiedsrede mit folgenden Verſen.
Nun lob mein Seel den Herren gut,
Deß Weisheit ſo regieren thut;
Daß alles in der ganzen Welt,
So ſuͤß und lieblich iſt beſtellt.
Ganz gnaͤdiglich mich Wuͤrmlein arm
Beruft er aus des Luthers Schwarm;
Fuͤrwahr durch wunderliche Weg,
Als ich oft nachzudenken pfleg.
Er mich verſorgt zu ſeinem Ruhm,
Im Ordensſtand und Prieſterthum;
Begabt mich mit ſo viel Verſtand,
Daß ich das Weiß von Schwarz erkannt.
Die Biebel und die heilge Schrift,
So viel dos Predigtamt betrifft,
Wolt er, daß ich begreifen muſt,
Verlieh dazu mir Lieb und Luſt.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/205>, abgerufen am 22.02.2025. |