Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Liebscherz mit dem neugebornen Kinde Maria. (Procopii Mariale festivale. p. 228.) Wann wünschen wär können, Maria rein, So möcht ich jezt wohl ein Baumeister seyn; Ich wünschte mir Salomons Schätze, Dukaten und Thaler viel Metzen, Blos deinen Geburtsort zu ehren, Mein Andacht und Trost zu vermehren. Ich wollte dir bauen ein Kirchelein, Das sollte mit Golde gepflastert seyn; Von Edelstein alle Gewölbe, Der Altar, das wäre ich selber; Mein Herze, das müsse der Altardom seyn, Drauf müssest du wohnen mein Kindelein. Mein Seel sollt ein güldenes Rauchfaß seyn, Mit dem ich dir täglich wollt opfern sein, Gewürzwerk, so viel dir behaget, So viel ganz Arabia traget; Die Menschen, die hätt ich an einer Kett, Und jeder ein englische Stimmlein hätt. Maria, du jezt ein Kindlein bist, Das sauget der heiligen Mutter Brüst; Die Kinder gern alles verschenken, Drum wollest auch meiner gedenken; Mein Grobheit, die wollest verzeihen, Viel Gnade dafür mir verleihen. Liebſcherz mit dem neugebornen Kinde Maria. (Procopii Mariale festivale. p. 228.) Wann wuͤnſchen waͤr koͤnnen, Maria rein, So moͤcht ich jezt wohl ein Baumeiſter ſeyn; Ich wuͤnſchte mir Salomons Schaͤtze, Dukaten und Thaler viel Metzen, Blos deinen Geburtsort zu ehren, Mein Andacht und Troſt zu vermehren. Ich wollte dir bauen ein Kirchelein, Das ſollte mit Golde gepflaſtert ſeyn; Von Edelſtein alle Gewoͤlbe, Der Altar, das waͤre ich ſelber; Mein Herze, das muͤſſe der Altardom ſeyn, Drauf muͤſſeſt du wohnen mein Kindelein. Mein Seel ſollt ein guͤldenes Rauchfaß ſeyn, Mit dem ich dir taͤglich wollt opfern ſein, Gewuͤrzwerk, ſo viel dir behaget, So viel ganz Arabia traget; Die Menſchen, die haͤtt ich an einer Kett, Und jeder ein engliſche Stimmlein haͤtt. Maria, du jezt ein Kindlein biſt, Das ſauget der heiligen Mutter Bruͤſt; Die Kinder gern alles verſchenken, Drum wolleſt auch meiner gedenken; Mein Grobheit, die wolleſt verzeihen, Viel Gnade dafuͤr mir verleihen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0204" n="194"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Liebſcherz mit dem neugebornen<lb/> Kinde Maria</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c"> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Procopii Mariale festivale. p.</hi> 228.)</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ann wuͤnſchen waͤr koͤnnen, Maria rein,</l><lb/> <l>So moͤcht ich jezt wohl ein Baumeiſter ſeyn;</l><lb/> <l>Ich wuͤnſchte mir Salomons Schaͤtze,</l><lb/> <l>Dukaten und Thaler viel Metzen,</l><lb/> <l>Blos deinen Geburtsort zu ehren,</l><lb/> <l>Mein Andacht und Troſt zu vermehren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich wollte dir bauen ein Kirchelein,</l><lb/> <l>Das ſollte mit Golde gepflaſtert ſeyn;</l><lb/> <l>Von Edelſtein alle Gewoͤlbe,</l><lb/> <l>Der Altar, das waͤre ich ſelber;</l><lb/> <l>Mein Herze, das muͤſſe der Altardom ſeyn,</l><lb/> <l>Drauf muͤſſeſt du wohnen mein Kindelein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Mein Seel ſollt ein guͤldenes Rauchfaß ſeyn,</l><lb/> <l>Mit dem ich dir taͤglich wollt opfern ſein,</l><lb/> <l>Gewuͤrzwerk, ſo viel dir behaget,</l><lb/> <l>So viel ganz Arabia traget;</l><lb/> <l>Die Menſchen, die haͤtt ich an einer Kett,</l><lb/> <l>Und jeder ein engliſche Stimmlein haͤtt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Maria, du jezt ein Kindlein biſt,</l><lb/> <l>Das ſauget der heiligen Mutter Bruͤſt;</l><lb/> <l>Die Kinder gern alles verſchenken,</l><lb/> <l>Drum wolleſt auch meiner gedenken;</l><lb/> <l>Mein Grobheit, die wolleſt verzeihen,</l><lb/> <l>Viel Gnade dafuͤr mir verleihen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0204]
Liebſcherz mit dem neugebornen
Kinde Maria.
(Procopii Mariale festivale. p. 228.)
Wann wuͤnſchen waͤr koͤnnen, Maria rein,
So moͤcht ich jezt wohl ein Baumeiſter ſeyn;
Ich wuͤnſchte mir Salomons Schaͤtze,
Dukaten und Thaler viel Metzen,
Blos deinen Geburtsort zu ehren,
Mein Andacht und Troſt zu vermehren.
Ich wollte dir bauen ein Kirchelein,
Das ſollte mit Golde gepflaſtert ſeyn;
Von Edelſtein alle Gewoͤlbe,
Der Altar, das waͤre ich ſelber;
Mein Herze, das muͤſſe der Altardom ſeyn,
Drauf muͤſſeſt du wohnen mein Kindelein.
Mein Seel ſollt ein guͤldenes Rauchfaß ſeyn,
Mit dem ich dir taͤglich wollt opfern ſein,
Gewuͤrzwerk, ſo viel dir behaget,
So viel ganz Arabia traget;
Die Menſchen, die haͤtt ich an einer Kett,
Und jeder ein engliſche Stimmlein haͤtt.
Maria, du jezt ein Kindlein biſt,
Das ſauget der heiligen Mutter Bruͤſt;
Die Kinder gern alles verſchenken,
Drum wolleſt auch meiner gedenken;
Mein Grobheit, die wolleſt verzeihen,
Viel Gnade dafuͤr mir verleihen.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/204>, abgerufen am 22.02.2025. |