Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Espenzweigelein. (Forsters frische Liedlein.) Hätt mir ein Espenzweigelein Gebogen zu der Erden; Den liebsten Bulen, den ich hab, Der ist mir leider allzuferne. Er ist mir doch zu ferne nicht, Bei ihm hab ich geschlafen; Von rothem Gold ein Fingerlein Hab ich in seinem Bett gelassen. Und da ichs da gelassen hab, Will ichs auch wieder bekommen; Und thun, als ob ichs bei mir hätt, Und wär mir keinmal genommen. Ja zwischen Berg und tiefe Thal Da geht ein enge Straße: Wer seinen Buhl nicht haben will, Der soll ihn allzeit fahren lassen. Scheid dich nit Herzensdöckelein, Von dir will ich nit weichen; Hab Andre lieber nit als mich, Im Reich findt man nit dein's Gleichen. Espenzweigelein. (Forſters friſche Liedlein.) Haͤtt mir ein Eſpenzweigelein Gebogen zu der Erden; Den liebſten Bulen, den ich hab, Der iſt mir leider allzuferne. Er iſt mir doch zu ferne nicht, Bei ihm hab ich geſchlafen; Von rothem Gold ein Fingerlein Hab ich in ſeinem Bett gelaſſen. Und da ichs da gelaſſen hab, Will ichs auch wieder bekommen; Und thun, als ob ichs bei mir haͤtt, Und waͤr mir keinmal genommen. Ja zwiſchen Berg und tiefe Thal Da geht ein enge Straße: Wer ſeinen Buhl nicht haben will, Der ſoll ihn allzeit fahren laſſen. Scheid dich nit Herzensdoͤckelein, Von dir will ich nit weichen; Hab Andre lieber nit als mich, Im Reich findt man nit dein's Gleichen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0152" n="142"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Espenzweigelein</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Forſters friſche Liedlein.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">H</hi>aͤtt mir ein Eſpenzweigelein</l><lb/> <l>Gebogen zu der Erden;</l><lb/> <l>Den liebſten Bulen, den ich hab,</l><lb/> <l>Der iſt mir leider allzuferne.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er iſt mir doch zu ferne nicht,</l><lb/> <l>Bei ihm hab ich geſchlafen;</l><lb/> <l>Von rothem Gold ein Fingerlein</l><lb/> <l>Hab ich in ſeinem Bett gelaſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und da ichs da gelaſſen hab,</l><lb/> <l>Will ichs auch wieder bekommen;</l><lb/> <l>Und thun, als ob ichs bei mir haͤtt,</l><lb/> <l>Und waͤr mir keinmal genommen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ja zwiſchen Berg und tiefe Thal</l><lb/> <l>Da geht ein enge Straße:</l><lb/> <l>Wer ſeinen Buhl nicht haben will,</l><lb/> <l>Der ſoll ihn allzeit fahren laſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Scheid dich nit Herzensdoͤckelein,</l><lb/> <l>Von dir will ich nit weichen;</l><lb/> <l>Hab Andre lieber nit als mich,</l><lb/> <l>Im Reich findt man nit dein's Gleichen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [142/0152]
Espenzweigelein.
(Forſters friſche Liedlein.)
Haͤtt mir ein Eſpenzweigelein
Gebogen zu der Erden;
Den liebſten Bulen, den ich hab,
Der iſt mir leider allzuferne.
Er iſt mir doch zu ferne nicht,
Bei ihm hab ich geſchlafen;
Von rothem Gold ein Fingerlein
Hab ich in ſeinem Bett gelaſſen.
Und da ichs da gelaſſen hab,
Will ichs auch wieder bekommen;
Und thun, als ob ichs bei mir haͤtt,
Und waͤr mir keinmal genommen.
Ja zwiſchen Berg und tiefe Thal
Da geht ein enge Straße:
Wer ſeinen Buhl nicht haben will,
Der ſoll ihn allzeit fahren laſſen.
Scheid dich nit Herzensdoͤckelein,
Von dir will ich nit weichen;
Hab Andre lieber nit als mich,
Im Reich findt man nit dein's Gleichen.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/152>, abgerufen am 22.02.2025. |