Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Und wenn das Mädchen erst schreiben kann, Dann reist er wieder, wird Doktor dann; Und sitzt bei Büchern und bei dem Wein, Ihr Brieflein tröstet ihn doch allein, Gar heimlich. Erdtoffeln mit Rippenstückchen. Einsmals ein Mägdlein frisch und jung, Gieng aufrecht wie ein Hirsch im Sprung; Und von einem Jüngling, den sie kannt, Ihre Aeuglein klar durchaus nicht wandt. Der Jüngling schalt und sprach zu ihr, Wie ihr mit nichten dies gebühr, Sondern sie sollt ganz züchtiglich Die Aeuglein schlagen unter sich. Sie sprach gar bald: Mit nichten das, Dies Anschaun ich nit unterlaß; Zur Erd zu schauen dir gebührt, Weil aus der Erd dein Ursprung rührt. Des Mannes Ripp mein Ursprung ist, Die such ich auch ohn Falsch und List; Und daß solch Ripp in Zucht und Ehr Mit mir vereint werd ich begehr. Und wenn das Maͤdchen erſt ſchreiben kann, Dann reiſt er wieder, wird Doktor dann; Und ſitzt bei Buͤchern und bei dem Wein, Ihr Brieflein troͤſtet ihn doch allein, Gar heimlich. Erdtoffeln mit Rippenſtuͤckchen. Einsmals ein Maͤgdlein friſch und jung, Gieng aufrecht wie ein Hirſch im Sprung; Und von einem Juͤngling, den ſie kannt, Ihre Aeuglein klar durchaus nicht wandt. Der Juͤngling ſchalt und ſprach zu ihr, Wie ihr mit nichten dies gebuͤhr, Sondern ſie ſollt ganz zuͤchtiglich Die Aeuglein ſchlagen unter ſich. Sie ſprach gar bald: Mit nichten das, Dies Anſchaun ich nit unterlaß; Zur Erd zu ſchauen dir gebuͤhrt, Weil aus der Erd dein Urſprung ruͤhrt. Des Mannes Ripp mein Urſprung iſt, Die ſuch ich auch ohn Falſch und Liſt; Und daß ſolch Ripp in Zucht und Ehr Mit mir vereint werd ich begehr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0150" n="140"/> <lg n="7"> <l>Und wenn das Maͤdchen erſt ſchreiben kann,</l><lb/> <l>Dann reiſt er wieder, wird Doktor dann;</l><lb/> <l>Und ſitzt bei Buͤchern und bei dem Wein,</l><lb/> <l>Ihr Brieflein troͤſtet ihn doch allein,</l><lb/> <l>Gar heimlich.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Erdtoffeln mit Rippenſtuͤckchen</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>insmals ein Maͤgdlein friſch und jung,</l><lb/> <l>Gieng aufrecht wie ein Hirſch im Sprung;</l><lb/> <l>Und von einem Juͤngling, den ſie kannt,</l><lb/> <l>Ihre Aeuglein klar durchaus nicht wandt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Juͤngling ſchalt und ſprach zu ihr,</l><lb/> <l>Wie ihr mit nichten dies gebuͤhr,</l><lb/> <l>Sondern ſie ſollt ganz zuͤchtiglich</l><lb/> <l>Die Aeuglein ſchlagen unter ſich.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sie ſprach gar bald: Mit nichten das,</l><lb/> <l>Dies Anſchaun ich nit unterlaß;</l><lb/> <l>Zur Erd zu ſchauen dir gebuͤhrt,</l><lb/> <l>Weil aus der Erd dein Urſprung ruͤhrt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Des Mannes Ripp mein Urſprung iſt,</l><lb/> <l>Die ſuch ich auch ohn Falſch und Liſt;</l><lb/> <l>Und daß ſolch Ripp in Zucht und Ehr</l><lb/> <l>Mit mir vereint werd ich begehr.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [140/0150]
Und wenn das Maͤdchen erſt ſchreiben kann,
Dann reiſt er wieder, wird Doktor dann;
Und ſitzt bei Buͤchern und bei dem Wein,
Ihr Brieflein troͤſtet ihn doch allein,
Gar heimlich.
Erdtoffeln mit Rippenſtuͤckchen.
Einsmals ein Maͤgdlein friſch und jung,
Gieng aufrecht wie ein Hirſch im Sprung;
Und von einem Juͤngling, den ſie kannt,
Ihre Aeuglein klar durchaus nicht wandt.
Der Juͤngling ſchalt und ſprach zu ihr,
Wie ihr mit nichten dies gebuͤhr,
Sondern ſie ſollt ganz zuͤchtiglich
Die Aeuglein ſchlagen unter ſich.
Sie ſprach gar bald: Mit nichten das,
Dies Anſchaun ich nit unterlaß;
Zur Erd zu ſchauen dir gebuͤhrt,
Weil aus der Erd dein Urſprung ruͤhrt.
Des Mannes Ripp mein Urſprung iſt,
Die ſuch ich auch ohn Falſch und Liſt;
Und daß ſolch Ripp in Zucht und Ehr
Mit mir vereint werd ich begehr.
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