Wo ist denn die Liebste mein? Wo soll ich sie finden? Gestern Abend sah ich sie Unter einer Linden; Ich gedacht in meinem Sinn, Ich will sie schon finden. Was führ ich dann an meiner Hand, Das ganze Hausgesinde -- Und dieß und das, und das ist mein, Das soll meine Liebste seyn.
Tanzreime.
Aufe ist nit abe, 's ist aber we'ger wahr, Wann ich meinen Schatz am Tag nit seh, Und in der Nacht nit bei ihm steh, Meyn ich, es sey ein Jahr.
Zu dir bin ich gangen, Durch Regen und Wind; Zu dir geh ich nit mehr, Du gehst mit nem Kind.
Geh mir nit über mein Aeckerle, Geh mir nit über mein' Wies'; Oder ich prügel dich wegerle (wahrlich), Oder ich prügel dich g'wiß.
Und die Blätter sind grün, Und die Rosen sind roth;
Wo iſt denn die Liebſte mein? Wo ſoll ich ſie finden? Geſtern Abend ſah ich ſie Unter einer Linden; Ich gedacht in meinem Sinn, Ich will ſie ſchon finden. Was fuͤhr ich dann an meiner Hand, Das ganze Hausgeſinde — Und dieß und das, und das iſt mein, Das ſoll meine Liebſte ſeyn.
Tanzreime.
Aufe iſt nit abe, 's iſt aber we'ger wahr, Wann ich meinen Schatz am Tag nit ſeh, Und in der Nacht nit bei ihm ſteh, Meyn ich, es ſey ein Jahr.
Zu dir bin ich gangen, Durch Regen und Wind; Zu dir geh ich nit mehr, Du gehſt mit nem Kind.
Geh mir nit uͤber mein Aeckerle, Geh mir nit uͤber mein' Wieſ'; Oder ich pruͤgel dich wegerle (wahrlich), Oder ich pruͤgel dich g'wiß.
Und die Blaͤtter ſind gruͤn, Und die Roſen ſind roth;
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Wo iſt denn die Liebſte mein?
Wo ſoll ich ſie finden?
Geſtern Abend ſah ich ſie
Unter einer Linden;
Ich gedacht in meinem Sinn,
Ich will ſie ſchon finden.
Was fuͤhr ich dann an meiner Hand,
Das ganze Hausgeſinde —
Und dieß und das, und das iſt mein,
Das ſoll meine Liebſte ſeyn.
Tanzreime.
Aufe iſt nit abe, 's iſt aber we'ger wahr,
Wann ich meinen Schatz am Tag nit ſeh,
Und in der Nacht nit bei ihm ſteh,
Meyn ich, es ſey ein Jahr.
Zu dir bin ich gangen,
Durch Regen und Wind;
Zu dir geh ich nit mehr,
Du gehſt mit nem Kind.
Geh mir nit uͤber mein Aeckerle,
Geh mir nit uͤber mein' Wieſ';
Oder ich pruͤgel dich wegerle (wahrlich),
Oder ich pruͤgel dich g'wiß.
Und die Blaͤtter ſind gruͤn,
Und die Roſen ſind roth;
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/129>, abgerufen am 22.02.2025.
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