Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Daß du vorbei thust gehen, Sie. Der Abschied ist geschrieben, Das Körblein ist gemacht; Wärst du bei mir geblieben, Hätt ich dich nicht veracht. Er. Nimm du das Körblein mit nach Haus, Und leg den Abschied nein; Hinführo aber lasse brav Das falsche Lieben seyn. Steile Liebe. Sist mir auch kein Nacht so finster, S'ist mir auch kein Weg so weit; Wenn ich zu mein Schäzlein gehe, Sehen mich die bösen Leut. Regnets, schneits, und geht der Wind, Wenn mein Schatz nur vors Fenster käm; Steh nur auf, mach auf fein bald, Bei der Nacht ists draus gar kalt. Wenn die Sonn so schön ans Gebirg aneglanzt, Und das Gemsel auf der Höh umme tanzt; Daß du vorbei thuſt gehen, Sie. Der Abſchied iſt geſchrieben, Das Koͤrblein iſt gemacht; Waͤrſt du bei mir geblieben, Haͤtt ich dich nicht veracht. Er. Nimm du das Koͤrblein mit nach Haus, Und leg den Abſchied nein; Hinfuͤhro aber laſſe brav Das falſche Lieben ſeyn. Steile Liebe. Siſt mir auch kein Nacht ſo finſter, S'iſt mir auch kein Weg ſo weit; Wenn ich zu mein Schaͤzlein gehe, Sehen mich die boͤſen Leut. Regnets, ſchneits, und geht der Wind, Wenn mein Schatz nur vors Fenſter kaͤm; Steh nur auf, mach auf fein bald, Bei der Nacht iſts draus gar kalt. Wenn die Sonn ſo ſchoͤn ans Gebirg aneglanzt, Und das Gemſel auf der Hoͤh umme tanzt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0118" n="108"/> <l>Daß du vorbei thuſt gehen,</l><lb/> <l>Und ſchauſt mich gar nicht an.</l><lb/> <l>Du ſchlaͤgſt die Aeuglein nieder,</l><lb/> <l>Und ſchauſt nicht zu mir her;</l><lb/> <l>Wie wenn ich deines Gleichen</l><lb/> <l>Niemals geweſen waͤr.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#g">Sie</hi>. Der Abſchied iſt geſchrieben,</l><lb/> <l>Das Koͤrblein iſt gemacht;</l><lb/> <l>Waͤrſt du bei mir geblieben,</l><lb/> <l>Haͤtt ich dich nicht veracht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#g">Er</hi>. Nimm du das Koͤrblein mit nach Haus,</l><lb/> <l>Und leg den Abſchied nein;</l><lb/> <l>Hinfuͤhro aber laſſe brav</l><lb/> <l>Das falſche Lieben ſeyn.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Steile Liebe</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>iſt mir auch kein Nacht ſo finſter,</l><lb/> <l>S'iſt mir auch kein Weg ſo weit;</l><lb/> <l>Wenn ich zu mein Schaͤzlein gehe,</l><lb/> <l>Sehen mich die boͤſen Leut.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Regnets, ſchneits, und geht der Wind,</l><lb/> <l>Wenn mein Schatz nur vors Fenſter kaͤm;</l><lb/> <l>Steh nur auf, mach auf fein bald,</l><lb/> <l>Bei der Nacht iſts draus gar kalt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wenn die Sonn ſo ſchoͤn ans Gebirg aneglanzt,</l><lb/> <l>Und das Gemſel auf der Hoͤh umme tanzt;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0118]
Daß du vorbei thuſt gehen,
Und ſchauſt mich gar nicht an.
Du ſchlaͤgſt die Aeuglein nieder,
Und ſchauſt nicht zu mir her;
Wie wenn ich deines Gleichen
Niemals geweſen waͤr.
Sie. Der Abſchied iſt geſchrieben,
Das Koͤrblein iſt gemacht;
Waͤrſt du bei mir geblieben,
Haͤtt ich dich nicht veracht.
Er. Nimm du das Koͤrblein mit nach Haus,
Und leg den Abſchied nein;
Hinfuͤhro aber laſſe brav
Das falſche Lieben ſeyn.
Steile Liebe.
Siſt mir auch kein Nacht ſo finſter,
S'iſt mir auch kein Weg ſo weit;
Wenn ich zu mein Schaͤzlein gehe,
Sehen mich die boͤſen Leut.
Regnets, ſchneits, und geht der Wind,
Wenn mein Schatz nur vors Fenſter kaͤm;
Steh nur auf, mach auf fein bald,
Bei der Nacht iſts draus gar kalt.
Wenn die Sonn ſo ſchoͤn ans Gebirg aneglanzt,
Und das Gemſel auf der Hoͤh umme tanzt;
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/118>, abgerufen am 22.02.2025. |