Dünkt ihm sehr toll, wie ihm die Woll herumschwebt vor den Augen, Ist lang und dick, für einen Strick thu't es dem Henker taugen.
Bald flicht er ihn wie einen Zopf, thut ihn zusammen- drehen, Läst rausser schaun ein'n kleinen Schopf, damit man ihn thut kennen, Er bindt darein ein Nestel ein, das er bey'm Krämer funden, Ein Dama nennt, die ihn nit kennt; sagt, hab's ihm eingebunden.
Der Huth ist voller Federbüsch, als ob er wollte flie- gen, Er gäb ein'n guten Flederwisch, damit man kehrt die Stiegen, Er macht's mit Fleiß hell gelb halb weiß fein scheckigt wie die Narren, Er schmieget sich schön, und fliegt davon, will hier nicht länger harren.
Der Bart ist spitzig überaus, krum hin und her gezo- gen, Mich däucht es sey ein Fledermauß ihm für das Maul geflogen, Mich dünkt wie daß ihm bey der Nas die Flügel sie ausbreite. Ein schöne Art von Ratzenbart, thu't Noth, daß man ihn schneide.
Duͤnkt ihm ſehr toll, wie ihm die Woll herumſchwebt vor den Augen, Iſt lang und dick, fuͤr einen Strick thu't es dem Henker taugen.
Bald flicht er ihn wie einen Zopf, thut ihn zuſammen- drehen, Laͤſt rauſſer ſchaun ein'n kleinen Schopf, damit man ihn thut kennen, Er bindt darein ein Neſtel ein, das er bey'm Kraͤmer funden, Ein Dama nennt, die ihn nit kennt; ſagt, hab's ihm eingebunden.
Der Huth iſt voller Federbuͤſch, als ob er wollte flie- gen, Er gaͤb ein'n guten Flederwiſch, damit man kehrt die Stiegen, Er macht's mit Fleiß hell gelb halb weiß fein ſcheckigt wie die Narren, Er ſchmieget ſich ſchoͤn, und fliegt davon, will hier nicht laͤnger harren.
Der Bart iſt ſpitzig uͤberaus, krum hin und her gezo- gen, Mich daͤucht es ſey ein Fledermauß ihm fuͤr das Maul geflogen, Mich duͤnkt wie daß ihm bey der Nas die Fluͤgel ſie ausbreite. Ein ſchoͤne Art von Ratzenbart, thu't Noth, daß man ihn ſchneide.
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Duͤnkt ihm ſehr toll, wie ihm die Woll herumſchwebt vor
den Augen,
Iſt lang und dick, fuͤr einen Strick thu't es dem Henker
taugen.
Bald flicht er ihn wie einen Zopf, thut ihn zuſammen-
drehen,
Laͤſt rauſſer ſchaun ein'n kleinen Schopf, damit man ihn
thut kennen,
Er bindt darein ein Neſtel ein, das er bey'm Kraͤmer
funden,
Ein Dama nennt, die ihn nit kennt; ſagt, hab's ihm
eingebunden.
Der Huth iſt voller Federbuͤſch, als ob er wollte flie-
gen,
Er gaͤb ein'n guten Flederwiſch, damit man kehrt die
Stiegen,
Er macht's mit Fleiß hell gelb halb weiß fein ſcheckigt wie
die Narren,
Er ſchmieget ſich ſchoͤn, und fliegt davon, will hier nicht
laͤnger harren.
Der Bart iſt ſpitzig uͤberaus, krum hin und her gezo-
gen,
Mich daͤucht es ſey ein Fledermauß ihm fuͤr das Maul
geflogen,
Mich duͤnkt wie daß ihm bey der Nas die Fluͤgel ſie
ausbreite.
Ein ſchoͤne Art von Ratzenbart, thu't Noth, daß man ihn
ſchneide.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/95>, abgerufen am 16.02.2025.
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