Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Der Schmiedegesellen Gruß. (Fliegendes Blat.) Frage. Grüß dich Gott mein Schmidt! Antwort. Dank dir Gott mein Schmidt! Frage. Mein Schmidt, wo streichst du her? Daß deine Schuhe so staubig, Dein Haar so krausig, dein Bart auf beiden Backen herausfährt Wie ein zweischneidig Schlachtschwerdt. Du hast eine feine meisterliche Art, Einen feinen meisterlichen Bart, Eine feine meisterliche Gestalt, Du bist weder zu jung noch zu alt. Mein Schmidt bist du Meister gewesen, Oder denkst du noch mit der Zeit Meister zu werden? Antwort. Mein Schmidt, ich streich daher übers Land, Wie der Krebs übern Sand, Wie der Fisch übers Meer, Daß ich mich junger Hufschmidt auch ernähr. Mein Schmidt ich bin nicht Meister gewesen, Ich denk aber mit der Zeit noch Meister zu werden, Ist es gleich nicht hier, So ist es anderswo schier, Wenn es gleich ist eine Meile von dem Ring, Da der Hund über Zaun springt, Da ist auch gut Meister zu werden. Der Schmiedegeſellen Gruß. (Fliegendes Blat.) Frage. Gruͤß dich Gott mein Schmidt! Antwort. Dank dir Gott mein Schmidt! Frage. Mein Schmidt, wo ſtreichſt du her? Daß deine Schuhe ſo ſtaubig, Dein Haar ſo krauſig, dein Bart auf beiden Backen herausfaͤhrt Wie ein zweiſchneidig Schlachtſchwerdt. Du haſt eine feine meiſterliche Art, Einen feinen meiſterlichen Bart, Eine feine meiſterliche Geſtalt, Du biſt weder zu jung noch zu alt. Mein Schmidt biſt du Meiſter geweſen, Oder denkſt du noch mit der Zeit Meiſter zu werden? Antwort. Mein Schmidt, ich ſtreich daher uͤbers Land, Wie der Krebs uͤbern Sand, Wie der Fiſch uͤbers Meer, Daß ich mich junger Hufſchmidt auch ernaͤhr. Mein Schmidt ich bin nicht Meiſter geweſen, Ich denk aber mit der Zeit noch Meiſter zu werden, Iſt es gleich nicht hier, So iſt es anderswo ſchier, Wenn es gleich iſt eine Meile von dem Ring, Da der Hund uͤber Zaun ſpringt, Da iſt auch gut Meiſter zu werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="70" facs="#f0082"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Der Schmiedegeſellen Gruß</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Fliegendes Blat.)</p><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <head><hi rendition="#g">Frage</hi>.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">G</hi>ruͤß dich Gott mein Schmidt!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head><hi rendition="#g">Antwort</hi>.</head><lb/> <l>Dank dir Gott mein Schmidt!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head><hi rendition="#g">Frage</hi>.</head><lb/> <l>Mein Schmidt, wo ſtreichſt du her?</l><lb/> <l>Daß deine Schuhe ſo ſtaubig,</l><lb/> <l>Dein Haar ſo krauſig, dein Bart auf beiden Backen herausfaͤhrt</l><lb/> <l>Wie ein zweiſchneidig Schlachtſchwerdt.</l><lb/> <l>Du haſt eine feine meiſterliche Art,</l><lb/> <l>Einen feinen meiſterlichen Bart,</l><lb/> <l>Eine feine meiſterliche Geſtalt,</l><lb/> <l>Du biſt weder zu jung noch zu alt.</l><lb/> <l>Mein Schmidt biſt du Meiſter geweſen,</l><lb/> <l>Oder denkſt du noch mit der Zeit Meiſter zu werden?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head><hi rendition="#g">Antwort</hi>.</head><lb/> <l>Mein Schmidt, ich ſtreich daher uͤbers Land,</l><lb/> <l>Wie der Krebs uͤbern Sand,</l><lb/> <l>Wie der Fiſch uͤbers Meer,</l><lb/> <l>Daß ich mich junger Hufſchmidt auch ernaͤhr.</l><lb/> <l>Mein Schmidt ich bin nicht Meiſter geweſen,</l><lb/> <l>Ich denk aber mit der Zeit noch Meiſter zu werden,</l><lb/> <l>Iſt es gleich nicht hier,</l><lb/> <l>So iſt es anderswo ſchier,</l><lb/> <l>Wenn es gleich iſt eine Meile von dem Ring,</l><lb/> <l>Da der Hund uͤber Zaun ſpringt,</l><lb/> <l>Da iſt auch gut Meiſter zu werden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0082]
Der Schmiedegeſellen Gruß.
(Fliegendes Blat.)
Frage.
Gruͤß dich Gott mein Schmidt!
Antwort.
Dank dir Gott mein Schmidt!
Frage.
Mein Schmidt, wo ſtreichſt du her?
Daß deine Schuhe ſo ſtaubig,
Dein Haar ſo krauſig, dein Bart auf beiden Backen herausfaͤhrt
Wie ein zweiſchneidig Schlachtſchwerdt.
Du haſt eine feine meiſterliche Art,
Einen feinen meiſterlichen Bart,
Eine feine meiſterliche Geſtalt,
Du biſt weder zu jung noch zu alt.
Mein Schmidt biſt du Meiſter geweſen,
Oder denkſt du noch mit der Zeit Meiſter zu werden?
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Mein Schmidt, ich ſtreich daher uͤbers Land,
Wie der Krebs uͤbern Sand,
Wie der Fiſch uͤbers Meer,
Daß ich mich junger Hufſchmidt auch ernaͤhr.
Mein Schmidt ich bin nicht Meiſter geweſen,
Ich denk aber mit der Zeit noch Meiſter zu werden,
Iſt es gleich nicht hier,
So iſt es anderswo ſchier,
Wenn es gleich iſt eine Meile von dem Ring,
Da der Hund uͤber Zaun ſpringt,
Da iſt auch gut Meiſter zu werden.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/82>, abgerufen am 03.03.2025. |