Sind sie doch nur mir, So zu sagen schier Ein kühler Thau.
Kommt denn das Morgenroth, So lob ich Gott. Dann mit der Feldschallmey Ruf ich das Lämmerg'schrey Ganz nah herbey; Da ist kein Seufzen, kein trauriger Ton; Denn die Morgenstund Führet Gold im Mund, Baut mir ein'n Thron.
Kommt dann die Mittagszeit, Bin ich voll Freud; Da grast das liebe Vieh, Geiß, Lämmer, Schaaf und Küh, Auf grüner Haid. Setz' mich in Schatten hin, esse mein Brod. Bey meinem Hirtenstab Schwör ich, daß ich hab Niemals ein Noth.
Endlich seh ich von fern Den Abendstern; Dort draus am Wasserfall Schlaget die Nachtigall, Giebt Wiederhall. Freyheit in Armuth giebt Reichthum und Sieg, Allem Pomp und Pracht Sag ich gute Nacht Und bleib ein Hirt.
2. Band. 4.
Sind ſie doch nur mir, So zu ſagen ſchier Ein kuͤhler Thau.
Kommt denn das Morgenroth, So lob ich Gott. Dann mit der Feldſchallmey Ruf ich das Laͤmmerg'ſchrey Ganz nah herbey; Da iſt kein Seufzen, kein trauriger Ton; Denn die Morgenſtund Fuͤhret Gold im Mund, Baut mir ein'n Thron.
Kommt dann die Mittagszeit, Bin ich voll Freud; Da grast das liebe Vieh, Geiß, Laͤmmer, Schaaf und Kuͤh, Auf gruͤner Haid. Setz' mich in Schatten hin, eſſe mein Brod. Bey meinem Hirtenſtab Schwoͤr ich, daß ich hab Niemals ein Noth.
Endlich ſeh ich von fern Den Abendſtern; Dort draus am Waſſerfall Schlaget die Nachtigall, Giebt Wiederhall. Freyheit in Armuth giebt Reichthum und Sieg, Allem Pomp und Pracht Sag ich gute Nacht Und bleib ein Hirt.
2. Band. 4.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="1"><pbfacs="#f0061"n="49"/><l>Sind ſie doch nur mir,</l><lb/><l>So zu ſagen ſchier</l><lb/><l>Ein kuͤhler Thau.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Kommt denn das Morgenroth,</l><lb/><l>So lob ich Gott.</l><lb/><l>Dann mit der Feldſchallmey</l><lb/><l>Ruf ich das Laͤmmerg'ſchrey</l><lb/><l>Ganz nah herbey;</l><lb/><l>Da iſt kein Seufzen, kein trauriger Ton;</l><lb/><l>Denn die Morgenſtund</l><lb/><l>Fuͤhret Gold im Mund,</l><lb/><l>Baut mir ein'n Thron.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Kommt dann die Mittagszeit,</l><lb/><l>Bin ich voll Freud;</l><lb/><l>Da grast das liebe Vieh,</l><lb/><l>Geiß, Laͤmmer, Schaaf und Kuͤh,</l><lb/><l>Auf gruͤner Haid.</l><lb/><l>Setz' mich in Schatten hin, eſſe mein Brod.</l><lb/><l>Bey meinem Hirtenſtab</l><lb/><l>Schwoͤr ich, daß ich hab</l><lb/><l>Niemals ein Noth.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Endlich ſeh ich von fern</l><lb/><l>Den Abendſtern;</l><lb/><l>Dort draus am Waſſerfall</l><lb/><l>Schlaget die Nachtigall,</l><lb/><l>Giebt Wiederhall.</l><lb/><l>Freyheit in Armuth giebt Reichthum und Sieg,</l><lb/><l>Allem Pomp und Pracht</l><lb/><l>Sag ich gute Nacht</l><lb/><l>Und bleib ein Hirt.</l></lg></lg></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">2. Band. 4.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
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Sind ſie doch nur mir,
So zu ſagen ſchier
Ein kuͤhler Thau.
Kommt denn das Morgenroth,
So lob ich Gott.
Dann mit der Feldſchallmey
Ruf ich das Laͤmmerg'ſchrey
Ganz nah herbey;
Da iſt kein Seufzen, kein trauriger Ton;
Denn die Morgenſtund
Fuͤhret Gold im Mund,
Baut mir ein'n Thron.
Kommt dann die Mittagszeit,
Bin ich voll Freud;
Da grast das liebe Vieh,
Geiß, Laͤmmer, Schaaf und Kuͤh,
Auf gruͤner Haid.
Setz' mich in Schatten hin, eſſe mein Brod.
Bey meinem Hirtenſtab
Schwoͤr ich, daß ich hab
Niemals ein Noth.
Endlich ſeh ich von fern
Den Abendſtern;
Dort draus am Waſſerfall
Schlaget die Nachtigall,
Giebt Wiederhall.
Freyheit in Armuth giebt Reichthum und Sieg,
Allem Pomp und Pracht
Sag ich gute Nacht
Und bleib ein Hirt.
2. Band. 4.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/61>, abgerufen am 16.02.2025.
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