Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Mir dünkt auch wohl, was du vorher
Gewesen bist, der du jetzt her
Mit deinen Schilden prächtig gehst,
In Silber und in Gold da stehst,
Und prangst mit dir, als seyst ein Fürst,
Drum daß uns allweg nach dir dürst.
Du weist noch wohl zu dieser Frist,
Wo du vorzeit gewesen bist,
Du fielst auch manchmal mit mir hin,
Man schütt dich oft auch untern Tisch,
Ich sah auch oft, du machst Unruh,
Daß man dich aufs Diuppen schlug,
Und werd ich dich wiederum treffen,
So werd ich dich zum Fenster n'aus werfen.

Der Wein.

Wenn du mich hast, so halt mich fast,
Kein Geld zum Weine du mehr hast,
Ich mag nicht hören euer Klagen,
Ihr wißt euch gar nicht zu betragen,
Wer mich will haben, muß mich zahlen,
Nach allem meinem Wohlgefallen.
Gen Worms zieh ich auf den Reichstag,
Da ich ein große Losung hab;
Bey Fürsten und bey Edelleuten
Thut man mit Fingern auf mich deuten,
Man thut mich in ein Prachtgeschirr,
Und zieht mich allenhalb herfür.

Mir duͤnkt auch wohl, was du vorher
Geweſen biſt, der du jetzt her
Mit deinen Schilden praͤchtig gehſt,
In Silber und in Gold da ſtehſt,
Und prangſt mit dir, als ſeyſt ein Fuͤrſt,
Drum daß uns allweg nach dir duͤrſt.
Du weiſt noch wohl zu dieſer Friſt,
Wo du vorzeit geweſen biſt,
Du fielſt auch manchmal mit mir hin,
Man ſchuͤtt dich oft auch untern Tiſch,
Ich ſah auch oft, du machſt Unruh,
Daß man dich aufs Diuppen ſchlug,
Und werd ich dich wiederum treffen,
So werd ich dich zum Fenſter n'aus werfen.

Der Wein.

Wenn du mich haſt, ſo halt mich faſt,
Kein Geld zum Weine du mehr haſt,
Ich mag nicht hoͤren euer Klagen,
Ihr wißt euch gar nicht zu betragen,
Wer mich will haben, muß mich zahlen,
Nach allem meinem Wohlgefallen.
Gen Worms zieh ich auf den Reichstag,
Da ich ein große Loſung hab;
Bey Fuͤrſten und bey Edelleuten
Thut man mit Fingern auf mich deuten,
Man thut mich in ein Prachtgeſchirr,
Und zieht mich allenhalb herfuͤr.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="10">
              <pb facs="#f0056" n="44"/>
              <l>Mir du&#x0364;nkt auch wohl, was du vorher</l><lb/>
              <l>Gewe&#x017F;en bi&#x017F;t, der du jetzt her</l><lb/>
              <l>Mit deinen Schilden pra&#x0364;chtig geh&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>In Silber und in Gold da &#x017F;teh&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Und prang&#x017F;t mit dir, als &#x017F;ey&#x017F;t ein Fu&#x0364;r&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Drum daß uns allweg nach dir du&#x0364;r&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Du wei&#x017F;t noch wohl zu die&#x017F;er Fri&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Wo du vorzeit gewe&#x017F;en bi&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Du fiel&#x017F;t auch manchmal mit mir hin,</l><lb/>
              <l>Man &#x017F;chu&#x0364;tt dich oft auch untern Ti&#x017F;ch,</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;ah auch oft, du mach&#x017F;t Unruh,</l><lb/>
              <l>Daß man dich aufs Diuppen &#x017F;chlug,</l><lb/>
              <l>Und werd ich dich wiederum treffen,</l><lb/>
              <l>So werd ich dich zum Fen&#x017F;ter n'aus werfen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <head><hi rendition="#g">Der Wein</hi>.</head><lb/>
              <l>Wenn du mich ha&#x017F;t, &#x017F;o halt mich fa&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Kein Geld zum Weine du mehr ha&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Ich mag nicht ho&#x0364;ren euer Klagen,</l><lb/>
              <l>Ihr wißt euch gar nicht zu betragen,</l><lb/>
              <l>Wer mich will haben, muß mich zahlen,</l><lb/>
              <l>Nach allem meinem Wohlgefallen.</l><lb/>
              <l>Gen Worms zieh ich auf den Reichstag,</l><lb/>
              <l>Da ich ein große Lo&#x017F;ung hab;</l><lb/>
              <l>Bey Fu&#x0364;r&#x017F;ten und bey Edelleuten</l><lb/>
              <l>Thut man mit Fingern auf mich deuten,</l><lb/>
              <l>Man thut mich in ein Prachtge&#x017F;chirr,</l><lb/>
              <l>Und zieht mich allenhalb herfu&#x0364;r.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0056] Mir duͤnkt auch wohl, was du vorher Geweſen biſt, der du jetzt her Mit deinen Schilden praͤchtig gehſt, In Silber und in Gold da ſtehſt, Und prangſt mit dir, als ſeyſt ein Fuͤrſt, Drum daß uns allweg nach dir duͤrſt. Du weiſt noch wohl zu dieſer Friſt, Wo du vorzeit geweſen biſt, Du fielſt auch manchmal mit mir hin, Man ſchuͤtt dich oft auch untern Tiſch, Ich ſah auch oft, du machſt Unruh, Daß man dich aufs Diuppen ſchlug, Und werd ich dich wiederum treffen, So werd ich dich zum Fenſter n'aus werfen. Der Wein. Wenn du mich haſt, ſo halt mich faſt, Kein Geld zum Weine du mehr haſt, Ich mag nicht hoͤren euer Klagen, Ihr wißt euch gar nicht zu betragen, Wer mich will haben, muß mich zahlen, Nach allem meinem Wohlgefallen. Gen Worms zieh ich auf den Reichstag, Da ich ein große Loſung hab; Bey Fuͤrſten und bey Edelleuten Thut man mit Fingern auf mich deuten, Man thut mich in ein Prachtgeſchirr, Und zieht mich allenhalb herfuͤr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/56
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/56>, abgerufen am 24.11.2024.