Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808."Ach Mutter, liebe Mutter, "Ach gebt mir einen Rath, "Es reitet mir alle Tage "Ein hurtiger Ritter nach." Ach Tochter! liebe Tochter! Den Rath, den geb ich dir, Laß du den Reiter fahren, Bleib du das Jahr bey mir. "Ach Mutter! liebe Mutter! "Der Rath, der ist nicht gut, "Der Ritter ist mir lieber, "Als all dein Hab und Gut. Ist dir der Reiter lieber, Als all mein Hab und Gut, So bind dein Kleid zusammen, Und lauf dem Reiter zu. "Ach Mutter! liebe Mutter! "Der Kleider hab ich nicht viel, "Gieb mir nur hundert Thaler, "So kauf ich, was ich will." Ach Tochter! liebe Tochter! Der Thaler hab ich nicht viel, Dein Vater hats verruschelt In Würfel- und Kartenspiel. "Hats denn mein Vater verruschelt "In Würfel- und Kartenspiel, "So sey es Gott erbarmet, "Daß ich sein Tochter bin." „Ach Mutter, liebe Mutter, „Ach gebt mir einen Rath, „Es reitet mir alle Tage „Ein hurtiger Ritter nach.“ Ach Tochter! liebe Tochter! Den Rath, den geb ich dir, Laß du den Reiter fahren, Bleib du das Jahr bey mir. „Ach Mutter! liebe Mutter! „Der Rath, der iſt nicht gut, „Der Ritter iſt mir lieber, „Als all dein Hab und Gut. Iſt dir der Reiter lieber, Als all mein Hab und Gut, So bind dein Kleid zuſammen, Und lauf dem Reiter zu. „Ach Mutter! liebe Mutter! „Der Kleider hab ich nicht viel, „Gieb mir nur hundert Thaler, „So kauf ich, was ich will.“ Ach Tochter! liebe Tochter! Der Thaler hab ich nicht viel, Dein Vater hats verruſchelt In Wuͤrfel- und Kartenſpiel. „Hats denn mein Vater verruſchelt „In Wuͤrfel- und Kartenſpiel, „So ſey es Gott erbarmet, „Daß ich ſein Tochter bin.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0042" n="30"/> <lg n="7"> <l>„Ach Mutter, liebe Mutter,</l><lb/> <l>„Ach gebt mir einen Rath,</l><lb/> <l>„Es reitet mir alle Tage</l><lb/> <l>„Ein hurtiger Ritter nach.“</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Ach Tochter! liebe Tochter!</l><lb/> <l>Den Rath, den geb ich dir,</l><lb/> <l>Laß du den Reiter fahren,</l><lb/> <l>Bleib du das Jahr bey mir.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>„Ach Mutter! liebe Mutter!</l><lb/> <l>„Der Rath, der iſt nicht gut,</l><lb/> <l>„Der Ritter iſt mir lieber,</l><lb/> <l>„Als all dein Hab und Gut.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Iſt dir der Reiter lieber,</l><lb/> <l>Als all mein Hab und Gut,</l><lb/> <l>So bind dein Kleid zuſammen,</l><lb/> <l>Und lauf dem Reiter zu.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>„Ach Mutter! liebe Mutter!</l><lb/> <l>„Der Kleider hab ich nicht viel,</l><lb/> <l>„Gieb mir nur hundert Thaler,</l><lb/> <l>„So kauf ich, was ich will.“</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Ach Tochter! liebe Tochter!</l><lb/> <l>Der Thaler hab ich nicht viel,</l><lb/> <l>Dein Vater hats verruſchelt</l><lb/> <l>In Wuͤrfel- und Kartenſpiel.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>„Hats denn mein Vater verruſchelt</l><lb/> <l>„In Wuͤrfel- und Kartenſpiel,</l><lb/> <l>„So ſey es Gott erbarmet,</l><lb/> <l>„Daß ich ſein Tochter bin.“</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0042]
„Ach Mutter, liebe Mutter,
„Ach gebt mir einen Rath,
„Es reitet mir alle Tage
„Ein hurtiger Ritter nach.“
Ach Tochter! liebe Tochter!
Den Rath, den geb ich dir,
Laß du den Reiter fahren,
Bleib du das Jahr bey mir.
„Ach Mutter! liebe Mutter!
„Der Rath, der iſt nicht gut,
„Der Ritter iſt mir lieber,
„Als all dein Hab und Gut.
Iſt dir der Reiter lieber,
Als all mein Hab und Gut,
So bind dein Kleid zuſammen,
Und lauf dem Reiter zu.
„Ach Mutter! liebe Mutter!
„Der Kleider hab ich nicht viel,
„Gieb mir nur hundert Thaler,
„So kauf ich, was ich will.“
Ach Tochter! liebe Tochter!
Der Thaler hab ich nicht viel,
Dein Vater hats verruſchelt
In Wuͤrfel- und Kartenſpiel.
„Hats denn mein Vater verruſchelt
„In Wuͤrfel- und Kartenſpiel,
„So ſey es Gott erbarmet,
„Daß ich ſein Tochter bin.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |