Hör an die Beicht mit frommem Sinn, So viel ihr sind, sie sind verliebt In jeden Eremit.
Die feindlichen Brüder.
(Handschrift mit Noten. 1600-1700.)
(Der lieben Dummheit muß hiebey bemerkt werden, daß dieß ein Scherz, wenn sie weiß was ein Scherz ist, kein Schimpf gegen Schiller sey.)
Don Geishaar.
Müller, warum thust erbleichen? Weiße Farb bezüchtigt dich, Aller Muth will von dir weichen, Was ist dir, dich frage ich, Diebstähl dir vielleicht einfallen Die begangen hast beim Mahlen, Weisser Müller ohne Scham, Weil du führst ein Diebesnahm.
Don Mahlmehl.
Schneiderlein, was thust du fragen? Warum ich ganz weiß erschein, Solltest mir zuvor erst sagen, Was bedeut' die Röthe dein? Roth bist du vor lauter Fleckel, Die gestohlen du Geisböckel, Schneider grossen Diebstahl übt, Gar nichts als den Abschnitt liebt.
2. Band. 23.
Hoͤr an die Beicht mit frommem Sinn, So viel ihr ſind, ſie ſind verliebt In jeden Eremit.
Die feindlichen Bruͤder.
(Handſchrift mit Noten. 1600-1700.)
(Der lieben Dummheit muß hiebey bemerkt werden, daß dieß ein Scherz, wenn ſie weiß was ein Scherz iſt, kein Schimpf gegen Schiller ſey.)
Don Geishaar.
Muͤller, warum thuſt erbleichen? Weiße Farb bezuͤchtigt dich, Aller Muth will von dir weichen, Was iſt dir, dich frage ich, Diebſtaͤhl dir vielleicht einfallen Die begangen haſt beim Mahlen, Weiſſer Muͤller ohne Scham, Weil du fuͤhrſt ein Diebesnahm.
Don Mahlmehl.
Schneiderlein, was thuſt du fragen? Warum ich ganz weiß erſchein, Sollteſt mir zuvor erſt ſagen, Was bedeut' die Roͤthe dein? Roth biſt du vor lauter Fleckel, Die geſtohlen du Geisboͤckel, Schneider groſſen Diebſtahl uͤbt, Gar nichts als den Abſchnitt liebt.
2. Band. 23.
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Hoͤr an die Beicht mit frommem Sinn,
So viel ihr ſind, ſie ſind verliebt
In jeden Eremit.
Die feindlichen Bruͤder.
(Handſchrift mit Noten. 1600-1700.)
(Der lieben Dummheit muß hiebey bemerkt werden, daß dieß ein
Scherz, wenn ſie weiß was ein Scherz iſt, kein Schimpf
gegen Schiller ſey.)
Don Geishaar.
Muͤller, warum thuſt erbleichen?
Weiße Farb bezuͤchtigt dich,
Aller Muth will von dir weichen,
Was iſt dir, dich frage ich,
Diebſtaͤhl dir vielleicht einfallen
Die begangen haſt beim Mahlen,
Weiſſer Muͤller ohne Scham,
Weil du fuͤhrſt ein Diebesnahm.
Don Mahlmehl.
Schneiderlein, was thuſt du fragen?
Warum ich ganz weiß erſchein,
Sollteſt mir zuvor erſt ſagen,
Was bedeut' die Roͤthe dein?
Roth biſt du vor lauter Fleckel,
Die geſtohlen du Geisboͤckel,
Schneider groſſen Diebſtahl uͤbt,
Gar nichts als den Abſchnitt liebt.
2. Band. 23.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/365>, abgerufen am 03.03.2025.
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