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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Und wider Willen muß er freyen,
Das ihm doch übel thät gereuen! --
Ihm ward in seinem jungen Leben
Ein schöne edle Jungfrau gegeben,
Ließ doch von der Gewohnheit nicht
All Tag er Katharinen bitt,
Daß sie ihn darum nicht woll hassen,
In seinen Nöthen nicht verlassen.
Da nun sein Hausfrau schwanger ging,
Sie einen Argwohn auch empfing,
Wenn er ging nach Kathrinen Kirche
Thät sie in ihrem Herzen fürchten,
Er möcht vielleicht in diesen Tagen
Ein lieber dann sie selber haben.
Einsmals bestellt sie eine Magd,
Zu der sie diese Worte sagt:
"Wo geht mein Herr all Morgen hin?"
Die Magd sagt ihr aus bösem Sinn:
"Ich weiß wohl, wo er hingegangen,
"Hat nach des Pfaffen Schwester Verlangen."
Die Frau ward ob dem Wort betrübt,
Weil sie den Grafen allein nur liebt,
Da nun der Graf zurücke kam,
Der Frauen Traurigkeit vernahm,
Fragt er, warum sie traurig wär,
Sie sagt, sie hörte böse Mähr,
Wie er ging täglich umher buhlen,
Zu des Pfarrers Schwester in die Schulen.
Er sagt: "Du hast nicht recht gehört,
"Oder bist sonst worden bethört,
"Die ich lieb hab in meiner Pflicht,

2. Band. 21.

Und wider Willen muß er freyen,
Das ihm doch uͤbel thaͤt gereuen! —
Ihm ward in ſeinem jungen Leben
Ein ſchoͤne edle Jungfrau gegeben,
Ließ doch von der Gewohnheit nicht
All Tag er Katharinen bitt,
Daß ſie ihn darum nicht woll haſſen,
In ſeinen Noͤthen nicht verlaſſen.
Da nun ſein Hausfrau ſchwanger ging,
Sie einen Argwohn auch empfing,
Wenn er ging nach Kathrinen Kirche
Thaͤt ſie in ihrem Herzen fuͤrchten,
Er moͤcht vielleicht in dieſen Tagen
Ein lieber dann ſie ſelber haben.
Einsmals beſtellt ſie eine Magd,
Zu der ſie dieſe Worte ſagt:
„Wo geht mein Herr all Morgen hin?“
Die Magd ſagt ihr aus boͤſem Sinn:
„Ich weiß wohl, wo er hingegangen,
„Hat nach des Pfaffen Schweſter Verlangen.“
Die Frau ward ob dem Wort betruͤbt,
Weil ſie den Grafen allein nur liebt,
Da nun der Graf zuruͤcke kam,
Der Frauen Traurigkeit vernahm,
Fragt er, warum ſie traurig waͤr,
Sie ſagt, ſie hoͤrte boͤſe Maͤhr,
Wie er ging taͤglich umher buhlen,
Zu des Pfarrers Schweſter in die Schulen.
Er ſagt: „Du haſt nicht recht gehoͤrt,
„Oder biſt ſonſt worden bethoͤrt,
„Die ich lieb hab in meiner Pflicht,

2. Band. 21.
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[321/0333] Und wider Willen muß er freyen, Das ihm doch uͤbel thaͤt gereuen! — Ihm ward in ſeinem jungen Leben Ein ſchoͤne edle Jungfrau gegeben, Ließ doch von der Gewohnheit nicht All Tag er Katharinen bitt, Daß ſie ihn darum nicht woll haſſen, In ſeinen Noͤthen nicht verlaſſen. Da nun ſein Hausfrau ſchwanger ging, Sie einen Argwohn auch empfing, Wenn er ging nach Kathrinen Kirche Thaͤt ſie in ihrem Herzen fuͤrchten, Er moͤcht vielleicht in dieſen Tagen Ein lieber dann ſie ſelber haben. Einsmals beſtellt ſie eine Magd, Zu der ſie dieſe Worte ſagt: „Wo geht mein Herr all Morgen hin?“ Die Magd ſagt ihr aus boͤſem Sinn: „Ich weiß wohl, wo er hingegangen, „Hat nach des Pfaffen Schweſter Verlangen.“ Die Frau ward ob dem Wort betruͤbt, Weil ſie den Grafen allein nur liebt, Da nun der Graf zuruͤcke kam, Der Frauen Traurigkeit vernahm, Fragt er, warum ſie traurig waͤr, Sie ſagt, ſie hoͤrte boͤſe Maͤhr, Wie er ging taͤglich umher buhlen, Zu des Pfarrers Schweſter in die Schulen. Er ſagt: „Du haſt nicht recht gehoͤrt, „Oder biſt ſonſt worden bethoͤrt, „Die ich lieb hab in meiner Pflicht, 2. Band. 21.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/333>, abgerufen am 22.11.2024.