Kam endlich wieder heim nach Hauß, Der Vater gab nen grossen Schmaus. Da ward getauft sein Schwesterlein, Er muß dabey Taufzeuge seyn. Er konnt Latein, verstand so drat, Die Tauf, die Christus setzen that. Die Worte, die der Priester las, Aus seinem Herzen nicht vergas, Und als die Mahlzeit war geschehen, Ließ er den Pfarrherrn zu sich gehen, Er sprach: "Mir ist gezeiget an, "Daß ihr mich auch getaufet han, "Habt ihr da auch die Wort gelesen, "Die bey der Schwester Tauf gewesen. -- "Ich sage euch bey Jesu Christ "Der unsrer aller Mittler ist, "Bey euch sind keine andre Wort "Gebraucht als heut an diesem Ort, "So wird euch Gott vom Himmels Thron "Beystand geben durch seinen Sohn!" "Ehrwürdger Herr, bin ich also "Getauft, so bin ich herzlich froh, "Seit ich das bin von euch bericht, "Ich fürchte mich vor keinem nicht, "In Kampf und Streit in Gottes Namen, "Ich schlag den Teufel selbst zusammen." Den Teufel das gar sehr verdroß, Daß Thedels Glauben war so groß.
Kam endlich wieder heim nach Hauß, Der Vater gab nen groſſen Schmaus. Da ward getauft ſein Schweſterlein, Er muß dabey Taufzeuge ſeyn. Er konnt Latein, verſtand ſo drat, Die Tauf, die Chriſtus ſetzen that. Die Worte, die der Prieſter las, Aus ſeinem Herzen nicht vergas, Und als die Mahlzeit war geſchehen, Ließ er den Pfarrherrn zu ſich gehen, Er ſprach: „Mir iſt gezeiget an, „Daß ihr mich auch getaufet han, „Habt ihr da auch die Wort geleſen, „Die bey der Schweſter Tauf geweſen. — „Ich ſage euch bey Jeſu Chriſt „Der unſrer aller Mittler iſt, „Bey euch ſind keine andre Wort „Gebraucht als heut an dieſem Ort, „So wird euch Gott vom Himmels Thron „Beyſtand geben durch ſeinen Sohn!“ „Ehrwuͤrdger Herr, bin ich alſo „Getauft, ſo bin ich herzlich froh, „Seit ich das bin von euch bericht, „Ich fuͤrchte mich vor keinem nicht, „In Kampf und Streit in Gottes Namen, „Ich ſchlag den Teufel ſelbſt zuſammen.“ Den Teufel das gar ſehr verdroß, Daß Thedels Glauben war ſo groß.
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Kam endlich wieder heim nach Hauß,
Der Vater gab nen groſſen Schmaus.
Da ward getauft ſein Schweſterlein,
Er muß dabey Taufzeuge ſeyn.
Er konnt Latein, verſtand ſo drat,
Die Tauf, die Chriſtus ſetzen that.
Die Worte, die der Prieſter las,
Aus ſeinem Herzen nicht vergas,
Und als die Mahlzeit war geſchehen,
Ließ er den Pfarrherrn zu ſich gehen,
Er ſprach: „Mir iſt gezeiget an,
„Daß ihr mich auch getaufet han,
„Habt ihr da auch die Wort geleſen,
„Die bey der Schweſter Tauf geweſen. —
„Ich ſage euch bey Jeſu Chriſt
„Der unſrer aller Mittler iſt,
„Bey euch ſind keine andre Wort
„Gebraucht als heut an dieſem Ort,
„So wird euch Gott vom Himmels Thron
„Beyſtand geben durch ſeinen Sohn!“
„Ehrwuͤrdger Herr, bin ich alſo
„Getauft, ſo bin ich herzlich froh,
„Seit ich das bin von euch bericht,
„Ich fuͤrchte mich vor keinem nicht,
„In Kampf und Streit in Gottes Namen,
„Ich ſchlag den Teufel ſelbſt zuſammen.“
Den Teufel das gar ſehr verdroß,
Daß Thedels Glauben war ſo groß.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/315>, abgerufen am 22.11.2024.
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