Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Also zog er bald sein Hemmed weiß Druket 's ihr in die Wunden mit Fleiß, Das Hemmed war mit Blut so roth, Als ob mans draus gewaschen hätt'. Er gab ihr gar sehr freundlich Wort', Man hat nie größer Klag gehört, Die von eim Manne kommen schon, Als von dem Grafen wolgethan. Graf Friedrich edler Herre, Ich bitt' euch gar sehre, Sprecht ihr zu eurem Hofgesind, Daß sie nicht reiten so geschwind! Graf Friedrich ruft seinen Herren: Ihr sollt nicht reiten so sehre! Meine liebe Braut ist mir verwundt, O reicher Gott, mach sie mir gesund! Graf Friedrich zu seinem Hof einrit Sein Mutter ihm entgegen schrit: Bis Gott willkomm du Sohne mein, Und All' die mit dir kommen sein! Wie ist dein liebe Braut so bleich, Als ob sie ein Kindlein hab gezeugt; Wie ist sie also inniglich, Als ob sie ein's Kindleins schwanger sei! Ei schweig mein Mutterlein stille, Und thu's um meinet wille! Sie ist Kindshalben nicht ungesund Sie ist bis auf den Tod verwundt. Alſo zog er bald ſein Hemmed weiß Druket 's ihr in die Wunden mit Fleiß, Das Hemmed war mit Blut ſo roth, Als ob mans draus gewaſchen haͤtt'. Er gab ihr gar ſehr freundlich Wort', Man hat nie groͤßer Klag gehoͤrt, Die von eim Manne kommen ſchon, Als von dem Grafen wolgethan. Graf Friedrich edler Herre, Ich bitt' euch gar ſehre, Sprecht ihr zu eurem Hofgeſind, Daß ſie nicht reiten ſo geſchwind! Graf Friedrich ruft ſeinen Herren: Ihr ſollt nicht reiten ſo ſehre! Meine liebe Braut iſt mir verwundt, O reicher Gott, mach ſie mir geſund! Graf Friedrich zu ſeinem Hof einrit Sein Mutter ihm entgegen ſchrit: Bis Gott willkomm du Sohne mein, Und All' die mit dir kommen ſein! Wie iſt dein liebe Braut ſo bleich, Als ob ſie ein Kindlein hab gezeugt; Wie iſt ſie alſo inniglich, Als ob ſie ein's Kindleins ſchwanger ſei! Ei ſchweig mein Mutterlein ſtille, Und thu's um meinet wille! Sie iſt Kindshalben nicht ungeſund Sie iſt bis auf den Tod verwundt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0302" n="290"/> <lg n="4"> <l>Alſo zog er bald ſein Hemmed weiß</l><lb/> <l>Druket 's ihr in die Wunden mit Fleiß,</l><lb/> <l>Das Hemmed war mit Blut ſo roth,</l><lb/> <l>Als ob mans draus gewaſchen haͤtt'.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Er gab ihr gar ſehr freundlich Wort',</l><lb/> <l>Man hat nie groͤßer Klag gehoͤrt,</l><lb/> <l>Die von eim Manne kommen ſchon,</l><lb/> <l>Als von dem Grafen wolgethan.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Graf Friedrich edler Herre,</l><lb/> <l>Ich bitt' euch gar ſehre,</l><lb/> <l>Sprecht ihr zu eurem Hofgeſind,</l><lb/> <l>Daß ſie nicht reiten ſo geſchwind!</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Graf Friedrich ruft ſeinen Herren:</l><lb/> <l>Ihr ſollt nicht reiten ſo ſehre!</l><lb/> <l>Meine liebe Braut iſt mir verwundt,</l><lb/> <l>O reicher Gott, mach ſie mir geſund!</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Graf Friedrich zu ſeinem Hof einrit</l><lb/> <l>Sein Mutter ihm entgegen ſchrit:</l><lb/> <l>Bis Gott willkomm du Sohne mein,</l><lb/> <l>Und All' die mit dir kommen ſein!</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Wie iſt dein liebe Braut ſo bleich,</l><lb/> <l>Als ob ſie ein Kindlein hab gezeugt;</l><lb/> <l>Wie iſt ſie alſo inniglich,</l><lb/> <l>Als ob ſie ein's Kindleins ſchwanger ſei!</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Ei ſchweig mein Mutterlein ſtille,</l><lb/> <l>Und thu's um meinet wille!</l><lb/> <l>Sie iſt Kindshalben nicht ungeſund</l><lb/> <l>Sie iſt bis auf den Tod verwundt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0302]
Alſo zog er bald ſein Hemmed weiß
Druket 's ihr in die Wunden mit Fleiß,
Das Hemmed war mit Blut ſo roth,
Als ob mans draus gewaſchen haͤtt'.
Er gab ihr gar ſehr freundlich Wort',
Man hat nie groͤßer Klag gehoͤrt,
Die von eim Manne kommen ſchon,
Als von dem Grafen wolgethan.
Graf Friedrich edler Herre,
Ich bitt' euch gar ſehre,
Sprecht ihr zu eurem Hofgeſind,
Daß ſie nicht reiten ſo geſchwind!
Graf Friedrich ruft ſeinen Herren:
Ihr ſollt nicht reiten ſo ſehre!
Meine liebe Braut iſt mir verwundt,
O reicher Gott, mach ſie mir geſund!
Graf Friedrich zu ſeinem Hof einrit
Sein Mutter ihm entgegen ſchrit:
Bis Gott willkomm du Sohne mein,
Und All' die mit dir kommen ſein!
Wie iſt dein liebe Braut ſo bleich,
Als ob ſie ein Kindlein hab gezeugt;
Wie iſt ſie alſo inniglich,
Als ob ſie ein's Kindleins ſchwanger ſei!
Ei ſchweig mein Mutterlein ſtille,
Und thu's um meinet wille!
Sie iſt Kindshalben nicht ungeſund
Sie iſt bis auf den Tod verwundt.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/302>, abgerufen am 16.02.2025. |