Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Da trug sie das Badwännelein, Wohl in des Herrn Schlafkämmerlein. Sie fühlt hinein, obs nit zu warm, Und weint dazu, das Gott erbarm! Ach meine Braut was weinst du dann? Bin ich dir nicht gut für einen Mann, Du bist mir gut für einen Mann, Ich wein über, was der Staar mir sang. Ich war im Garten und brach das Kraut, Da sang der Staar: o weh du Braut! In dem Badwännelein ist sie hergetragen, Darin muß sie ihm die Füße zwagen. Der Vater starb in Leid und Noth, Die Mutter grämt sich schier zu todt. O weh du Braut, du Findelkind, Weißt nicht, wo Vater und Mutter sind. Da sah der Herr das Badwännelein an, Da war das burgundische Wappen dran. Das ist meines Herrn Vaters Schild allein, Wie kommt dies Wännlein ins Wirthshaus herein? Da sang der Vogel am Fensterladen: "In dem Badwännelein ist sie hergetragen "O weh du Braut, du Findelkind! "Weist nicht, wo Vater und Mutter sind. Da trug ſie das Badwaͤnnelein, Wohl in des Herrn Schlafkaͤmmerlein. Sie fuͤhlt hinein, obs nit zu warm, Und weint dazu, das Gott erbarm! Ach meine Braut was weinſt du dann? Bin ich dir nicht gut fuͤr einen Mann, Du biſt mir gut fuͤr einen Mann, Ich wein uͤber, was der Staar mir ſang. Ich war im Garten und brach das Kraut, Da ſang der Staar: o weh du Braut! In dem Badwaͤnnelein iſt ſie hergetragen, Darin muß ſie ihm die Fuͤße zwagen. Der Vater ſtarb in Leid und Noth, Die Mutter graͤmt ſich ſchier zu todt. O weh du Braut, du Findelkind, Weißt nicht, wo Vater und Mutter ſind. Da ſah der Herr das Badwaͤnnelein an, Da war das burgundiſche Wappen dran. Das iſt meines Herrn Vaters Schild allein, Wie kommt dies Waͤnnlein ins Wirthshaus herein? Da ſang der Vogel am Fenſterladen: „In dem Badwaͤnnelein iſt ſie hergetragen „O weh du Braut, du Findelkind! „Weiſt nicht, wo Vater und Mutter ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0291" n="279"/> <lg n="15"> <l>Da trug ſie das Badwaͤnnelein,</l><lb/> <l>Wohl in des Herrn Schlafkaͤmmerlein.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Sie fuͤhlt hinein, obs nit zu warm,</l><lb/> <l>Und weint dazu, das Gott erbarm!</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Ach meine Braut was weinſt du dann?</l><lb/> <l>Bin ich dir nicht gut fuͤr einen Mann,</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Du biſt mir gut fuͤr einen Mann,</l><lb/> <l>Ich wein uͤber, was der Staar mir ſang.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>Ich war im Garten und brach das Kraut,</l><lb/> <l>Da ſang der Staar: o weh du Braut!</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>In dem Badwaͤnnelein iſt ſie hergetragen,</l><lb/> <l>Darin muß ſie ihm die Fuͤße zwagen.</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Der Vater ſtarb in Leid und Noth,</l><lb/> <l>Die Mutter graͤmt ſich ſchier zu todt.</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l>O weh du Braut, du Findelkind,</l><lb/> <l>Weißt nicht, wo Vater und Mutter ſind.</l> </lg><lb/> <lg n="23"> <l>Da ſah der Herr das Badwaͤnnelein an,</l><lb/> <l>Da war das burgundiſche Wappen dran.</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>Das iſt meines Herrn Vaters Schild allein,</l><lb/> <l>Wie kommt dies Waͤnnlein ins Wirthshaus herein?</l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>Da ſang der Vogel am Fenſterladen:</l><lb/> <l>„In dem Badwaͤnnelein iſt ſie hergetragen</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>„O weh du Braut, du Findelkind!</l><lb/> <l>„Weiſt nicht, wo Vater und Mutter ſind.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [279/0291]
Da trug ſie das Badwaͤnnelein,
Wohl in des Herrn Schlafkaͤmmerlein.
Sie fuͤhlt hinein, obs nit zu warm,
Und weint dazu, das Gott erbarm!
Ach meine Braut was weinſt du dann?
Bin ich dir nicht gut fuͤr einen Mann,
Du biſt mir gut fuͤr einen Mann,
Ich wein uͤber, was der Staar mir ſang.
Ich war im Garten und brach das Kraut,
Da ſang der Staar: o weh du Braut!
In dem Badwaͤnnelein iſt ſie hergetragen,
Darin muß ſie ihm die Fuͤße zwagen.
Der Vater ſtarb in Leid und Noth,
Die Mutter graͤmt ſich ſchier zu todt.
O weh du Braut, du Findelkind,
Weißt nicht, wo Vater und Mutter ſind.
Da ſah der Herr das Badwaͤnnelein an,
Da war das burgundiſche Wappen dran.
Das iſt meines Herrn Vaters Schild allein,
Wie kommt dies Waͤnnlein ins Wirthshaus herein?
Da ſang der Vogel am Fenſterladen:
„In dem Badwaͤnnelein iſt ſie hergetragen
„O weh du Braut, du Findelkind!
„Weiſt nicht, wo Vater und Mutter ſind.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/291 |
Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/291>, abgerufen am 16.02.2025. |