Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Es kam ein fremder Krämer in's Land, Er wurf ihm dar ein seidnes Band: :,: Jezt must du mit mir in fremde Land. Er trugs vor einer Frau Wirthin Haus, Er gabs für einen Bankert aus: Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein, Verdinget mir mein Kindelein. O ja! o ja! das will ich wohl, Ich will ihm thun doch also wohl, :,: Gleich wie ein' Mutter eim Kind thun soll. Und als die Jahrszeit ummen war, Und es zu seinen Jahren kam: Es wollt ein Herr ausreiten Und er wollt ausgahn weiben. Er ritt vor einer Frau Wirthin Haus Die schöne Magd treit ihm Wein heraus: Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein! :,: Ist das euer Töchterlein? Oder ist es eures Sohnes Weib? Daß es so wunderschön mag seyn. :,: Es ist doch nicht mein Töchterlein, Es ist doch nicht meines Sohnes Weib, Es ist nur mein armes Südeli, Es weist meinen Gästen die Stübeli. Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein, Erlaubet mir ein Nacht oder drei, :,: So lang das euer Willen mag seyn! Es kam ein fremder Kraͤmer in's Land, Er wurf ihm dar ein ſeidnes Band: :,: Jezt muſt du mit mir in fremde Land. Er trugs vor einer Frau Wirthin Haus, Er gabs fuͤr einen Bankert aus: Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein, Verdinget mir mein Kindelein. O ja! o ja! das will ich wohl, Ich will ihm thun doch alſo wohl, :,: Gleich wie ein' Mutter eim Kind thun ſoll. Und als die Jahrszeit ummen war, Und es zu ſeinen Jahren kam: Es wollt ein Herr ausreiten Und er wollt ausgahn weiben. Er ritt vor einer Frau Wirthin Haus Die ſchoͤne Magd treit ihm Wein heraus: Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein! :,: Iſt das euer Toͤchterlein? Oder iſt es eures Sohnes Weib? Daß es ſo wunderſchoͤn mag ſeyn. :,: Es iſt doch nicht mein Toͤchterlein, Es iſt doch nicht meines Sohnes Weib, Es iſt nur mein armes Suͤdeli, Es weiſt meinen Gaͤſten die Stuͤbeli. Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein, Erlaubet mir ein Nacht oder drei, :,: So lang das euer Willen mag ſeyn! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0287" n="275"/> <lg n="2"> <l>Es kam ein fremder Kraͤmer in's Land,</l><lb/> <l>Er wurf ihm dar ein ſeidnes Band: :,:</l><lb/> <l>Jezt muſt du mit mir in fremde Land.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er trugs vor einer Frau Wirthin Haus,</l><lb/> <l>Er gabs fuͤr einen Bankert aus:</l><lb/> <l>Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein,</l><lb/> <l>Verdinget mir mein Kindelein.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>O ja! o ja! das will ich wohl,</l><lb/> <l>Ich will ihm thun doch alſo wohl, :,:</l><lb/> <l>Gleich wie ein' Mutter eim Kind thun ſoll.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und als die Jahrszeit ummen war,</l><lb/> <l>Und es zu ſeinen Jahren kam:</l><lb/> <l>Es wollt ein Herr ausreiten</l><lb/> <l>Und er wollt ausgahn weiben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Er ritt vor einer Frau Wirthin Haus</l><lb/> <l>Die ſchoͤne Magd treit ihm Wein heraus:</l><lb/> <l>Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein! :,:</l><lb/> <l>Iſt das euer Toͤchterlein?</l><lb/> <l>Oder iſt es eures Sohnes Weib?</l><lb/> <l>Daß es ſo wunderſchoͤn mag ſeyn. :,:</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Es iſt doch nicht mein Toͤchterlein,</l><lb/> <l>Es iſt doch nicht meines Sohnes Weib,</l><lb/> <l>Es iſt nur mein armes Suͤdeli,</l><lb/> <l>Es weiſt meinen Gaͤſten die Stuͤbeli.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein,</l><lb/> <l>Erlaubet mir ein Nacht oder drei, :,:</l><lb/> <l>So lang das euer Willen mag ſeyn!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [275/0287]
Es kam ein fremder Kraͤmer in's Land,
Er wurf ihm dar ein ſeidnes Band: :,:
Jezt muſt du mit mir in fremde Land.
Er trugs vor einer Frau Wirthin Haus,
Er gabs fuͤr einen Bankert aus:
Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein,
Verdinget mir mein Kindelein.
O ja! o ja! das will ich wohl,
Ich will ihm thun doch alſo wohl, :,:
Gleich wie ein' Mutter eim Kind thun ſoll.
Und als die Jahrszeit ummen war,
Und es zu ſeinen Jahren kam:
Es wollt ein Herr ausreiten
Und er wollt ausgahn weiben.
Er ritt vor einer Frau Wirthin Haus
Die ſchoͤne Magd treit ihm Wein heraus:
Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein! :,:
Iſt das euer Toͤchterlein?
Oder iſt es eures Sohnes Weib?
Daß es ſo wunderſchoͤn mag ſeyn. :,:
Es iſt doch nicht mein Toͤchterlein,
Es iſt doch nicht meines Sohnes Weib,
Es iſt nur mein armes Suͤdeli,
Es weiſt meinen Gaͤſten die Stuͤbeli.
Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein,
Erlaubet mir ein Nacht oder drei, :,:
So lang das euer Willen mag ſeyn!
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/287>, abgerufen am 16.02.2025. |