Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Recht als ein andrer Hunde Die Konigin thät sich legen, Gebahr ein Sohne gut, Der ward ein stolzer Degen, Und hätt ein frommen Muth. Als der die Sach erkannte, Bracht er zu aller Stund Seim Anherrn Speiß und Tranke, Was er nur finden kunt. Er bat ihn an eim Taae Um eine Roßdeck alt, Daß er nit kalt da lage, Der fromm Jüngling lief bald. Da er zum Roßstall kame, Ein Roßdeck, die war gut, Er von dem Pferd da nahme, Zerriß sie mit Unmuth. Sein Vater ihn da fraget: Was ihm die Roßdeck thät: "Ich bring sie halb, er saget "Deim Vater an sein Bett." Das Halbtheil ich behalte Für dich, wenn du da ruhst, Wo deinen Vater alte, Du jezt versperren thust. Recht als ein andrer Hunde Die Konigin thaͤt ſich legen, Gebahr ein Sohne gut, Der ward ein ſtolzer Degen, Und haͤtt ein frommen Muth. Als der die Sach erkannte, Bracht er zu aller Stund Seim Anherrn Speiß und Tranke, Was er nur finden kunt. Er bat ihn an eim Taae Um eine Roßdeck alt, Daß er nit kalt da lage, Der fromm Juͤngling lief bald. Da er zum Roßſtall kame, Ein Roßdeck, die war gut, Er von dem Pferd da nahme, Zerriß ſie mit Unmuth. Sein Vater ihn da fraget: Was ihm die Roßdeck thaͤt: „Ich bring ſie halb, er ſaget „Deim Vater an ſein Bett.“ Das Halbtheil ich behalte Fuͤr dich, wenn du da ruhſt, Wo deinen Vater alte, Du jezt verſperren thuſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <pb facs="#f0282" n="270"/> <l>Recht als <choice><sic>eiu</sic><corr>ein</corr></choice> andrer Hunde</l><lb/> <l>Viel Jahre lag er ſo.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Die Konigin thaͤt ſich legen,</l><lb/> <l>Gebahr ein Sohne gut,</l><lb/> <l>Der ward ein ſtolzer Degen,</l><lb/> <l>Und haͤtt ein frommen Muth.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Als der die Sach erkannte,</l><lb/> <l>Bracht er zu aller Stund</l><lb/> <l>Seim Anherrn Speiß und Tranke,</l><lb/> <l>Was er nur finden kunt.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Er bat ihn an eim Taae</l><lb/> <l>Um eine Roßdeck alt,</l><lb/> <l>Daß er nit kalt da lage,</l><lb/> <l>Der fromm Juͤngling lief bald.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Da er zum Roßſtall kame,</l><lb/> <l>Ein Roßdeck, die war gut,</l><lb/> <l>Er von dem Pferd da nahme,</l><lb/> <l>Zerriß ſie mit Unmuth.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Sein Vater ihn da fraget:</l><lb/> <l>Was ihm die Roßdeck thaͤt:</l><lb/> <l>„Ich bring ſie halb, er ſaget</l><lb/> <l>„Deim Vater an ſein Bett.“</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Das Halbtheil ich behalte</l><lb/> <l>Fuͤr dich, wenn du da ruhſt,</l><lb/> <l>Wo deinen Vater alte,</l><lb/> <l>Du jezt verſperren thuſt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [270/0282]
Recht als ein andrer Hunde
Viel Jahre lag er ſo.
Die Konigin thaͤt ſich legen,
Gebahr ein Sohne gut,
Der ward ein ſtolzer Degen,
Und haͤtt ein frommen Muth.
Als der die Sach erkannte,
Bracht er zu aller Stund
Seim Anherrn Speiß und Tranke,
Was er nur finden kunt.
Er bat ihn an eim Taae
Um eine Roßdeck alt,
Daß er nit kalt da lage,
Der fromm Juͤngling lief bald.
Da er zum Roßſtall kame,
Ein Roßdeck, die war gut,
Er von dem Pferd da nahme,
Zerriß ſie mit Unmuth.
Sein Vater ihn da fraget:
Was ihm die Roßdeck thaͤt:
„Ich bring ſie halb, er ſaget
„Deim Vater an ſein Bett.“
Das Halbtheil ich behalte
Fuͤr dich, wenn du da ruhſt,
Wo deinen Vater alte,
Du jezt verſperren thuſt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |